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Fachkräftemangel: If you pay peanuts you get monkeys

So läge die Durchfallquote in so genannten Praxis-Tests meist sehr hoch. Zinn forderte bei der Ausbildung von Fachkräften stärker auf den praktischen Bezug zu achten.

silicon.de fragte seine Leser nach ihrer Meinung – und erhielt einen überwältigenden Rücklauf. Dabei hielten sich die Unterstützer der These von Herrn Zinn sowie die Vertreter der Meinung, wonach sich die Unternehmen selbst an die Nase fassen müssten, die Waage.

Unterstützung erfährt Zinn zuallererst von den angehenden Informatikern selbst. “Student” etwa gibt Zinn “100 Prozent Recht”. In zehn Wochen Praktikumseinsatz bei der IT-Organisation der Sparkasse habe er mehr gelernt als in 4 Semestern Studium. Er empfiehlt allen angehenden Fachkräften, während des Studiums Praktika zu leisten. Nur so werde man für die späteren Anforderungen fit.

Auch L. H. bescheinigt Zinn, “genau den Punkt zu treffen”. Als Systemadministrator im Mittelstand studiert er berufsbegleitend an einer Fachhochschule Wirtschaftsinformatik. Dabei würden “sehr veraltete Themen” – er führt als Beispiel Cobol an – aufgegriffen und beigebracht. Das Studium sei “nur” theoretisch und gehe sehr an der Praxis vorbei. Veraltete Ausstattung an Hardware erschwere das beispielhafte darstellen von Testumgebungen und Simulation zusätzlich. Weiteres Manko seines Studiums: “Soziale Kompetenzen wird an unserer FH gar nicht weitergebildet. Mitarbeiterführung, Motivation und Rhetorikkurse werden nur zusätzlich angeboten, um noch mehr Geld zu verdienen.”

S. K., in leitender Position bei einem Dienstleister tätig, stößt ins selbe Horn und erklärt, dass Zinn “unsere Erfahrungen mit “qualifizierten” IT-Bewerbern 1:1 wiedergibt”. Man werde demnächst an der Suche nach geeigneten jungen Fachkräften “schier verzweifeln”. Spätestens bei Fragen, die auch in die Tiefe gehen oder auf Problemstellungen aus der täglichen Praxis abzielen, seien die Bewerber blank. Kaum einer könne im Bewerbungsgespräch zumindest so weit überzeugen, dass man ihn überhaupt “auf den Kunden loslassen” möchte. Krack mahnt genau wie Zinn dringend einen höheren Praxisbezug an den Universitäten an. Andernfalls hätten junge Leute keine realistische Chance, nach dem Studium auch eine vernünftige Anstellung zu finden. Man überlege mittlerweile, sich als Ausbildungsbetrieb zu qualifizieren. Zwar müsse man dann noch viel Zeit und Aufwand investieren, doch dann habe man wenigstens brauchbare IT-Fachkräfte.

Damit fasst Krack an die Nase des eigenen Unternehmens. Genau das fordert ein Gutteil unserer Leser. D. G. etwa fragt: “WAS sollen denn die Absolventen können? Einen DNS-Server einrichten? Die Schichten des Protokolls TCP/IP kennen? Webseiten erstellen? Unix-Systeme konfigurieren? Kabel patchen? Und was ist mit der kommunikativen und sozialen Seite der Unternehmen?” Die Unternehmen machten es sich zu leicht, wenn sie den Hochschulen den schwarzen Peter zuschöben: “Die eigene Unfähigkeit in den Ausbildungen kann man den Hochschulen nicht anlasten”, so D. G.. Denn “in jedem Ausbildungsberuf fängt die eigentliche Ausbildung nach der Ausbildung an”. Sein Fazit: “Unsere Hochschulen besitzen weltweit einen exzellenten Ruf, nur im eigenen Land scheinbar nicht.”

K. L. sieht diesen Ruf jedoch durch jüngst eingeführte Maßnahmen gefährdet. Seine Beobachtung: “In den letzten Jahren wurde das Ausbildungssystem in Europa – im Besonderen im deutschsprachigen Raum – durch ein, mit Verlaub gesagtes – ‘verblödetes’ angloamerikanisches System ersetzt.” Dies äußere sich darin, dass ein mehrstufiges System, dass verschiedene Absolventen – als da wären Facharbeiter, Ingenieur, Diplomingenieur und Doktorand – durch ein “Duales System” ersetzt habe, dass nur mehr den Uni-Absolventen und “nichts” kenne. Unternehmen schrieen nach Akademikern, wunderten sich dann aber, dass diese keine Ahnung von der Praxis haben (“woher auch?”). Unternehmen sollten sich ihren Nachwuchs “bedarfsgerecht selbst ausbilden”. Außerdem gibt er zu bedenken: “If you pay peanuts, you get monkeys”.

D. R. unterstützt die Forderung nach mehr Ausbildung durch Unternehmen uneingeschränkt. “Nötig wäre ein wirkliches Engagement der Industrie in die Ausbildung des Nachwuchses. So könnten die etwas älteren Fachkräfte für die Ausbildung der Jüngeren eingesetzt werden.” Überhaupt sieht Röhling die “IT-Senioren” in der Pflicht. “Ich bin sicher, dass es genügend davon gibt, welche auch auf der Höhe der technischen Entwicklung sind und mit Freude solche Aufgaben übernehmen würden.”

Auch T. P. bezeichnet die Vorstellungen der Arbeitgeber als wenigstens ebenso “nebulös” wie die der jungen Menschen über seinen beruflichen Werdegang. Auch er erklärt: “Herr Zinn und Kollegen sind gehalten sowohl ihre Anforderungen  als auch den konkreten, realen, praktischen Berufsalltag transparent zu machen und detailliert aufzuzeigen. Dann haben die Bewerber auch die Chance, sich darauf einzustellen.” Er berichtet: “Heute werden in Deutschland wieder Studiengebühren erhoben, die Förderung der Bildung geht zurück. Die Ausbildung wird also von der öffentlichen Hand und vom Studierenden selbst bestritten. So lange das so ist, und die Industrie die Ausbildung nicht mit finanziert, wird sich das kaum ändern. Oder kurz gesagt: Wenn jemand erwartet, dass eine Ausbildung, die er selbst nicht durchführt und nicht einmal fördert, genau seine Bedürfnisse befriedigt, dann ist das schlicht naiv.” Die Forderung nach der Einbindung älterer Semester in die Ausbildung – beziehungsweise als gleichwertiger Ersatz für nicht vorhandene junge Fachkräfte – wurde übrigens des Öfteren erhoben.

Als vorläufiges Fazit lässt sich also festhalten, dass Zinn mit seiner Aussage, die hiesigen Hochschulen seien sehr theorielastig, durchaus nicht verkehrt liegt. Dies bestätigten eigentlich alle Diskutanten. Ob dies wirklich schlecht ist, wird jedoch dahingestellt. Denn einhellig wird eine zusätzliche und praxisorientierte Ausbildung durch die Arbeitgeber eingefordert. Dazu könnten und sollten durchaus ältere und erfahrene Mitarbeiter herangezogen werden. Offenkundig klug wäre es, diese Ausbildung als Praktikum anzubieten.

Eine sehr interessante Perspektive auf das Problem eröffnet Dr. H. D.. Er erwarte gerade von Hochschulabgängern Bildung und hohe persönliche Kultur sowie die Fähigkeit, “sich auf Grund seiner Intelligenz und hohen theoretischen Vorbildung schnell und flexibel in praktisch jedes Gebiet einarbeiten zu können”. Genau hier liege aber der Hund begraben: “Das Hauptproblem dürfte aber sein, dass einem sehr guten Naturwissenschaftler die Tätigkeit im IT-Dienstleistungsumfeld viel zu langweilig ist und eigentlich keine Herausforderungen darstellt. Wenn er wirklich gut ist, wird er sich eher in der Forschung und Entwicklung tummeln wollen. Das ist auch der Grund dafür, dass es in der IT-Branche so wenige wirklich gute Fachkräfte gibt, und dies trifft erst recht für den Vertrieb zu: für einen hochbegabten intelligenten Menschen kann es wohl nichts Langweiligeres geben!”

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Silicon-Redaktion

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