Die Marktforschungsabteilung der Deutschen Bank sieht die Innovation als einen Grundpfeiler dafür. Sie sorge für Ersatz bestehender Produkte durch komplett neue Produktgruppen; sie wirbelt demnach selbst die Branchenaufteilung in Deutschland durcheinander und ergänzt bestehende Dienste.
Die Experten Antje Stobbe und Tobias Just definieren dabei Konvergenz als “Prozess des qualitativen Wandels, der zwei oder mehr bestehende, zuvor getrennte Märkte verbindet”. Triebkraft sei zumeist die Weiterentwicklung einer oder die Integration verschiedener Technologien. Dies erlaube Infrastrukturen, Endgeräten oder Diensten, eine neue Funktionalität anzunehmen. Als weitere wichtige Quelle der Marktkonvergenz sieht DB Research die Veränderung von Produkteigenschaften durch neue Technologien, die sogenannte Produktkonvergenz.
Ein Beispiel für die Infrastrukturebene ist die IP-Konvergenz. DB Research hält sich dabei an die grundlegende Definition, dass hierbei Sprach- und Datenkommunikation über eine gemeinsame Netzwerkinfrastruktur auf Basis des Internet-Protokolls gemeint ist. Dabei bildet Deutschland nach der Untersuchung offenbar ein Schlusslicht. So sehen die Fachleute zwar erste Trends – die “realwirtschaftlichen Konsequenzen kommen aber erst in den nächsten Jahren zum Tragen”.
Problemkind Triple Play
Dies liege vor allem daran, dass Triple Play Startschwierigkeiten hat. Demnach sind Infrastruktur und Dienste in Deutschland beispielsweise weit hinter den USA. Antje Stobbe und Tobias Just: “Das Angebot von Fernsehen, Telefonie und Internet über eine gemeinsame Infrastruktur auf Basis des IP-Protokolls ist in den USA bereits Realität. Gut ein Viertel der US-amerikanischen Haushalte haben per TV-Kabel-Modem Zugang zum Internet und sind damit auch eine Zielgruppe für Internet-Telefonie. In West-Europa und speziell in Deutschland steckt das Konzept hingegen noch weitgehend in den Kinderschuhen.” Das liege unter anderem daran, dass es aufgrund der gewachsenen Telekommunikations-Marktlage und der Infrastruktur schwierig sei für die Anbieter, sich zu einigen und durchgehende Dienste aufzubauen. Damit meinen die Experten vor allem die Telefongesellschaften und Kabelnetzbetreiber.
Sie müssten demnach ihr Angebot in Richtung Sprachkommunikation und Internetzugang erweitern. Internet-TV und Video on Demand würden so manche Herausforderung für das Geschäftsmodell darstellen, so die DB-Research-Autoren. Unzureichende Digitalisierung und der zumeist fehlende Rückkanal im TV-Kabelnetz seien ein Hindernis. Deshalb sei Triple Play heute erst in bestimmten Städten und einzelnen Bundesländern verfügbar. Die Verbreitung von Triple Play über das Kabelnetz in Deutschland dürfte aber, so Stubbe und Just, in den nächsten Jahren eher begrenzt bleiben.
VoIP auf allen Plattformen
Voice over IP hingegen soll sich weiter etablieren. Auch hier ist ein infrastruktureller Umbau notwendig. Dieser soll bis 2007 so weit abgeschlossen sein, dass sich nach einer Studie des European Infomation Technology Observatory (Eito) sogar die Privatkunden in Deutschland mit der Technik anfreunden: Ihre Akzeptanz soll die Sprachminuten über IP im Consumerbereich bis 2007 auf 15 Prozent der gesamten privaten Telefonminuten hochschrauben. Und: VoIP ist auch über mobile Netze realisierbar. Dass UMTS ohne attraktive Dienste keinen Cent bringt, ist beinahe schon eine Binsenweisheit, die Experten weisen aber vorsichtshalber darauf hin.
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