Amerikanische Journalisten haben diese Strategie als “Cloud OS” umschrieben. CEO Steve Ballmer selbst nannte das neue Geschäftsmodell ‘Software plus Services’ (SpS, hierzulande als SaS präsentiert). Damit konterkarierte er den vor allem von Salesforce.com geprägten Slogan ‘Software as a Service’ (SaaS). Laut Ballmer wird mit ‘SpS’ Software umschrieben, die durch Online-Dienste ergänzt wird. Das Modell umfasst Desktop Software, das Internet sowie Daten und Anwendungen auf Servern, die als Service angeboten werden könnten. Ballmer zählte die Silverlight-Technologie – Microsofts Pendant zu Adobes Flash – sowie ASP.net, das hauseigene Application Framework, zu den tragenden Säulen des Konzeptes. So will der größte Softwarekonzern endlich auch in Firmen eine dominante Rolle spielen. Und damit in direkte Konkurrenz zu SAP, Oracle und Konsorten treten. Wie ernst es dem Unternehmen damit ist, zeigt ein Interview mit dem Lautsprecher dieser Strategie, Tim O’Brien, Director Platform Strategy.
silicon.de: Herr O’Brien, ihr großes Thema ist Software as a Service (SaaS). Mit diesem Thema ist Microsoft ein wenig spät zugange, Pioniere wie Salesforce.com beackern dieses Feld bereits seit Jahren erfolgreich. Warum hat sich ihr Unternehmen erst jetzt des Themas angenommen?
O’Brien: Sehen Sie sich zunächst mal Microsofts Fußabdrücke im Internet an. Unabhängig von den Business-Applikationen. Nur die Abdrücke unserer Consumer-Produkte. Hunderte von Millionen Anwender setzen Windows Live Messenger oder Windows Live Hotmail ein. Wir haben also eine gewisse Erfahrung mit diesen Dingen. Was nun SaaS betrifft: Ursprünglich hieß es, mit SaaS entkommt man dem “Data Lockin”. Man ist nicht mehr länger abhängig von einem der großen Anbieter von Geschäftsanwendungen, sondern kann seine Daten nun “frei” an einen On-Demand-Anbieter abgeben. Man ist nicht ortsgebunden, weil man seine Daten von überall her abrufen kann. Was aber passiert, wenn man mit diesem Anbieter nicht mehr zufrieden ist?
silicon.de: Die Antwort lautet, dass das SaaS-Modell erst jetzt funktioniert – dank Microsoft?
O’Brien: Das SaaS-Modell funktioniert nur für bestimmte Anforderungen, bestimmte Szenarios. Selbst Nutzer von CRM on Demand haben zumeist auch On-Premise-Anwendungen am Laufen, auf die sie von der SaaS-Applikation aus zugreifen müssen. Die Schwierigkeit ist es, diese Verbindung herzustellen. Die Leute kommen erst jetzt dahinter.
silicon.de: Und weil die Leute jetzt dahinter kommen tritt Microsoft in diesen Markt ein…?
O’Brien: Microsoft tritt in diesen Markt ein, weil es nun die nötige Technologie gibt, weil es die Marktakzeptanz für diese Dinge gibt, und weil sich unseren Partnern damit neue Chancen eröffnen. Aber auch andere, marktstrategische Gründe, nicht nur technische, zeigen uns, dass dies ein vitaler Markt ist.
silicon.de: In Ihrer Präsentation haben Sie von Software-Services als die “Konsumerisierung der IT” gesprochen. Können Sie das näher erläutern?
O’Brien: Ja, damit bezeichne ich eins der Hauptphänomene der heutigen Geschäftswelt. Dass nämlich Anwender heute im Privatleben selbstverständlich Web 2.0 Technologien einsetzen und diese dann genauso selbstverständlich an ihrem Arbeitsplatz nutzen wollen. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist der Instant Messenger. Der war ursprünglich zum Chatten im privaten Umfeld gedacht, heute nutzt ihn jeder wie selbstverständlich am Arbeitsplatz. Das schlagende Argument von Instant Messaging ist Präsenz.
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