Microsoft und FAST: Zu schnell für die Kunden?
Der Konzern will den norwegischen Suchmaschinen-Anbieter Fast Search Transfer für knapp 840 Millionen Euro übernehmen. Das soll vor allem dem SharePoint Server 2007 zugute kommen. Aber macht das Sinn?
Für die Hersteller großer Softwareumgebungen und -anwendungen ist die Frage, wie sich die Kunden darin zurechtfinden und an ihre Antworten und Informationen kommen, eine äußerst spannende. Mike Davis, Senior Analyst bei Ovum, nannte Microsofts Entscheidung im Gespräch mit silicon.de “vernünftig”, wunderte sich allerdings über den Zeitpunkt.
Enterprise Search ist mitnichten eine Suchmaschinetechnologie im Google-schen Sinne. Allerdings sollen sich die Nutzer so einfach wie möglich in den umfangreichen und komplexen unstrukturierten Daten zurechtfinden können – manche sprechen daher dennoch von Google-artigem Vorgehen. Kunden jedenfalls geben für eine vernünftige Suchfunktion schon mal bei Spezialisten ein Vermögen aus. “FAST-Konkurrent Autonomy schloss allein im Januar 2008 sechs lukrative Deals ab. Wir sehen allerdings nur die Verträge, mit denen die Firma an die Öffentlichkeit gehen durfte, in Wirklichkeit mögen es noch mehr gewesen sein. Und Microsoft musste zusehen”, führte Mike Davis als mögliche Begründung für den Kauf zum jetzigen Zeitpunkt an.
Ein anderer Grund ist ihm zufolge, dass FAST vielleicht nicht mehr lange als Kaufobjekt auf dem Markt gewesen wäre. “FAST hatte Probleme mit den Finanzen – verschiedene kleinere Interessenten schreckte das ab. So konnte nur ein großer Konzern hier zuschlagen. Und das wäre in jedem Fall ein direkter Konkurrent von Microsoft gewesen”, so Davis. So sei es für die eigene Marktstellung das Beste gewesen, FAST jetzt zu kaufen.
“Microsoft hatte aber dessen ungeachtet eine eigene Roadmap und eigene Pläne, SharePoint zu einer vollwertigen Enterprise-Suche auszubauen. Bislang beherrscht das Produkt komplexe Aufgaben in mittelgroßen Umgebungen, SearchPoint-Ergänzungen wie ‘Express’ sind auf die Suchmaschine reduziert und richten sich an das Kleinkundensegment. Das Highend hätte sich Microsoft erst erobern müssen. So war FAST schnell ein interessantes Objekt”, sagte Davis. Der Analyst äußerte die Vermutung, dass Microsoft etwa 2010 selbst so weit gewesen wäre. Aber FAST bringe neben dem Zeitfaktor zwei Vorteile mit: “Schicke Blue-Chip-Kunden und schicke Technologie.”
Über die Frage, ob und wie lange FAST-Produkte neben den eigenen bestehen bleiben werden, wollte Davis nicht spekulieren. Dazu sei die Kaufabsicht noch zu frisch. Er zeigte sich aber sicher in einem Punkt, nämlich wie die Integration wohl nicht vor sich gehen wird: Die FAST-Kunden seien versiert und nicht mit einem Trick hinters Licht zu führen. Er erzählte in diesem Zusammenhang, wie Konkurrent Autonomy beim Kauf von Verity vorgegangen sein soll. Der Käufer habe schnell ein Patch-Upgrade innerhalb der Verity-Welt angekündigt und den Kunden von Verity unter diesem Deckmantel die eigenen Kern-Codes, allerdings mit dem gewohnten Look&Feel untergejubelt. Die Migration sei so ohne viel Aufwand vonstatten gegangen.
“Technologisch würde die Integration von FAST und Microsoft allerdings reibungslos klappen, dafür war FAST schon lange genug Partner”, sagte Mike Davis. “Schwierig wird es vielleicht mit den Teams, die beide technisch sehr versiert und in die eigenen Lösungen vernarrt sind. Wenn also im Sinne der Integration etwas aufgegeben werden muss, wird es wohl interne Diskussionen geben, was verschwinden muss und was nicht.”
Microsoft selbst spielt augenscheinlich mit dem Gedanken, die Features als eine Art neuer Funktion in den SharePoint Server einzubauen. Das könnte dem Redmonder Konzern ein weiteres Alleinstellungsmerkmal im Geschäftsbereich sichern, zumal FAST weltweit aktiv war und bleiben soll. Andere Hersteller vergleichbarer Technik sind vor allem in den USA und in einzelnen Regionen beheimatet und aktiv.
“Enterprise Suche ist wichtig für Microsoft, wir investieren hier auf vielfältige Weise”, sagte Peter Fischer, Product Marketing SharePoint & Enterprise Search bei der Microsoft Deutschland GmbH gegenüber silicon.de zum Thema FAST-Zukauf. “Im Mittelpunkt unserer Enterprise Search Strategie steht ‘Microsoft Office SharePoint Server 2007’. Im November 2007 folgte als Gratis-Download-Produkt ‘Search Server Express’.”