Während das Inlandsgeschäft nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges langsam wieder anlief, blieb der Auslandsabsatz zunächst völlig unbedeutend. Dies sollte sich erst Mitte der 1950er Jahre ändern – nachdem es gelungen war, nicht nur die beschlagnahmten Auslandsgesellschaften, sondern auch die Besitzrechte an Patenten und Marken zurückzuerwerben. Entsprechend gelang es dem Siemens-Konzern, seine Weltmarktposition bis Mitte der 1960er Jahre zurückzugewinnen.
Das Jahr 1966 setzte einen Meilenstein: Mit dem Ziel, die unterschiedlichen Aktivitäten des Unternehmens zu bündeln, wurden die Siemens & Halske AG, die Siemens-Schuckertwerke AG und die Siemens-Reiniger-Werke AG zum 1. Oktober 1966 in der Siemens AG vereinigt.
Drei Jahre später trat die so genannte Grundordnung der Siemens AG in Kraft. Mit ihr wurden zentrale Arbeitsgebiete in sechs Unternehmensbereichen zusammengefasst. Einzelne Teilgebiete wurden in rechtlich selbstständigen Gesellschaften weitergeführt: 1967 gründete man die Bosch-Siemens Hausgeräte GmbH. 1969 führten Siemens und die AEG ihre Tätigkeiten im Kraftwerkbereich in einer gemeinsamen Tochter zusammen, der Kraftwerk Union AG, die 1977 vollständig von Siemens übernommen wurde.
Zu diesem Zeitpunkt war das Unternehmen längst der größte private Arbeitgeber Deutschlands geworden. Die Mitarbeiterzahl überstieg 1960 erstmals 200.000, 1972 sogar 300.000. Der Umsatz kletterte von 1 Milliarde DM 1951 auf 11 Milliarden DM 1970.
Ende der 1980er Jahre wurde Siemens im Zeichen der Internationaliserung erneut umstrukturiert. Die Unternehmensbereiche wurden in 15 beweglich operierende Einheiten gegliedert. Innerhalb dieser dezentralen Struktur erhielten die operativen Einheiten mehr Eigenverantwortung. Entsprechend entwickelte sich Siemens während der 1990er Jahre von einer überwiegend auf öffentliche Auftraggeber in regulierten Märkten ausgerichteten Firma zu einem im globalen Wettbewerb stehenden Unternehmen.
Als größtes europäisches Unternehmen der Computer-Branche entstand 1990 die Siemens Nixdorf Informationssysteme AG, die 1999 zu großen Teilen in die Fujitsu Siemens Computers AG eingebracht wurde. In den USA übernahm Siemens 1998 zum Beispiel das fossile Kraftwerksgeschäft von Westinghouse, um die Ertragskraft des Bereichs Energieerzeugung zu stärken.
Um die Präsenz auf dem amerikanischen Markt auszubauen, folgte 2001 die Notierung der Siemens-Aktie an der New York Stock Exchange. Wurde Anfang der 1990er Jahre noch fast die Hälfte des Geschäfts in Deutschland gemacht, stieg der Anteil des internationalen Geschäfts bis ins Jahr 2006 auf knapp 80 Prozent. Heute liegen die regionalen Schwerpunkte mit knapp einem Drittel in Europa (Deutschland nicht eingerechnet), mit gut einem Viertel in Nord- und Südamerika sowie mit rund 15 Prozent im Wachstumsmarkt Asien-Pazifik.
Das Geschäftsportfolio wandelte sich in den vergangenen Jahren erheblich. So wurde das gesamte Arbeitsgebiet Bauelemente abgegeben (heute Infineon und Epcos). Große Teile der Telekommunikationstechnik wurden 2006 in das Joint Venture Nokia Siemens Networks eingebracht.
Gleichzeitig kaufte Siemens in den Bereichen Energie, Industrie und Gesundheitswesen zu. Allein im Geschäftsjahr 2006 wendete das Unternehmen für Firmenkäufe und Beteiligungen mehr als 6 Milliarden Euro auf.
Im Geschäftsjahr 2007 wurde Siemens mit schweren Korruptionsvorwürfen konfrontiert. Im Zuge der Affäre kam es unter anderem zu erheblichen Veränderungen im Siemens-Management. Seit Juli 2007 ist Peter Löscher Vorsitzender des Vorstands. Mit ihm steht erstmals ein Nicht-Siemensianer an der Spitze des Konzerns.
Bei seinem Amtsantritt kündigte Löscher an, das Vertrauen der Öffentlichkeit in Siemens wieder herzustellen zu wollen. Ein erster Schritt dazu ist – neben der Einführung eines Compliance-Programms – das zum 1. Oktober 2007 neu geschaffene Vorstandsressort für Recht und Compliance.
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