Mit den 64-Bit-Erweiterungen und Direct Connect konnte sich AMD auf dem Server-Markt bis vor kurzem gegen Intel wacker behaupten. Mit vielen neuen Xeon-Modellen wie etwa ‘Cloverton’ jedoch setzte der Marktführer den ungleich kleineren Konkurrenten AMD stark unter Druck. Zumal Intel vor AMD mit einem Vier-Kerne-Prozessor auf den Markt kommen konnte.
“Wir sind keine Verfechter des Quick-and-Dirty-Ansatzes.” So erklärt Jochen Polster, Geschäftsführer AMD Deutschland, dass die Entwicklung der neuen Quad-Core-Architektur deutlich mehr Zeit in Anspruch genommen habe als beim Konkurrenten Intel. Intel hat, so Polster, lediglich zwei Dual-Core-Prozessoren zusammengeschlossen. “Ob man die auf den Board zusammenfasst oder auf dem System, macht keinen all zu großen Unterschied. Aber man kann es eben viel schneller umsetzen.” Polster tut diese Strategie in erster Linie als Marketing ab. Allerdings blieb dieses ‘Marketing’ nicht ohne Folgen für AMD: “Wir haben dadurch Marktanteile verloren”, gesteht der Geschäftsführer.
Laut Polster haben allerdings viele Anwender auf die neue CPU gewartet, um sich dann erst mit einem neuen Rechner einzudecken. So werde man sich Marktanteile zurückholen. Bis entsprechende Server auf den Markt kommen, kann es allerdings noch etwas dauern. Nach einem der Redaktion vorliegenden IBM-Dokument plant Big Blue erst am 16. November Barcelona-basierte Server anzubieten. Ähnlich wird es sich mit einer ganzen Reihe von OEMs wie Hewlett-Packard, Sun Microsystems, Fujitsu Siemens Computers und Dell verhalten, die ebenfalls neue Server mit dem Opteron angekündigt haben. Barcelona ist für 2p- und 4p-Systeme gedacht.
Im nächsten Quartal will AMD laut Polster zudem eine noch leistungsfähigere Variante des neuen Opteron mit 2,5 Gigahertz auf den Markt bringen. Doch schon das aktuelle Modell liefert Leistung. Prozessorenexperte Kai Schmerer von ZDNet allerdings hat ermittelt, dass der neue AMD-Chip lediglich in Sachen Virtualisierung einen klaren Vorteil gegenüber der Frontsidebus-basierten Intel-Architektur bringt. Für den Desktop-Bereich reicht die von AMD jetzt erreichte Taktfrequenz für die Quad-Core-Chips von 2,0 GHz allerdings nicht aus, um mit der Core-Mikroarchitektur von Intel mithalten zu können. Ob sich also das Warten gelohnt hat, werden erst die kommenden Monate zeigen.
Unabhängig vom Erfolg des Barcelona-Chips ist schon heute klar, dass für die gesamte IT-Industrie zwei konkurrierende x86-Prozessoren-Anbieter unerlässlich sind. “Nicht nur wir als Fujitsu Siemens Computers, sondern die gesamte Industrie hat ein Interesse daran, dass es bei den x86-Architekturen zwei Hersteller gibt”, erklärte Joseph Reger, CTO des Joint Ventures Fujistus Siemens Computing. Zumal auch für den Anwender sei das von Vorteil. Der Vorsprung von AMD habe schließlich Intel gezwungen, technologisch nachzuziehen.
“Für den Herausforderer ist es wichtig, als erster da zu sein. Nun, AMD ist bereits ein halbes Jahr hinter dem eigenen Zeitplan”, erklärt Reger. “Daher ist es wichtig, dass AMD erneut mit einer Technologie in Führung geht. Intel hat zwei Dual-Core zusammengefügt. AMD liegt mit Native Quadcore jetzt wieder vorne.”
Dennoch werden auch mit der neuen CPU bei AMD sicherlich nicht alle Probleme vom Tisch sein. “Native Quadcore ist in jedem Fall besser”, bekräftigt Reger. Jedoch: “Es gibt Fälle, da werden sie einen Unterschied merken, mir fallen aber auch Benchmarks ein, wo sie keinen Unterschied sehen. Das kommt ganz auf die Anwendungen an.” So müssen die Anwendungen in der Lage sein, die Parallelität, die der Prozessor bietet, auch auszunutzen.
Auch Intel wird über kurz oder lang auf eine ‘echte’ Vierkern-Architekur umschwenken. “Wir werden künftig wieder mehr von Amdahls Gesetz lesen”, prognostiziert Reger. Demnach lassen sich Kerne, die untereinander kommunizieren, nicht in beliebiger Anzahl zusammenpacken. Die Anzahl der Kerne werde die Taktrate als wichtigstes leistungssteigerndes Merkmal ablösen. Reger erwartet in den kommenden Jahren 8, 16 und 32 Kerne. Für solche Szenarien ist AMD mit Native Quadcore derzeit zwar besser gerüstet als Intel, dennoch existiere bei der Anzahl der Kerne eine physikalische Grenze, die irgendwann erreicht sein könnte.
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