Penguins over Wall Street: Mit Open Source zum Börsenstar
Wie halten sich Open-Source-Technologien über Wasser? Support- und Lizenz-Verträge sind eine Möglichkeit. ‘Spenden’ eine andere. Nun tut sich für zwei Unternehmen offenbar eine dritte auf: der Börsengang.
“Eines Tages wird jede Software unter einer Open-Source-Lizenz verbreitet werden”, prognostiziert Mickos. Bei Datenbanken sei der Trend bereits im vollen Gange. Die Aussage, dass das Ende proprietärer Software bereits eingeläutet ist, mag etwas gewagt klingen, dennoch stimmt ihr etwa John Roberts, der CEO von SugarCRM, einem Hersteller eines quelloffenen Customer Relationship Managements zu: “Absolut richtig.”
In dieser Aussage mag in beiden Fällen etwas Zweckoptimismus und Werbung in eigener Sache stecken, vielleicht schwingt auch etwas Wunschdenken mit, doch entbehrt diese Prognose nicht jeder Grundlage. In beiden Fällen gibt der wirtschaftliche Erfolg den Unternehmen recht. MySQL und SugarCRM genießen guten Ruf, sowohl bei Anwendern als auch bei freien Entwicklern. Was ebenfalls in beiden Fällen für das Produkt spricht, sind sehr kleine Vertriebsmannschaften und niedrige Marketing-Ausgaben. Deren Arbeit werde durch die freie Verfügbarkeit der Software sehr erleichtert, so kennen die Unternehmeen das Produkt bereits, bevor sie zu zahlenden Kunden werden. “Wir stellen eben das Produkt vor unsere Verkäufer”, erklärt Roberts.
In beiden Fällen scheinet es das Management zudem auf einen Börsengang abgesehen zu haben und beide Chefs sprechen nur zu gerne über diese Ziele: “Wir sitzen definitiv auf dem IPO-Zug (Initial Public Offering)”, erklärt etwa Roberts. Während ein solcher Börsengang vor allem frisches Geld in die Unternehmenskassen spült, gibt es jedoch auch noch andere Beweggründe. Mikkos etwa will sich dadurch neue Märkte erschließen. Er glaubt, dass es – meist große – Unternehmen gibt, die sich bei der Wahl ihrer Partner auch von der Fragen leiten lassen, ob das fragliche Unternehmen öffentlich gehandelt wird.
Für Roberts scheint dieser Punkt irrelevant, jedoch wäre ein IPO nicht nur eine “Belohnung” für die investierte Zeit, sondern auch eine Genugtuung. “Als wir zu dritt in der Garage begonnen haben, Code zu schreiben, haben alle gesagt: ‘Was wollt ihr überhaupt?’ Dann haben wir versucht, Venture Capital zu bekommen und da haben ebenfalls wieder alle geunkt: ‘Das schafft ihr nie’, schließlich haben wir aber 26 Millionen Dollar bekommen.”
Mit dem ebenfalls bekrittelten Börsengang hätte Roberts nicht nur die letzten Zweifler Lügen gestraft, sondern wäre auch seiner Vision, SugarCRM und die inzwischen 125 Mitarbeiter zur “Billion-Dollar-Company” zu machen, sicherlich einen Schritt näher gekommen. Und in zwei bis zweieinhalb Jahren soll es dann soweit sein, hofft Roberts. Für den CEO wäre das, “das erste Mal in der Geschichte, dass sich ein Unternehmen mit dem besseren Produkt und nicht mit dem größeren Marketing-Budget durchsetzt”. Und damit würde für Roberts so etwas wie “ein neues Zeitalter” anbrechen.