Manager rechnen sich damit Kosteneinsparungen im Millionenbereich aus. Auch das in Brüssel ansässige Globalization Institute hatte die Europäische Kommission dazu aufgefordert, in der EU nur noch Computer ohne vorinstalliertes Betriebssystem zum Verkauf zuzulassen. Das Institut vermutet in der Folge ein mehr an Innovation und Wettbewerb auf dem Sektor für Betriebssysteme.

Silicon.de brachte dazu vor wenigen Tagen einen ausführlichen Beitrag und fragte seine Leser, was sie von nackten PCs halten. Der Rücklauf war überwältigend. Nachfolgend eine Zusammenfassung.

Erstes Fazit: Professionelle Anwender und IT-Manager stünden Rechnern ohne vorinstalliertes Betriebssystem eher positiv gegenüber. G. S. etwa bekennt: “Ja, für uns wäre das ein finanzieller Vorteil, da wir sowieso alle Rechner mit der speziell auf unsere Bedürfnisse gefixten Betriebssystem-Version des Rechenzentrums installieren müssen.” In genau das selbe Horn stößt auch der in einer Bank beschäftigte M. S.: “Wir kaufen ohne Betriebssystem. Wir installieren jeden PC von Grund auf neu, selbst wenn er – wie bei Notebooks der Fall – mit Betriebssystem geliefert wird.”

S. W., in führender Position bei einem großen Mittelständler aus dem Saarland tätig, rät zu einem besonnenen Vorgehen: “Meiner Meinung nach sollte es beide Optionen geben. In meiner Funktion muss ich abwägen zwischen einem schnellen Einzel-Rollout oder einem Massen-Rollout. Im ersten Fall sind vorinstallierte Betriebssysteme vorteilhaft in Punkto Geschwindigkeit, im zweiten Fall kann ich mich der Standardisierung bedienen, um einen gut geplanten und somit schnellen Rollout zu gewährleisten. Insofern bin ich in einem KMU auf Verträge mit den Herstellern angewiesen, um flexibel reagieren zu können.” Zu bedenken sei auch das bereits vorhandene Inventar und wie die neuen Rechner sich darin einfügen: “Zudem bieten alle gängigen Betriebssystemhersteller und – Provider bereits in der Basis Systemmanagement an, um damit schon eine gewisse Standardisierung zu erreichen. Alles Weitere kann man optional über zusätzliche Systemmanagement-Applikationen entsprechend verwalten.” Sein Fazit: “Es geht nicht um die Monopolisten in dem Bereich, sondern darum, was ein Anwender zu bedienen in der Lage ist. Wenn die Schulungskosten den Kostenvorteil bei einem Betriebssystemwechsel übersteigen, haben wir im Endeffekt nichts erreicht, außer sagen zu können, wir sind unabhängig.”

J. W. geht direkt auf den Vorstoß der EU ein: “Ein Gesetz zu formulieren, nur um das Matchen von Angebot und Nachfrage zu verschieben, ist generell keine sinnvolle Vorgehensweise. Eine staatliche Regelung, um Hardware von der Software zu trennen, ist schlichtweg unnötig und behindernd. Es gilt das Gesetz der freien Marktwirtschaft, der freien Angebotserstellung und der freien Entscheidung der Nachfrage.” Der professionelle Anwender habe doch bereits die Wahl: “Bereits heute ist es möglich, PCs sowohl mit, als auch ohne Windows-Betriebssystem auf dem Markt zu erhalten. Macht dies jeder Anbieter? Sicherlich nein. Aber der Kunde ist niemals gezwungen, einzig und allein bei diesem einen Anbieter einzukaufen, der seine PCs nur mit Windows ausliefert.”

Normal-User wären dagegen mit der Installation eines Betriebssystems – gleich welcher Couleur – inklusive aller nötigen Treiber und Zusatzsoftware wohl überfordert. S. P. ist sogar überzeugt, “sollten PCs ohne alles verkauft werden, wird sich im Endeffekt nicht viel ändern. Wie war das noch mit dem Mediaplayer? Windows wurde auch mal ohne angeboten. Was haben die User gekauft? Das mit dem Mediaplayer.” Auch S.H., angestellt in einem sächsischen Ingenieurbüro, zeigt sich überzeugt: “Für die ‘Normaluser’ ist es sinnvoll, dass das Betriebssystem vorinstalliert ist. Die wenigsten sind in der Lage, ein Betriebssystem überhaupt ordnungsgemäß zu installieren.” Ebenso sieht S.W., beschäftigt in einem Baden-Württembergischen Verlagshaus, die Lage: “Die Installation von Windows und das notwendige Suchen nach Treibern wäre für viele Benutzer aufwändiger, als die ‘fertige Kiste’ auf den Tisch zu stellen.” Er meint jedoch auch, dass “nackte” PCs tatsächlich die Wettbewerbssituation entzerren könnten: “Andere Betriebssystem hätten eine faire Möglichkeit auch mal zum Zuge zu kommen.” Ob sich das für die Anwender rechne, stellt er dahin: “Vermutlich wäre eine Kombination von Hard- und Software dann teurer als ein MS-gesponsortes Bundle. Für PC-Hersteller wäre es zudem schwieriger, Support zu leisten.”

Mehrere der silicon.de-Leser halten zudem die Fahne der Gerechtigkeit und Markttransparenz hoch. A.S. etwa würde eine Regelung begrüßen, auch Hardware ohne Betriebssystem kaufen zu können. Zumindest die Wahlfreiheit muss in einem freien Markt bestehen, “Stichwort Marktdominanz eines Herstellers und Ausnutzung dieser mit Zwangsmitteln”. Auch glaubt er, dass Microsoft seine Bilanzen durch ein vorinstalliertes Betriebssystem schönt. Gleiches findet K.J., der zudem “ein deutliches Umdenken auch in Richtung Linux” wahrnimmt. Bei vorinstallierten Windows-PCs kaufe ein Kunde ein Betriebssystem, “das er teuer bezahlt, aber in der Schublade liegen lässt. So kann MS auch seine Verkaufszahlen von Vista schönen.” Seine Beobachtung als Verkäufer: “Bei mir lassen etliche Kunden die neuen PCs und Laptops wieder auf XP oder auch Linux umstellen.”

Abschließend: Keine Befragung zum Thema Betriebssysteme ohne die Stimmen der Linux-Enthusiasten: V.G. etwa erklärt stellvertretend für viele: “Der Vorteil der Entkoppelung liegt klar auf der Hand, und das sogar dreifach. Zudem würde dies bedeuten, dass die Softwareentwicklung auch andere Anforderungen bekäme. Und die Kunden sehen endlich die Vorteile von Open-Source-Betriebssystemen. Wer dann noch unbedingt Windows haben will, kann es sich ja dazukaufen, wird sich dann aber über die horrenden Preise für eine Windowslizenz aufregen. Geschieht denen nur recht.”

Silicon-Redaktion

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