Kommunikations-Standard SIP stolpert auf der Zielgeraden
Session Initiation Protocol (SIP) – eine der wesentlichen Grundlagen für moderne Kommunikation, die sich in Anwendungen wie Voice over IP niederschlagen kann – ist auf der Zielgeraden. Doch noch sind viele Fragen offen.
Weiße Flecken auf der Standardisierungskarte
Ganz andere Schwerpunkte setzt sich augenscheinlich Avaya, ein Netzwerkkonzern mit solider Erfahrung bei Großveranstaltungen. “Folgende Punkte gilt es bei der Diskussion der SIP-Standardisierungsbemühungen zu berücksichtigen: Die Standardisierung selbst, die Umsetzung von SIP in Form von eigenen Produkten und schließlich die Tests mit anderen SIP-Lieferanten, um die Interoperabilität sicherzustellen”, stellte Hans-Jürgen Jobst, Senior Product Manager Converged Communications bei Avaya, klar. Und diese Punkte will Avaya offenbar getrennt halten.
Denn mit dem dritten Punkt ist Avaya bereits so weit gegangen, eigene Testlabors aufzubauen, in denen die Interoperabilität der eigenen Produkte untereinander sowie die mit den entsprechenden Geräten anderer Hersteller geprüft wird. Allerdings bleiben die Fakten dazu augenscheinlich nicht unter Verschluss, sondern werden dokumentiert. “Bei Avaya heißt dieses Programm DevConnect. Hier engagieren sich mittlerweile über 4000 Firmen”, so Jobst. Die Bedeutung des Programms unterstrich er mit dem Hinweis, dass Avaya derzeit mit Dan Romascanu den Technical Advisor der SIP-Gruppe der IETF stellt.
“Die SIP-Standardisierung ist im Wesentlichen abgeschlossen”, sagte er. “Aktuell geht es vielmehr darum, aus verschiedenen Optionen die richtigen auszuwählen. In vielen Bereichen haben sich schon Quasi-Industriestandards gebildet, in einigen anderen Bereichen ist dieser Prozess noch nicht abgeschlossen. Ein Beispiel ist hier der Carrier-Anschluss der nächsten Generation, der so genannte SIP-Trunk. Hier sind weltweit unterschiedliche Erscheinungsformen zu beobachten”, sagte er. “Wichtig ist, dass alle Marktteilnehmer ihre Produkte interoperabel gestalten.”
Wer das nicht zusammen mit Avaya tun will oder muss, weil er in anderen SIP-relevanten Bereichen tätig ist, bekommt den harten Wind, der beim Ringen um das Protokoll weht, offenbar stärker zu spüren. Mit Nokia ist ein Mobilfunkkonzern beträchtlicher Größe dabei, die mobilfunkseitigen Anpassungen mit zu gestalten. “Die Standardisierung von SIP-Komponenten ist derzeit soweit gediehen, dass die Firmen interoperable Systeme aufbauen können – doch dieses Testen muss auch gemacht werden, es ist bitter nötig”, sagte Hannu Markus, Communications Manager bei Nokia Technology Communications. Der Prozess des Fein-Tuning und der Lösung von Fragen sei schließlich noch nicht abgeschlossen. Dabei sieht er aber noch eine große Lücke zwischen SIP-Standards und den am Markt verfügbaren Implementierungen klaffen. “Grundlegende Sprachtelefonie beginnt schon recht gut zusammen zu wirken, aber fortgeschrittenere Features wie Video, Präsenzfunktionen oder Messaging werden noch gar nicht gut unterstützt”, sagte Markus.