Ultimatum: Yahoo Europa vor dem Aus
Der Europa-Abteilung von Yahoo stehen stürmische Zeiten bevor.
Wie die britische Zeitung The Financial Times berichtete, haben die europäischen Mitarbeiter ein Ultimatum erhalten. Demnach haben sie bis zum Ende des ersten Quartals 2008 Zeit, leistungsschwache Bereiche neu zu organisieren. Andernfalls würden diese Geschäftsfelder geschlossen oder verkauft, hieß es.
Yahoo prüft bereits, ob der Preisvergleichsdienst Kelkoo abgestoßen werden kann – den das Unternehmen erst vor drei Jahren übernommen hatte. Yahoo wolle auch andere Geschäftsteile einer Untersuchung unterziehen, sagte Toby Coppel, Chef des Europa-Geschäfts. Coppel, ehemaliger Yahoo Chief Strategy Officer, ist seit April in diesem Amt. Yahoo stehe in Europa vor größeren Herausforderungen als in anderen Regionen, sagte er.
Nach Angaben des Marktforschers Comscore hat Yahoo am europäischen Suchmarkt einen Anteil von lediglich 3,2 Prozent. In den USA hält das Unternehmen immerhin 18 Prozent, weltweit sind es 14 Prozent. Während 76,2 Prozent der US-Amerikaner Yahoo aufrufen, tun dies nur 42 Prozent der Europäer.
Auch Google hat angekündigt, sein Europa-Geschäft auszubauen, vor allem mit Hilfe Tausender Einstellungen. Yahoo plant nach Angaben von Coppel dagegen keine neuen Jobs. Das Unternehmen setzt vielmehr darauf, sein Angebot zu verbessern. “Wenn wir ein großartiges Produkt haben, dann kommen die Kunden”, sagte Coppel.
Yahoos Rückstand in Europa liege daran, dass sich das Unternehmen früher nicht auf diese Region konzentriert habe. So habe Yahoo hier oft nicht die beste Technik eingesetzt. “Wir hatten viele Einzelanwendungen, die untereinander nicht kompatibel waren.” Zudem hätten wenige Mitarbeiter viele Produkte betreut.
Jetzt will sich Yahoo auf Services konzentrieren – etwa die Lieferung von Nachrichten, Sportinformationen und Börsendaten. Zudem sollen Partnerschaften neue Kunden bringen. In Großbritannien arbeitet Yahoo bereits mit Bebo zusammen, einer großen Social-Networking-Seite. Yahoo sucht außerdem neue Datenquellen zur Erweiterung seiner Internetsuche.
Yahoo – älter und gleichzeitig unbedeutender als Google – versucht seit Jahren, aus dem Schatten des Suchprimus zu treten. Dabei wurde auch eine Übernahme durch Microsoft in Erwägung gezogen. Im Juni musste der langjährige CEO Terry Semel seinen Posten an Yahoo-Mitgründer Jerry Yang abgeben. Dieser soll jetzt das Ruder herumreißen.
Wohin die Reise gehen könnte, zeigte im Sommer ein internes Memo von Yahoo-Vizepräsident Brad Garlinghouse – ‘das Erdnussbutter-Manifest’. Darin forderte Garlinghouse einen Stellenabbau von rund 20 Prozent der weltweit 10.000 Mitarbeiter und kritisierte unter anderem die unübersichtliche Führungsstruktur des Unternehmens.
Yahoos Investmentstrategie sei so, als ob man Erdnussbutter zu dünn auf eine Scheibe Brot streiche, so Garlinghouse. Die Firma wolle es allen recht machen und verzettele sich dabei.