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Die ganze Rating-Industrie steht am Pranger

Die reibungslose Dokumentation der Daten sei aber letztlich nur schwer zu kontrollieren, gibt Eckhard Völcker, Vorstandsvorsitzender der Völcker Informatik AG, zu bedenken: “Die striktere Verfolgung von Pflichtverletzungen sollte für die Unternehmenslenker jedoch Anlass zur Sorge sein, denn Verstöße gegen die IT-Compliance gelten kaum mehr als Kavaliersdelikt.” Vorstände und Geschäftsführer müssen mittlerweile auch mit rechtlichen Konsequenzen rechnen.

Allerdings lassen sich gerade mittelständische Unternehmen von einer derartigen Drohkulisse nur wenig überzeugen. Denn gerade die Anbieter von Managementtools verstärken oft genug die Orientierungslosigkeit eher, als einen Beitrag zu deren Lösung zu leisten. Gefragt sind nämlich klare betriebswirtschaftliche Kalkulationen, wie sich die interne Prozesslandschaft gesetzeskonform optimieren lässt, ohne parallel dazu einen organisatorischen Wasserkopf zu generieren.

Es gilt also die Schraube an der richtigen Stelle anzusetzen, zu vertretbaren Kosten. Als einen Eckpfeiler sieht IT-Experte Eckhard Völcker die Einführung eines Identity-Management-Systems. “IT-Compliance setzt voraus, dass jede einzelne Nutzerberechtigung eindeutig einer bestimmten Person im Unternehmen zuzuordnen ist.” Mit entsprechenden Systemen sei es heute möglich, gesetzliche und unternehmensinterne Vorgaben quasi automatisch in Richtlinien für die Vergabe von Benutzer- und Zugriffsrechten zu übernehmen.

Ganz so einfach stellt sich dies in der unternehmerischen Praxis aber nicht dar, denn auch der Umgang mit persönlichen Identitäten lässt Spielraum für Manipulationen, etwa mit Hilfe von Social Engineering. Dennoch sieht Völcker als weiteren Baustein einer IT-basierten Compliance die durchgängige Verwaltung von Benutzerrechten an, um mehr Transparenz im internen Datendschungel der verworrenen Zugangsrechte zu schaffen.

“Es muss auf einen Blick erkennbar sein, wer in einem IT-System wann welche Handlungen vorgenommen hat und ob er dazu berechtigt war”, argumentiert Völker. Während die Konzerne dieses interne Kontrollsystem meist elegant mit dem Begriff Business Intelligence charakterisieren, zielen kleinere Unternehmen eher auf den pragmatischen Rundum-Blick ins Unternehmen.

Das so genannte Selbstrating mit Hilfe von mehr oder minder ausgereiften IT-Tools durch die Geschäftsleitung stellt hingegen nach Auffassung von Experten kaum ein Allheilmittel dar, um die Banken von der eigenen Bonität zu überzeugen, ist Professor Stefan Müller vom Institut für betriebswirtschaftliche Steuerlehre an der Universität der Bundeswehr in Hamburg überzeugt. “Unternehmen können damit aber immerhin den Weg bei der Kreditvergabe positiv beeinflussen und etwas abkürzen”, sagt Müller.

Betriebliche Kennzahlen in quantitativer oder qualitativer Form hält der Experte aber nur bedingt als aussagekräftig. Es gelte die Unwissenheit nicht durch ein formal ausgeklügeltes, aber inhaltlich womöglich wenig aussagekräftiges Zahlenwerk zu kaschieren. Unternehmen sollten die interne Transparenz auch mit dem Ziel herstellen, den Wettbewerb zwischen der klassischen Bankfinanzierung und den alternativen Kapitalmarktformen anzukurbeln.

Wenngleich die Abhängigkeit von der Hausbank sich durch die aktuelle Krise nicht in Luft auflösen dürfte, so bieten alternative Finanzierungsoptionen wie Beteiligungskapital, Mezzaninkapital oder Anleihen eine wertvolle Ergänzung, die bislang aber nur wenige Mittelständler nutzen. Je mehr sich Unternehmen im Vorfeld über die Vorgehensweise der Banken informierten, desto erfolgreicher liefen die Verhandlungen, pointiert Manfred Onderka, Ressortleiter Existenzgründung und -sicherung bei den Wirtschaftsjunioren Deutschland e.V. (WJD).

Denn die beste IT im Unternehmen bringe nichts, wenn die fundamentalen Zahlen die Hausbank nicht überzeugten, weiß Onderka. Im Klartext: Stimmt die Bonität, lässt sich die eigene Position durch eine transparente Finanzkommunikation mit Hilfe des Selbstratings zusätzlich untermauern. “Aufgrund der aktuellen Banken- und Hypothekenkrise werden die Banken in Zukunft ein höheres Risikobewusstsein an den Tag legen und bei der Kreditvergabe noch genauer hinsehen”, prognostiziert der Experte.

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Silicon-Redaktion

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