Linux-Entwicklung findet unters Eclipse-Dach

Als neues ‘Visual Studio’ für Linux soll die Entwicklungsumgebung fortan glänzen. So lautet der Wille der Designer, die auf dem Linux Foundation Collaboration Summit anwesend waren. Dort hat sich die Crème de la Crème der Entwickler für die offene Umgebung als beste Basis für das offene Betriebssystem entschieden und sie der Community vorgeschlagen.

Was Microsoft das Toolset Visual Studio ist, welches Scharen von Entwicklern weltweit beschäftigt, soll Eclipse jetzt für Linux werden. Die von Konzernen wie IBM mit getragene Umgebung erringt somit offen den Status, den die Integrated Development Environment (IDE, integrierte Entwicklungsumgebung) Eclipse zuvor heimlich gehabt haben soll. Dafür sprach, laut einem Bericht des Magazins Linux Insider, zum einen der Zustand der bisherigen Umgebungen. Sowohl die bisherige Umgebung vi als auch EMACS sind teilweise Jahrezehnte alt.

Ferner sei der Ruf nach einer einheitlichen und dadurch die Teamarbeit erleichternden Umgebung immer lauter geworden, sagten demnach die Leiter einer Breakout-Session, Marc Miller vom Chipkonzern AMD und Linux Standard Base Developer Robert Schweikert. Sie begründeten, warum Eclipse diese Rolle fortan übernehmen soll.

Vor allem die Entwickler aus der Visual-Studio-Ära seien es gewohnt, von einer IDE viel Durchgängiges zu fordern, sagte Miller. Und die Kernel-Entwickler hätten festgestellt, dass es da draußen viele dieser Entwickler gebe. Und dass diese bei den existierenden IDEs so manche Fähigkeit vermissten. Die Suche nach einer IDE, die die Anforderungen erfüllte, sei auch deshalb bei Eclipse gelandet, weil es sich hier um eine Umgebung handle, die solide sei und über ein großes Potential sowie bereits jetzt hohe Akzeptanz verfüge. Immerhin gilt Eclipse laut einschlägigen Marktberichten als die Nummer zwei am IDE-Markt hinter Visual Studio. Eclipse soll jetzt zeigen, was es der Linux-Standard-Base-Entwicklung bringen könne.

Mehr als zwei Millionen User zählte die Marktforschung Evans Data vor kurzem für Eclipse weltweit. Vor allem in Europa steige die Zahl der Fans sprunghaft und habe sich beispielsweise im Jahresverlauf 2006 nahezu verdoppelt. Ferner verfüge Eclipse über eine breite Partnerbasis. Die Untersuchung, die Linux-Entwickler Dan Kegel vor kurzem vorgenommen hatte, habe erbracht, dass Eclipse auch hier nur Visual Studio zu fürchten hat: Für die Redmonder Umgebung zählte er demzufolge 400.000 Einträge für Plugins und Extensions von Drittfirmen, aber immerhin 145.000 für Eclipse. Netbeans und vi brachten demnach 51.000 Treffer, EMACS nur noch 49.000.

Die Akzeptanz der Linux-Entwickler für die weitgehend als JAVA-Alternative bekannte Umgebung war indes nicht unüberlegt und von heute auf morgen gefallen. So hatten die Entwickler einige Zeit mit Eclipse gerungen. In einer Liste, die klären sollte, was den Linux-Fans an Eclipse fehlt, stand demnach fehlender Support ganz oben auf der Liste. Dann folgten nicht ausreichende Unterstützung bei großen Linux-Distris, zu wenige Integrationsoptionen mit Linux-Methoden und schlechter Support für Linux-Libraries und Techniken wie GNU Autotools, RPM oder init.

Genau dafür war das ‘Linux Distribution Project’ gegründet worden. Hier kümmern sich Linux-Riesen wie Debian, Novell/SuSe, Red Hat oder Ubuntu um die Heranführung von Eclipse an die Linux-Welt. Helfen soll auch eine Initiative aus Russland: Die Russian Academy of Sciences arbeite derzeit an einem Linux Standard Base Plugin für Eclipse. Dieses Plugin soll die erste tragfähige Brücke zwischen den Welten sein. In der Praxis soll sich bereits im nächsten Jahr zeigen, ob die Community den Rat, Eclipse als IDE der ersten Wahl zu verwenden, angenommen hat.

Silicon-Redaktion

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