Microsoft fühlt sich von der GPLv3 nicht betroffen

Eines der Ziele der neuen GPL war es, den offenen Code besser gegen Urheberrechts- und Patentansprüche verteidigen zu können. Deals wie der zwischen Novell und Microsoft seien mit Version 3 nicht mehr zu machen, erklärten die Autoren der Lizenz.

Aber offenbar kommt die Verabschiedung der GPLv3 durch die Free Software Foundation am 29. Juni für die bereits im November geschlossen Interoperabilitätsabkommen und Nichtangriffspakt zwischen Microsoft und Novell zu spät.

So erklärte Microsoft vollmundig, das Unternehmen werde keinen Support oder Aktualisierungen für die GPLv3 im Rahmen des Abkommens mit Novell liefern. Microsoft betonte in einer Mitteilung zudem, dass auch die Vereinbarungen mit Xandros und Linspire durch die Veröffentlichung der GPLv3 nicht beeinflusst sind. Anderslautende Äußerungen entbehrten jeglicher rechtlichen Basis.

“Microsoft ist kein Anwender der GPLv3-Lizenz und keine Handlung des Unternehmens sollte als die Annahme dieses Vertrages missverstanden werden oder mit rechtlichen Verpflichtungen gleichgesetzt werden”, teilte Horacio Gutierrez, Vice President für geistiges Eigentum bei Microsoft, mit.

“Das kürzlich geschlossene Übereinkommen zwischen Microsoft und Novell untergräbt die Freiheit von Software-Nutzern”, erklärte Richard Stallman, Chef der Free Software Foundation und Mitautor der neuen Lizenz, im Vorfeld der Verabschiedung der 3. Version. “Wir haben hart daran gearbeitet, derartige Vereinbarungen, die die freie Software verspotten, in Zukunft zu verhindern.”

Aussagen wie diese haben Microsoft offenbar dazu bewogen, die Sache mit der GPLv3 ein für allemal klar zu stellen. “Es gab zwar Behauptungen, dass Microsofts Vertrieb von Zertifikaten von Novell-Support-Diensten im Rahmen unserer Zusammenarbeit mit Novell für Interoperabilität einer Einwilligung in die GPLv3 gleichkäme, doch glauben wir, dass solche Behauptungen weder im Vertrags- oder Urheberrecht noch in einer anderen Gesetzgebung eine rechtliche Grundlage haben”, so Guttierrez  
 
“Tatsächlich glauben wir nicht, dass Microsoft eine Lizenz unter der GPL braucht, um irgendeinen Aspekt der Zusammenarbeit mit Novell auszuführen”, so Gutierrez weiter. Das treffe auch dann zu, sollte sich Novell entscheiden, in Zukunft GPLv3-Code zu vertreiben. “Darüber hinaus gewährt Microsoft keine implizierten oder explizite Patentrechte unter der GPLv3, und GPLv3-Lizenznehmer haben kein Recht, Microsoft in irgendeiner Weise zu repräsentieren oder zu verpflichten.”

Auch für den Fall, dass Novell tatsächlich GPLv3-Code vertreiben wird, scheint sich Microsoft vorzubereiten wollen. “Wir werden die Situation genau beobachten und dann entscheiden, ob wir in Zukunft den Geltungsbereich der Zertifikate ausweiten werden.”

Novell gibt sich von Microsofts Haltung unbeeindruckt und beruhigt die Anwender. So werde der Distributor auch weiterhin, um den Anwendern vollständige Funktionalität zuzusichern, sämtliche Komponenten veröffentlichen, auch wenn sie der GPLv3 unterliegen sollten, teilte ein Unternehmenssprecher mit. Unternehmen, die ihre Zertifikate von Microsoft bezögen, würden dann in Zukunft eben von Novell mit einem Abonnement von Suse Linux versorgt werden. Kunden, die bereits Zertifikate von Microsoft eingekauft hätten, wären von etwaigen Veränderungen ebenfalls nicht betroffen, da die Zertifikate vor dem Inkrafttreten der GPLv3 ausgeliefert wurden.