Nur 40.000 Besucher: Kann die Systems überleben?
“Wir haben uns offensichtlich ein zu ehrgeiziges Ziel gesteckt – bei weniger Messetagen die Zahl der Besucher zu steigern”, so das Fazit des Geschäftsführers der Messe München Klaus Dittrich zur diesjährigen Systems in München.
Etwas über 20 Prozent Besucherrückgang hatte die Veranstaltung hinnehmen müssen, vom 23. bis 26. Oktober kamen lediglich um die 42.000 Fachbesucher nach München. Im Vorjahr waren es immerhin 53.544. Damit ist das Fortleben der Herbstmesse definitiv in Gefahr.
Im Rahmen der Systems 2007 zeigten 1198 Unternehmen aus 28 Ländern ihre Produkte und Lösungen rund um Informationstechnologie und Telekommunikation. silicon.de hielt das bunte Treiben in einer Bildergalerie fest. Zu den Trendthemen zählten die IT-Konzepte SOA (serviceorientierte Architekturen) und SaaS (Software-as-a-Service), Open Source, mobile Lösungen und IT-Sicherheit. Eine so genannte Linux-Musterfirma der Linux Information Systems (LIS AG) wurde augenscheinlich von Besuchern überrannt.
Sollte die Messe weiterleben, wollen die Veranstalter an der Positionierung als reine Business-to-Business-Messe für den ITK-Markt festhalten. “Die Zufriedenheit unserer Aussteller zeigt uns, dass wir in diesem Jahr in der Vorbereitung und Durchführung der Systems einen guten Job gemacht haben”, so Dittrich. Die Besucher waren gut informiert und brachten ausgereifte Investitionsvorhaben mit, erklärte der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom), der eine nicht näher definierte Umfrage unter den ausstellenden Unternehmen durchgeführt hat. “Die Systems hat sich als regionale ITK-Fachmesse mit klarem Fokus auf mittelständische Kunden und regionalen Schwerpunkten in Süddeutschland sowie den angrenzenden mittel- und osteuropäischen Staaten etabliert”, so das Fazit des Hauptgeschäftsführers Bernhard Rohleder.
Dittrich zeigte sich vom neuen Konzept der Ausstellungsplatzreduzierung auf fünf Hallen und der Laufzeitverkürzung auf vier Tage weiter überzeugt. Die Aussteller hätten die Änderungen ausdrücklich begrüßt. Auch das auf den Business-zu-Business-Charakter ausgerichtete neue Ambiente im Eingangsbereich und in den Messehallen sei von Ausstellern und Besuchern gelobt worden.
IBM-Sprecher Hans-Jürgen Rehm wiederum lobte das fachliche und wirtschaftliche Interesse der Besucher am Messestand. Für ihn waren die Themen Datensicherheit und die richtigen Infrastrukturen für Mittelständler die Renner der Veranstaltung. Auch die SAP hob das hohe Interesse der Mittelständler für ihre Produkte hervor, der Chef für das Partnergeschäft Jürgen Kleinsteuber nannte allen voran das neue On-Demand-Angebot ‘SAP Business ByDesign‘. Laut dem Bitkom waren die Fachforen gut besucht. Besonders gefragt seien in diesem Jahr Lösungen zur Verbesserung der Prozesse und der ITK-Infrastruktur, sowie Software und IT-Dienstleistungen gewesen.
Positiv bewerten die Aussteller laut Angaben des Branchenverbandes zudem die noch deutlichere Fokussierung der Systems auf den Mittelstand sowie die Ausrichtung auf den süddeutschen Raum, Österreich und die angrenzenden Länder Mittelosteuropas. Die IT-Märkte in dieser Region wüchsen deutlich schneller als der Durchschnitt der Europäischen Union.
Wie aber dem Besucherschwund begegnen? Dittrich hat sich bereits auf Fehlersuche begeben und zunächst einen Sündenbock ausgemacht: “Ein zentraler Faktor war sicherlich der Streik der Lokomotivführer am Donnerstag und am Freitag, der deutlich zu Lasten unserer Besucherbilanz ging”, so der Messechef. Damit will man sich aber nicht zufrieden geben: “Im Nachgang der Messe werden wir sorgfältig analysieren, welche Besucher wir verloren haben.” Man werde setze nun auf die Unterstützung der Großen der Branche, von denen einige fernblieben. Dittrich nannte konkret die Unternehmen Microsoft, Hewlett-Packard und Oracle.
Die nächste Systems ist für den 21. bis 24. Oktober 2008 wie immer in der Neuen Messe in München-Riem geplant.