Inwieweit die GPLv3 zweckentfremdet und zum Druck für die Schaffung von Softwarepatenten eingesetzt werden kann, soll nicht seine Sorge sein. Ihm ging es auf einer Konferenz in den USA vielmehr um die Frage, wie schnell sich die GPLv3 verbreiten werde und wie rasch dieses Projekt, an dem er leitend mitwirkt, Gedanken wie ‘Copyleft’ verbreiten könnte. Und nicht zuletzt, wie die GPLv3 dafür sorgen kann, dass die Firmen ihre Software-Privilegien nicht zementieren können.
Unter Copyleft versteht man die Verpflichtung von Entwicklern und Unternehmen, dass sie Änderungen, die sie an einer unter der GPL stehenden Software vornehmen, der Community unter bestimmten Bedingungen wieder zur Verfügung stellen müssen. Die GPL ist dabei eine strenge Spielart der Open-Source-Rechte, da sie weltweit und zwischen verschiedenen Interessengruppen gleiches Recht für alle schaffen muss. Dies sei notwendig, sowohl zum Schutz von Innovationen als auch für deren Weiterentwicklung, betont der Copyleft-Erfinder und Mitgründer der Free Software Foundation, (FSF) Richard Stallman, immer wieder. Die FSF ist für die Weiterentwicklung und Einhaltung der GPL verantwortlich.
Universitätsprofessor Eben Moglen von der Columbia University hat schon einige Projekte mit auf den Weg gebracht, meist im Rahmen der FSF, und gilt als der Rechtsexperte der Community. “Ich gehe davon aus, dass schon innerhalb des ersten Jahres nach der Einführung viele neue User hinzukommen werden”, lautet seine Einschätzung. Dutzende kommerziell wichtige Projekte könnten mit dieser Regelung jede Lizenz verwenden, die sie benötigen. Und zwar auch in den Bereichen, wo sie derzeit noch auf Lizenzen zurückgreifen müssen, die kein hartes Copyleft erforderlich machen.
Nimmt ein Unternehmen Veränderungen an der Software vor, verbreitet diese aber nicht, so muss es unter GPL 3 die Veränderungen nicht veröffentlichen. Auch dann nicht, wenn die Software über das Internet von Application Service Providers (ASPs) oder als Software-as-a-Service (SaaS) angeboten wird. “Die Rechtslage ist anders, wenn jemand die Software als Service nutzt oder wenn er sie als Programm bezieht”, begründet Moglen diese Regelung, die allerdings immer wieder neu diskutiert werden muss.
Das dürfte vor allem Google interessieren. Der Konzern verwendet viel Open-Source-Software für einige seiner Public Services. Manche Modifikationen an dieser Software macht Google für alle verfügbar, wie zum Beispiel die Änderungen an MySQL, andere nicht. “Die Open-Source-Gemeinde wird dann mit anderen Druckmitteln dafür sorgen, dass die Unternehmen ihre Privilegien nicht ausnutzen”, meint Moglen.
Google gilt, wie auch Yahoo, nach den GPL-Regeln als Service Provider. Damit können die Firmen, obwohl ihre Web-Software teilweise auf Linux aufsetzt und Millionen Nutzer weltweit damit arbeiten, nicht zur Rückgabe ihres Codes an die Community gezwungen werden. Andererseits würde Copyleft erlauben, von Firmen wie Novell und Red Hat sehr wohl die Rückgabe ihres Codes an die Community zu verlangen – sofern sie die Forderungen der GPL anerkennen und die nötigen Druckmittel zu Hand sind. Doch da liegt der Hase im Pfeffer, das weiß auch Moglen. Deshalb setzt er auf rasche und gründliche Verbreitung der GPLv3. Dann nämlich könnte Druck aufgebaut werden, der sogar Google bewegen könnte.
Das Prinzip der neuen Lizenzierung basiere darauf, dass derjenige, der sein Geschäftsmodell schützen wolle, sich zunächst selbst vorbildlich verhalten müsse. Wer sich jedoch nicht richtig verhalte, müsse mit zunehmenden Druck durch die Entwicklergemeinde rechnen. Er betonte den Kollektivcharakter bei der Schaffung der GPLv3. “Jeder muss mit jedem zusammenarbeiten, da die Konsequenzen von Fehlern sich durch das gesamte Projekt ziehen. Deshalb hat man gar keine Wahl als Ideen zu teilen und Kompromisse einzugehen”, so Moglen. Das GPLv3-Projekt soll in vier Wochen beendet sein.
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