Die ganze Rating-Industrie steht am Pranger
Firmenlenker sollten die gesetzlichen Vorgaben nicht nur als zahnlosen Papiertiger ansehen, sondern sich klare Ziele setzen.
Jörn-Michael Westphal hat bereits seine eigene Philosophie im Umgang mit den Kreditinstituten entwickelt. Der Geschäftsführer der Pro Potsdam GmbH plädiert unabhängig von der derzeit unübersichtlichen Lage am Finanzierungsmarkt für einen permanenten heißen Draht zu den Kundenbetreuern der Hausbank. Immerhin unterhält der Immobilienspezialist nach eigenen Angaben derzeit ein Kreditvolumen von einer halben Milliarde Euro im Unternehmensverbund mit 260 Mitarbeitern.
Aufgrund des stetig wachsenden Kapitalbedarfs hat das Unternehmen sein Berichtswesen kontinuierlich weiter entwickelt, und etwa bei der SAP-Einführung darauf geachtet, mit stimmigen Stammdatenstrukturen ein aussagekräftiges Berichtswesen der Geschäftsprozessdaten sicher zu stellen. “Am Ende drückt sich dies in besseren Konditionen und einer größeren Auswahl geeigneter Finanzierungspartner aus”, bilanziert Westphal.
Dass Transparenz in der IT das zentrale Kriterium darstellt, bestätigt Stefan Schaub, Geschäftsführer der Petri und Schaub in Kreuztal. Er hat sich ohnehin längst seinen eigenen Reim auf die hitzig geführte Debatte um gesetzliche Vorgaben und Standards gemacht, und sieht die allgemeine Regelungswut im direkten Verhältnis mit dem Bankbetreuer als gar nicht so gravierend an.
Manches laufe derzeit eben etwas umständlicher ab, sagt Schaub. Für das kleine Unternehmen mit rund 20 Mitarbeitern bleibe aber die Hausbank bei der Kreditvergabe weiterhin die erste Wahl. Beim Selbstrating fehle immer die Objektivität, bilanziert der Firmenchef. “Transparenz ist der entscheidende Faktor, dann darf auch mal eine Aussage oder Prognose daneben liegen.”