iPhone-Strategie droht in Europa zu scheitern
Der Rechtsstreit um die Exklusivvermarktung des iPhones in Deutschland durch T-Mobile könnte laut Branchenbeobachtern mittelfristig dazu führen, dass sich Apple bald mit einem gescheiterten Geschäftsmodell konfrontiert sieht.
T-Mobile war heute Mittag vor der Androhung von Strafzahlungen eingeknickt: Der Mobilfunkanbieter wird das iPhone künftig auch ohne Vertragsbindung anbieten. Die Deutsche Telekom hatte damit auf eine gestern eingereichte einstweilige Verfügung von Vodafone D2 und Debitel vor dem Landgericht Hamburg reagiert.
Ein Telekom-Sprecher teilte mit, dass das Apple-Handy ohne Sperre für den Preis von 999 Euro in den T-Punkt-Geschäften erhältlich sein werde. Mit Vertrag kostet das Gerät lediglich 399 Euro.
Analysten des Marktforschers Gartner zufolge könnte die aktuelle Klagewelle für Apple möglicherweise den Anfang vom generellen Ende für die lukrativen Exklusivverträge mit ausgewählten Mobilfunkprovidern bedeuten. “Apple muss seine Geschäftsstrategie möglicherweise früher überdenken als erwartet”, sagt Gartner-Analystin Carolina Milanesi. Der an der Mercator School of Management lehrende deutsche Telekommunikationsexperte Torsten J. Gerpott hebt hingegen hervor, dass “es kein im Grundgesetz verankertes Recht auf das iPhone gibt” und “in einer freien Marktwirtschaft immer noch die Unternehmen entscheiden, wie und mit wem sie ihre Produkte verkaufen wollen”, meint der Fachmann heute, Mittwoch, in der Rheinische Post.
Für Apple stellt sich die Entsperrung des iPhones in Deutschland als eine Bedrohung dar, die vor allem das Betriebsergebnis belasten könnte. Eine Aushebelung der Lizenzvereinbarungen hätte ausbleibende Beteiligungen am Umsatz von T-Mobile zur Folge. Analysten stimmen darin überein, dass eine Entsperrung des Mobiltelefons für den europäischen Markt weit größere Bedeutung als für den US-Markt hat. Schließlich erlauben die einheitlichen europäischen Standards, dass sich ein Mobiltelefon in fast jedem Netzwerk betreiben lässt.