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Virtuelles Kaffeekränzchen mit dem Nachbarn

Das Unternehmen bietet Passwort-geschützte Websites etwa für Appartement-Wohnhäuser, die es den Bewohnern ermöglichen, Bilder, das Lieblingsrestaurant um die Ecke oder etwa Probleme mit dem Fahrstuhl zu offenbaren. Ganz uneigennützig ist das Engagement freilich nicht. Für die Einrichtung des Social-Networking-Services muss der Hausbesitzer eine einmalige Gebühr von knapp 6000 Dollar berappen.

Experten gestehen der Geschäftsidee einiges an Potenzial zu. “Im selben Gebäude zu leben, heißt, denselben sozioökonomischen Hintergrund und ähnliche Interessen zu haben”, zitiert die New York Times (NYT) die Forrester-Research-Analystin Charlene Li. Allerdings werde das Geschäft mit den Nachbarschafts-Homepages wohl eher auf Großstädte beschränkt bleiben, gibt die Analystin zu bedenken.

“Mir gefällt LifeAt.com als Geschäftsmodell sehr gut”, sagte Clemens Cap, Professor am Lehrstuhl Informations- und Kommunikationsdienste der Universität Rostock. Die Website spreche eine sehr spezifische, finanzkräftige Klientel an. Dadurch sei es möglich, sehr gezielt Werbung zu machen und exklusive Werber an Bord zu holen, meint Cap.

Allen Unkenrufen zum Trotz hat LifeAt.com seit dem Start im März dieses Jahres bereits 335 Gebäude für seinen Service gewinnen können. Noch bis zum Jahresende sollen 600 weitere hinzukommen. Noch teilt LifeAt.com die Werbeeinnahmen nicht mit den Hausbesitzern. Das könne sich aber ändern, wie LifeAt.com-Chef Matthew Goldstein verrät. In knapp zwei Drittel der Gebäude, die bereits über ein Social Network verfügen, haben die Bewohner eigene Homepages eingerichtet.

LifeAt.com ist nicht das einzige Portal, das versucht, aus dem Austausch von Informationen unter Nachbarn Profit zu schlagen. So betreibt etwa die Website MeetTheNeighbors.org seit Ende 2004 einen Social-Networking-Service für Appartement-Bewohner. LifeAt.com ist aber bisher das einzige Portal seiner Art, das mit dem Service gutes Geld verdient. Die Faszination eines solchen Nachbarschafts-Netzwerks erklärt Tara Brooks, die in einem Appartementhaus mit 300 Wohneinheiten lebt, in der NYT so: “Es ist wie MySpace, aber sehr viel intimer, weil man weiß, dass alle Menschen, die man dort kennen lernt in der Nähe wohnen.”

Websites mit Ortsbezug sind dem Medienexperten Cap zufolge auch in Deutschland im Kommen. “Wenn ich die Möglichkeit habe, jemanden real zu treffen, kommen ganz andere Elemente zum Tragen”, so Cap. Zudem entfalle das Problem des fehlenden Vertrauens. In Diskussion sind darüber hinaus bereits weitere Community-Modelle – etwa eine Plattform für Mitarbeiter von Fluggesellschaften, die sich über ihre Erfahrungen im Ausland austauschen und treffen können.

Silicon-Redaktion

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