Verisign: Vier Billionen Anfragen am Tag
Joachim Gebauer, Verisign Regional Technical Manager, spricht im silicon.de-Interview über die steigenden Anforderungen an die Internet-Infrastruktur und die Zunahme der Hackerangriffe.
Verisign wurde 1995 gegründet und hat weltweit derzeit 4000 Mitarbeiter. Der Ertrag lag im Jahr 2006 bei 1,58 Milliarden Dollar.
Das Unternehmen betreibt zwei der weltweit 13 Internet-Root-Server: a.root-servers.net und j.root-servers.net. Wichtige Geschäftsbereiche sind die Verwaltung der Webadressen mit der Endung .com oder .net sowie die Sicherung von Online-Transaktionen.
silicon.de: Verisign stellt die Infrastruktur für die .com und .net-Adressen. Wie hat sich die Auslastung dieser Infrastruktur in den vergangenen zwei Jahren entwickelt?
Joachim Gebauer: Die Auslastung wächst rapide und wir stellen uns darauf ein. Im Februar hat Verisign das ‘Projekt Titan’ gestartet. Damit wollen wir die Infrastruktur erweitern – sowohl in Sachen Skalierbarkeit als auch vor Ort. Wir investieren zudem in neue Monitoring- und Security-Systeme, um mit dem Traffic-Anstieg Schritt zu halten und das Internet gegen Cyberangriffe zu schützen.
In den nächsten drei Jahren wird Verisign seine Kapazität für DNS-Anfragen auf 4 Billionen am Tag erweitern. In Sachen Bandbreite werden wir unsere Systeme in diesem Zeitraum auf 200 Gigabit pro Sekunde ausbauen. Heute sind wir noch bei 20 Gigabit pro Sekunde.
silicon.de: Was sind die größten Herausforderungen beim Handling der .com und .net-Adressen?
Gebauer: Das sind zum einen neue Techniken wie Next Generation Network, Web Services und Machine-to-Machine-Interaktionen. Marktforscher gehen zudem davon aus, dass sich die Zahl der Internetnutzer bis zum Jahr 2010 auf 1,8 Milliarden verdoppeln wird. Viele der etwa 2 Milliarden Handys werden dann Web-fähig sein. Millionen Haushalte werden Internetdienste wie VoIP und IP-TV nutzen.
Die Internet-Infrastruktur muss außerdem an einigen Stellen neu ausgerichtet werden, um sie gegen Angriffe zu schützen. Die Zahl der Cyberattacken steigt und die Methoden werden immer raffinierter. Nach Angaben des ‘Computer Emergency Response Team’ der Carnegie Mellon University ist die Anzahl der Hackerangriffe seit dem Jahr 2000 um 700 Prozent gestiegen.
Die Kriminellen greifen mittlerweile auch Regierungsseiten an, so etwa im vergangenen Jahr. Online-Händler wurden bedroht, indem Hacker Tausende von Computern ohne Wissen der Besitzer zusammenschalteten und dann Überlastungsattacken starteten. In einem Fall waren 1500 Webseiten betroffen, darunter große Internet Service Provider.
silicon.de: Verisign zählt zudem zu den größten Anbietern von Lösungen für den sicheren Handel im Web. Wie sicher ist der Handel im Internet?
Gebauer: Ein nette Frage, ein bisschen wie ‘Wie sicher ist es, ein Auto zu fahren?’. Über die Internet-Sicherheit zu sprechen heißt, über verschiedene Layer der Sicherheit zu sprechen: Firewall, Anti-Virus-Lösungen, sichere Webseiten, SSL-Zertifikate, Authentifizierung, das Verhalten der Privatanwender und der Unternehmen. Verisign berät in all diesen Bereichen.