Deshalb wird der Bildungssektor weltweit nach Einschätzung des Marktforschungsunternehmens Datamonitor im Jahr 2012 bereits 489,9 Millionen Dollar im Open-Source-Umfeld ausgeben. Heute sind das etwa nur 286,2 Millionen Dollar, die Bildungseinrichtungen bei der Branche lassen. Das schließt sowohl Anschaffungs- und eventuell anfallende Lizenzkosten, wie auch Support und Pflegekosten mit ein.
Viel von dieser “ungleichen” Partnerschaft zwischen kommerziellen Anbietern im Bildungsbereich und der Open-Source-Industrie sei daran fest zu machen, wie erfolgreich der ‘One Laptop per Child‘ oder ‘XO-Laptop’ sein werde. Seine, nach derzeitigem Stand, bevorzugte Einrichtung mit Linux finde in Ländern statt, in denen mit großem Absatz gerechnet wird (sich entwickelnde Länder vor allem).
Das lasse den Schluss zu, dass sich mehr Einrichtungen auch in anderen Fragen für offene Betriebssysteme und Linux-Distributionen entscheiden könnten. Gerade bei finanzschwachen Einrichtungen oder Instituten mit vorherrschendem Wohltätigkeitscharakter sei wichtig, dass die Bindung an einen Konzern und eventuell steigende Kosten wegfalle. Systeme, die mit unterschiedlich aufwändiger Selbstpflege zu verwalten sind, machten es einfacher, zu planen.
Auch die Anpassungsfähigkeit und die Bauweise der Software, die das Weglassen und Neuschreiben von ganzen Funktionen ermöglicht, mache sie attraktiv für Bildungsarbeit. Die Lock-in genannte Erfahrung mit großen Betriebssystemherstellern – Microsoft beispielsweise – erzeuge viel Frustration. Gerade bei großen Systemen, die teilweise unvernetzt bestehen.
In Ländern, in denen Bildungspolitik Raum einnimmt, werde den Einrichtungen oft in nicht nachvollziehbaren Zeiträumen ein Upgrade verordnet, ob sie eines brauchen oder nicht. Die Kosten würden so in die Höhe geschraubt, die Budgettreue gerate in Gefahr. Im öffentlichen Bereich sei dies besonders fatal, weil es so viele Menschen betrifft.
Nach Ansicht von Justin Davidson, Associate Analyst bei Datamonitor und Mitautor der Studie, haben die Einrichtungen gerade im gehobenen Bildungsbereich oft den Eindruck, dass proprietäre Systeme sie daran hindern würden, ihre Forschungen und Erkenntnisse zum gegenseitigen Lernen mit anderen Einrichtungen zu teilen. Auch hier würden Open Source Systeme bevorzugt. Und dass Lösungen wie der XO Laptop nicht nur für die Entwicklungsländer interessant sind, beweisen kürzlich Entscheidungen wie die des US-Bundesstaates Alabama, der 15.000 Laptops abnehmen will. Der Siegeszug der Open-Source-Systeme in der Bildung ist nach Ansicht der Marktforscher unaufhaltsam.
Das deckt sich auf der anderen Seite mit einer Bereitschaft der Distributoren, ihre Systeme bevorzugt im Bildungsbereich loszuschlagen. Jimmy Wales, Mitgründer von Wikipedia und Mark Shuttleworth, Chef von Ubuntu, haben sich erst kürzlich dafür ausgesprochen, zum Nutzen einer freien Bildung bevorzugt freie Systeme im Bildungsbereich frei abzugeben. Ihre Erklärung enthält einen Appell an Regierungen und Ministerien, diesen Trend zu unterstützen.
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