Neuer Chef für die ICANN
Der neuseeländische Anwalt Peter Dengate Thrush, ein Board-Mitglied der ICANN, ist nun der neue Chairman der Internet-Organisation.
Thrush ist bei der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) ein Mann der ersten Stunde und wurde nun als dritter Chairman der Organisation gewählt. Er folgt auf den charismatischen Vint Cerf, der sich mit den Worten: “Meine Zeit ist abgelaufen” von seinem Posten zurückzog. Weitere Gründe gab der 64-Jährige nicht an jedoch wolle er sich nun vermehrt seiner Tätigkeit bei Google widmen.
Cerf hatte den Posten lange Jahre bekleidet und hat sich in dieser Position und als Mitentwickler des Internet einen wohlklingenden und respektierten Namen gemacht. Der Nachfolger wird sich immer an dem schillernden Vorgänger messen müssen. Daher galt die Erbfolge in der Organisation als heikler Vorgang.
“Der Punkt ist, dass diese Organisation äußerst robust ist, und dass sie in der Lage sein wird, diese Veränderungen zu bewerkstelligen”, beruhigt Cerf die möglichen Schwierigkeiten beim Wechsel an der Spitze. Ob sich diese von Cerf angesprochenen ‘Veränderungen’ lediglich auf einen Personalwechsel beziehen bleibt unklar.
Viele Staaten sehen in der Organisation, die letztlich dem US-Außenhandelsministerium unterstellt ist, den verlängerten Arm der US-Regierung. In den vergangnen Jahren wurde wiederholt die Forderung gestellt, die Kontrolle der ICANN an eine internationale Organisation zu übergeben. Die ICANN gilt als Verwaltung des Internets und versieht etwa die Koordination der Domain-Namen im Netz. Derzeit arbeitet die gemeinnützige Organisation an der umsetzung von Buchstaben aus Sprachen wie Chinesisch oder Hindi in Domain-Namen.
Dengate Thrush kommt dem Ruf nach mehr Internationalität dank seiner Abstammung einen Schritt entgegen, obwohl er selbst die Frage seiner Herkunft nicht überbewertet wissen möchte. Der Neuseeländer sei laut Cerf der erste Chairman in der Geschichte der ICANN, der nicht aus den USA stamme. Cerf kommuniziert nun den neuen Chairman sowie die Besetzung anderer Posten der Organisation durch Mitarbeiter, die aus anderen Nationalitäten stammen als Reaktion auf die Globalisierung des Internets. Beispiele sind etwa der Chinlene Raimundo Beca oder der Inder Rajasekhar Ramaraj. Offizielle Unabhängigkeit von der US-Regierung – wie viele Kritiker fordern – erlangt die Organisation dadurch längst nicht.