Bitkom: “Ohne Mathematik keine IT”
Derzeit entfallen in Schulen in der Sekundarstufe I kaum mehr als ein Fünftel der Stunden auf Mathematik und Naturwissenschaften (22 Prozent).
Darauf hat der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) zum offiziellen Start des Jahres der Mathematik hingewiesen.
Der Verband forderte von der Politik mehr Aufmerksamkeit für die technischen Fächer in Schulen und Hochschulen. “Der Anteil dieser Fächer sollte auf ein Drittel des gesamten Unterrichts erhöht werden”, sagte Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer. Zudem müsse die Informatik als wichtiges Anwendungsgebiet für die Mathematik zum Pflichtfach werden.
“Rechnen ist eine Basisqualifikation, die jeder Mensch im täglichen Leben braucht”, sagte Scheer. Viele Ausbildungen und Studiengänge erforderten gute und sehr gute Mathematik-Leistungen. Fehlende Kenntnisse seien heute ein wesentlicher Grund für die hohen Abbrecherquoten in technischen Studiengängen.
In der Mathematik brechen nach diesen Angaben rund 60 Prozent der Anfänger ihr Studium vorzeitig ab oder wechseln in ein anderes Fach. In der Informatik liegt die Abbrecherquote bei rund 50 Prozent, zitierte der Bitkom.
Ein weiteres Problem seien die langen Studienzeiten. An den Universitäten betrage die durchschnittliche Studiendauer im Fach Mathematik knapp zwölf Semester, bei einer Regelstudienzeit von nur neun Semestern. Noch länger benötigen die Informatiker mit 12,5 Semestern (Regelstudienzeit: neun Semester). Die Uni-Absolventen in den Fächern Mathematik und Informatik sind im Durchschnitt zwischen 27 und 28 Jahre alt.
Mathematik-Kurse würden an den Hochschulen zudem immer wieder dafür genutzt, vermeintlich nicht geeignete Studierende frühzeitig “herauszuprüfen”. “Überzogene und fachlich nicht notwendige Anforderungen an Mathematik-Kompetenzen sind ein Missbrauch, der beseitigt werden muss”, sagte Scheer.
Der Bitkom-Chef plädierte dafür, die Studenten stärker zu fördern: “Die Studierenden werden in den Universitäten allein gelassen und die Betreuung durch das Lehrpersonal ist in der Regel nur mäßig.” Dieses Ziel sei aber nur zu erreichen, wenn mehr Geld in die Lehre fließe.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes haben sich 16.938 Studierende im Jahr 2006 für das Fach Mathematik eingeschrieben, ein Prozent weniger als im Jahr 2005. Neuere Daten liegen für diesen Studiengang noch nicht vor. In der Informatik ist die Anfängerzahl 2007 im Vergleich zum Vorjahr um 4 Prozent auf 30.325 Erstsemester angestiegen.
In der Mathematik sind mehr als die Hälfte der Anfänger Frauen, in der Informatik dagegen nur 18 Prozent. “Es herrscht ein erheblicher Mangel an Akademikern mit einer technischen oder naturwissenschaftlichen Qualifikation”, so Scheer. “Wirtschaft und Wissenschaft brauchen mehr Experten mit einem technisch-naturwissenschaftlichen Hochschulabschluss.” In der Informatik liege die Studienanfängerzahl jedoch 20 Prozent unter dem Niveau des Spitzenjahres 2000.