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Bewerber für IT-Jobs oft unqualifiziert

Dieser Ansicht sind offenbar viele Unternehmen. So seien die Durchfallquoten in so genannten Praxis-Tests meist sehr hoch. Das mag aber vielleicht auch an den übersteigerten Erwartungen einiger Arbeitgeber liegen, die mit zu hoch gesteckten Anforderungsprofilen das Groß der Hochschulabsolventen schlicht überfordern.

Eines der Unternehmen, das sich jetzt in der Debatte über den Fachkräftemangel einschaltet, ist der Hattinger Netzwerkmanagement-Spezialist T&A Systeme. Hier macht man knappe Lehrpläne an den Universitäten sowie wenig zielgerichtetes Studieren für das Dilemma verantwortlich: “Wir haben in Deutschland das Problem, dass die Ausbildung an Universitäten und Fachhochschulen viel zu theoretisch ist und an den tatsächlichen Herausforderungen im Berufsalltag vorbeigeht”, sagt Alexander Zinn, Geschäftsführer des Integrators.

Das Unternehmen prüft Bewerber in Tests, die einen sehr starken Bezug zu realen Projekten haben. “Die Durchfallquote liegt bei 80 Prozent”, berichtet Zinn. Er führt Probleme und Verzögerungen bei komplexen IT-Projekten auf die theoretische Fokussierung in der Ausbildung zurück. Oft reiche dieses theoretische Wissen nicht aus, um den Bewerber in der Praxis bestehen zu lassen.

Daher fordert Zinn bei der Ausbildung von Fachkräften, stärker auf den praktischen Bezug zu achten. “Es kann nicht sein, dass jemand mit einer vollständigen beruflichen Qualifikation bei seinem Arbeitgeber quasi wieder bei Null anfängt, und dieser viel Zeit und Geld aufwenden muss, um den neuen Mitarbeiter fit für den beruflichen Alltag zu machen”, beschwert sich der Geschäftsführer.

Zinn fordert von seinen Bewerbern neben der fachlichen Qualifikation zudem hohe soziale und kommunikative Kompetenzen, was aber gerade bei der Ausbildung von IT-Fachkräften vernachlässigt werde. “In der Praxis ist der reine IT-Techniker mittlerweile längst nicht mehr gefragt. Kunden verlangen Spezialisten, die aber auch intermediär arbeiten und sich rasch in die Unternehmensabläufe und -strukturen hineindenken können”, sagte Zinn.

Die Kandidaten selbst fordert Alexander Zinn dazu auf, sich früh Gedanken darüber zu machen, welche Position sie im späteren Berufsleben bekleiden wollen – und wie dieses Ziel am besten zu erreichen ist. “Viele Schulabgänger haben heute nur eine nebulöse Vorstellung von dem, was sie einmal beruflich machen wollen. Deshalb studieren sie nicht mit vollem Einsatz, wechseln das Fachgebiet oder brechen ganz ab.” Um sich in komplexen Netzwerk-Infrastrukturen bewegen zu können, müsse der Mitarbeiter aber mit vollem Herzen dabei sein und die Bereitschaft haben, “nachts aufzustehen, um ein Problem zu lösen.”

Für Stirnrunzeln sorgt bei den Netzwerk-Experten von T&A Systeme die Tendenz, dass viele Hochschulabgänger im IT-Bereich unmittelbar nach dem Abschluss eine Position bei einem großen und bekannten Unternehmen anstreben. “Ausschlaggebend mögen hierfür ein gestiegenes Sicherheitsbedürfnis und die Aussicht auf ein höheres Gehalt sein”, mutmaßt Zinn. Diese Argumente könnten aber schnell entkräftet werden: “Gerade ein mittelständischer Unternehmer legt sehr viel Wert auf Sicherheit, da er bei einem Scheitern des Unternehmens selbst die Konsequenzen tragen muss – und das Gehalt hängt von der Anzahl und Zufriedenheit der Kunden ab – das ist bei den Großen nicht anders als bei den Kleinen.”

Was meinen Sie? Wie steht es um die Qualifikation des deutschen IT-Nachwuchses? Was sind Ihre Erfahrungen? Schreiben Sie Ihre Meinung der silicon.de-Chefredaktion.

Silicon-Redaktion

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