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Deutsche sollen Galileo aufbauen

Damit übernehmen die Deutschen den Betrieb während der kompletten Entwicklungsphase bis 2010. Der Vertrag wurde vom Vorstandsvorsitzenden des DLR, Professor Johann-Dietrich Wörner, und den Geschäftsführern des Galileo-Generalunternehmers European Satellite Navigation Industries GmbH (ESN) mit Sitz in Ottobrunn bei München, Jürgen Ackermann und Cosimo La Rocca, unterzeichnet. Anwesend war auch der Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), Jean-Jacques Dordain.

“Die Vertragsunterzeichnung verdeutlicht das große Engagement und den klaren politischen Willen Deutschlands zur Schaffung eines unabhängigen globalen Satellitennavigationssystems Europas”, sagte Professor Wörner. “Das DLR bringt die Kompetenz des Deutschen Raumfahrtkontrollzentrums in Oberpfaffenhofen und seine jahrzehntelange Erfahrung in der Satellitenkontrolle ein, um die komplexe Aufgabenstellung des Galileo-Betriebs zu realisieren.”

Galileo ist ein gemeinsames Vorhaben der EU und der ESA. Mit dem heutigen Betriebsvertrag wird der letzte große Vertrag der IOV-Phase geschlossen. Sie wird bis 2010 fortgeführt, bis 2012 wird die Galileo-Konstellation mit insgesamt 30 Satelliten ausgebaut.

Das DLR agiert federführend im Netzwerk der Zentren, mit dem der Betrieb des Galileo Satellitennavigationssystems durchgeführt wird. Es handelt sich dabei um eine europäische Kooperation zwischen dem DLR, Telespazio S.p.A. aus Italien, Inmarsat Ltd. aus Großbritannien, Hispasat aus Spanien, dem Centre National d’études spatiales (CNES) aus Frankreich, sowie dem europäischen Raumfahrtkontrollzentrum (ESOC) in Darmstadt.

Parallel zur Testphase mit den beiden Giove-Satelliten wird im Rahmen der Entwicklungsphase (IOV) der Aufbau eines Systems mit zunächst vier Galileo-Satelliten in Angriff genommen. Diese werden mit zwei Doppelstarts der Sojus-Raketen vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou aus in eine Umlaufbahn von circa 23.000 Kilometern Höhe gebracht.

Der heute zwischen dem DLR und ESN Industries unterzeichnete Vertrag umfasst die Vorbereitung und Durchführung aller Betriebsaufgaben in der IOV-Phase. In der Startphase LEOP (Launch and Early Orbit Phase) werden die Satelliten kurz nach der Trennung von der Startrakete in Betrieb genommen und auf ihre endgültige Position manövriert. Das LEOP-Vertragselement befindet sich noch in Verhandlung.

Die daran anschließende IOT-Testphase (In Orbit Testing) dient der Überprüfung aller Systeme sowie dem Nachweis der spezifizierten technischen Parameter. Der Vertrag schließt hierfür den Aufbau einer IOT-Bodenstation in Redu (Belgien) ein. Im anschließenden Routinebetrieb der IOV-Phase werden die vier IOV-Satelliten sowie die weltweite Bodeninfrastruktur von zwei Kontrollzentren in Oberpfaffenhofen (Deutschland) und in Fucino (Italien) aus überwacht und gesteuert. Weiterhin umfasst der Vertrag die Wartung und das Ersatzteilmanagement für die globale Bodeninfrastruktur.

Galileo war zuletzt scharfer Kritik ausgesetzt: Die beteiligten Nationen konnten sich nicht einigen, die Betreiber machten mit Streitigkeiten um die Standorte und die Risikohaftung Schlagzeilen. Nachdem sich Deutschland und Italien jeweils ein Galileo-Kontrollzentrum gesichert hatten, beanspruchte auch Spanien ein solches. Die Firmen wollen bei einem Ausfall zudem nicht für entstehende Schäden aufkommen und die Haftung den EU-Staaten überlassen.

Kürzlich wurde eine Kooperation mit dem amerikanischen Konkurrenzsystem GPS (Global Positioning System) vereinbart. Künftig werde man die gleiche Frequenz benutzen. Empfangsgeräte können dann die Signale kombinieren und zu präziseren Ergebnissen kommen, hieß es in einer Mitteilung der EU. Zudem wahre die Kooperation “gemeinsame Sicherheitsinteressen”. Bereits 2004 haben USA und Europa eine Arbeitsgruppe für die Interoperabilität der zwei Systeme beschlossen. Im Rahmen dieser Arbeitsgruppe wurden das L1C-Signal aus GPS und L1F von Galileo auf Multiplexed Binary Offset Carrier (MBOC) hin optimiert.

Künftige Empfangsgeräte mit Support für MBOC können damit Signale aus beiden Systemen verarbeiten. Vor allem in ungünstigen Umgebungen bei denen Interferenzen, Rauschen, Multipath und Geräusche die Positionierung erschweren, sei das für den Anwender von großem Vorteil. Dennoch erstrecke sich die Kooperation lediglich auf die zivile Nutzung der Frequenzen.

Silicon-Redaktion

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