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MySpace schnüffelt in Profilen nach privaten Daten

“Wir sind mit einer unglaublichen Menge an Informationen über die Vorlieben, Abneigungen und Leidenschaften unserer Nutzer gesegnet”, so Peter Levinsohn, Präsident des MySpace-Eigentümers Fox Interactive Media, gegenüber der New York Times. “Wir haben die Möglichkeit ein völlig neues Werbemuster anzubieten.”

Datenschützer zeigen sich in Anbetracht der Entwicklung jedoch besorgt. “Das Problem ist, dass durch personalisierte Werbung sehr gezielt manipuliert werden kann und die meisten Menschen sich darüber nicht im Klaren sind. Die Frage, die man sich stellen muss, ist, wie frei man seinen eigenen Informationsfluss steuern möchte”, so Christian Leitner von der Datenschutzorganisation quintessenz.

Das neue System durchsucht die Profile der MySpace-Nutzer nach bestimmten Schlagwörtern, anhand derer sie zunächst in eine von zehn Kategorien eingeteilt werden. Doch nicht nur wer sich offen als Finanz-interessierter Mensch ausgibt, kommt in die entsprechende Kategorie. Wer Donald Trump als persönliches Vorbild oder Wall Street als Lieblingsfilm nennt, wird ebenfalls in Betracht gezogen. Im Zuge des ‘Hyper Targeting’, dem zweiten Schritt des Programms, werden Gruppen, wie Sport, Mode, Finanzen, Videospiele, Autos oder Gesundheit in Hunderte weitere Unterabteilungen gegliedert.

Personalisierte Werbung erhöhe die Chance auf einen Kontakt mit dem Nutzer um durchschnittlich 80 Prozent, so die Verantwortlichen bei Fox Interactive Media, einer Abteilung von Rupert Murdochs News Corporation. Laut Richard Greenfield, Analyst bei Pali Research, könnte das neue Werbeangebot für ein monatliches Umsatzplus von 40 Millionen Dollar sorgen. “Dies ist die entscheidende Weiterentwicklung des MySpace-Geschäftsmodells, die seit der Übernahme durch die News Corporation vorbereitet wurde”, so Greenfield. Zusätzlich könnte die neue Werbestrategie für MySpace die Chance darstellen, gegenüber dem Konkurrent Facebook verlorenen Boden wieder gut zu machen.

MySpace möchte seinen Werbekunden zusätzlich Information über jene Nutzer anbieten, die auf ihre Anzeigen reagieren. “Wir wollen dass unsere Kunden danach mehr über ihre Zielgruppen wissen als zuvor”, so Arnie Gullov-Singh von Fox Interactive Media. Datenschützer sind mit dieser Zielsetzung naturgemäß nicht einverstanden. “Man sollte seine Freunde online treffen können, ohne daran denken zu müssen, dass Big Brother, egal ob das Rupert Murdoch oder Mark Zuckerberg (Gründer der Plattform Facebook) ist, zusieht”, so der Datenschützer Jeff Chester.

“Die große Freizügigkeit, mit der Nutzer persönliche Daten auf ihren Profilen veröffentlichen, stellt für die Werbewirtschaft einen unglaublichen Wert dar und kann natürlich auch missbraucht werden”, erklärt Leitner. Personalisierte Werbung sei jedoch nicht grundsätzlich abzulehnen. “Personalisierte Produktinformationen, die ich per Newsletter erhalte, sind etwas völlig anderes, als wenn ich mir gar nicht bewusst bin, dass ich individuell angesprochen und manipuliert werde.”

Silicon-Redaktion

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