Nvidias Grafikkarten knacken Passwörter

ElcomSoft ist spezialisiert auf Software, mit der der Zugriff auf Daten selbst bei verloren gegangenen oder vergessenen Kennwörtern ermöglicht werden soll. Unterstützung bekamen die russischen Entwickler nun von Grafikkartenhersteller Nvidia, der Anfang des Jahres ein Entwicklertool vorgestellt hatte, mit dem die GPU auch zur Berechnung von Arbeitsprozessen verwendet werden kann. Das Tool nutzt ElcomSoft in Verbindung mit der GeForce-8-Karte. Das daraus entstehende Hardware-/Softwarepaket erlaube es Entschlüsselungsprofis, Rechner zusammenzustellen, so das Softwareunternehmen in einer Aussendung.

Noch bis vor kurzem war es nicht möglich, den Prozessor der Grafikkarte für Anwendungen wie die Wiederherstellung von Passwörtern zu verwenden. Ältere Grafikchips konnten ausschließlich Fließkomma-Kalkulationen durchführen, für die meisten kryptographischen Algorithmen werden aber Festkomma-Operationen benötigt. Die aktuellen Grafikchips sind nun in der Lage, diese Berechnungen durchzuführen. Mit 1,5 Gigabyte Speicher und bis zu 128 Prozessoreinheiten seien viele dieser Chips sogar besser für solche Operationen geeignet als herkömmliche CPUs, so ElcomSoft. GPUs funktionieren als Multiprozessoren, mit multiplen Registern, Shared Memory und Cache. Die Passwortsoftware greift nun auf diese Leistung zu. Da High-End-Motherboards bereits heute mit bis zu vier Graphikkarten gleichzeitig arbeiten können, werden in Zukunft noch schnellere Möglichkeiten der Passwortrettung bereitstehen, ist ElcomSoft überzeugt.

Als Beispiel für die Leistungsfähigkeit der patentierten Technologie führt das Unternehmen die Wiederherstellung eines achtstelligen Login-Passworts für Windows Vista an, das aus klein- und großgeschriebenen Buchstaben besteht. Mit der Brute-Force-Technik müssten 53 Billionen Passwörter überprüft werden. Ein aktueller Dual-Core-Rechner würde rund zehn Millionen Kennwörter pro Sekunde prüfen können. Damit dauere es etwa zwei Monate, das richtige Passwort zu finden. Durch die Miteinbeziehung der GPU lasse sich der Zeitraum auf drei bis fünf Tage verringern, so ElcomSoft.

Der Leistungsfähigkeit ihrer Chips sind sich natürlich auch die Hersteller der Grafikkarten bewusst. So bietet Nvidia unter dem Namen Tesla eine Produktfamilie für den Bereich von High-Performance-Computing an. Die Produkte richten sich an Wissenschaftler und sollen Dektop-PCs zu erheblich mehr Leistung verhelfen. “Zwei dieser GPUs in einem Standardcomputer verbaut, verwandeln die Workstation in einen Superrechner, der bis zu acht Teraflops Rechenpower liefert”, erklärte Nvidia-Sprecher Jens Neuschäfer. Die Tesla-GPU besteht aus 128 parallelen Prozessoren und kommt auf eine Rechengeschwindigkeit von bis zu 518 Gigaflops. In einer aktuellen CPU sind etwa 80 Millionen Transistoren verbaut, die Rechenoperationen hintereinander abwickeln. Eine Tesla-GPU verfügt über 700 Millionen Transistoren, wodurch sie mehr Rechenschritte parallel abarbeiten kann.

Silicon-Redaktion

Recent Posts

Alle Prozesse im Blick: IT-Service Management bei der Haspa

Wo es früher auf Buchhalter, Schreiber und Boten ankam, geht es heute vor allem um…

14 Stunden ago

Wie generative KI das Geschäft rund um den Black Friday verändert

Mit KI-Technologien lässt sich das Einkaufserlebnis personalisieren und der Service optimieren, sagt Gastautor Gabriel Frasconi…

15 Stunden ago

Banken und Versicherer sind KI-Großabnehmer

Ein Großteil der weltweiten KI-Gelder fließt in den Finanzsektor. 2023 wurden in der Branche 87…

1 Tag ago

Siemens legt 10 Milliarden Dollar für Software-Spezialisten auf den Tisch

Die Übernahme des US-amerikanischen Anbieters Altair Engineering soll die Position im Markt für Computational Science…

2 Tagen ago

Standortübergreifender KI-Einsatz im OP-Saal

Ein deutsch-französisches Projekt hat hybride Operationssäle entwickelt, die durch 5G-Netz und KI neue Anwendungen ermöglichen.

2 Tagen ago

OT-Security braucht zunächst Asset-Transparenz

Unternehmen wissen oft nicht, welche Geräte in der Produktion eine IP-Adresse haben, warnt Peter Machat…

5 Tagen ago