Patentstreit: Trend Micro verklagt Open-Source-Sicherheitsanbieter

Bereits im Jahr 2006 hatte Trend Micro erstmalig Ansprüche aus dem US-Patent mit der Nummer 5,623,600 bei dem Open-Source-Anbieter Barracuda Networks angemeldet. Das sogenannte ‘Patent 600’ aus dem Jahre 1995 beschreibt ein Verfahren zur Erkennung und Entfernung von Computerviren aus Netzwerken. Die Open-Source-Software Clam AV, welche in den Produkten von Barracuda eingesetzt wird, soll laut Trend Micro gegen dieses Patent verstoßen.

Auf eine von Barracuda Networks Anfang 2007 eingereichte Feststellungsklage auf Ungültigkeit des Patentes 600 hat Trend Micro inzwischen mit einer Beschwerde bei der US-Außenhandelsbehörde ITC reagiert. Durch diesen Schritt werden die von Barracuda eingeleiteten rechtlichen Schritte vorläufig außer Kraft gesetzt.

“Das Patent 600, um das es hier geht, bezieht sich auf eine triviale Methode. Den meisten war sie bereits bekannt, als das Patent eingereicht wurde, weswegen es so schnell wie möglich seine Gültigkeit verlieren sollte”, kommentierte Justin Mason, Vizepräsident der Apache Software Foundation.

Barracuda weißt die Anschuldigungen von sich. Dean Drako, Geschäftsführer von Barracuda Networks, hat erklärt: “Trend Micro legt es darauf an, dass es durch das Patent 600 die uneingeschränkte Kontrolle über das Gateway-Virus-Scannen bekommt. Doch das Gateway-Virus-Scannen ist eine so geläufige Technologie, dass sie weltweit von den meisten Unternehmen benutzt wird. Somit könnte theoretisch jeder, auch die mehr als eine Million Nutzer der Clam AV Installation, von Trend Micro verklagt werden.”

Barracuda will nun beweisen, dass die im Patent 600 beschriebene Technik zum Zeitpunkt der Patentierung bereits angewendet wurde. Damit wäre das Patent ungültig. Doch Trend Micro besteht darauf, dass Barracuda durch die Nutzung der Open-Source-Software Clam AV gegen das gewährte Patent verstößt.

Letztendlich geht es bei diesem Patentstreit nicht nur um Unstimmigkeiten zwischen zwei Unternehmen, sondern um die Auswirkungen, welche diese auf die Anwender haben können. Barracuda bietet auf Basis von Clam AV sehr kostengünstige Sicherheitslösungen an, die sich bei Schulen und Bibliotheken großer Beliebtheit erfreuen. Gleichzeitig stammen viele Anti-Virus- und Anti-Spam-Produkte aus dem Bereich Open Source und wurden nicht ursprünglich von den großen kommerziellen Anbietern entwickelt.

Ein Erfolg von Trend Micro könnte kostenlose oder kostengünstige Sicherheitsanwendungen aus dem Markt verdrängen und wäre ein Schlag gegen die Open-Source-Entwickler von Sicherheitsprogrammen und die gesamte Community.

Silicon-Redaktion

Recent Posts

IT 2025: IT-Führungskräfte erwarten massiven KI-Ruck

Einsatz von KI-Lösungen wirbelt auch in deutschen Unternehmen die Liste der Top-Technologieanbieter durcheinander.

2 Stunden ago

Sofortzahlungen im Wandel: Sicherheit und KI als treibende Kräfte

Echtzeitüberweisungen erfüllen die Erwartungen der Nutzer an Geschwindigkeit, sind jedoch anfällig für spezifische Sicherheits- und…

5 Stunden ago

Blockaden und Risiken bei APM-Projekten vermeiden

Application Portfolio Management (APM) verspricht Transparenz, mehr IT-Leistung und Effizienz – theoretisch.

2 Tagen ago

BSI-Bericht: Sicherheitslage im Cyberraum bleibt angespannt

Im Berichtszeitraum Mitte 2023 bis Mitte 2024 wurden täglich durchschnittlich 309.000 neue Schadprogramm-Varianten bekannt.

3 Tagen ago

KI-Hype in der Cybersicherheit – oder besser doch nicht?

KI kommt in der Cybersicherheit zum Einsatz, etwa um Abweichungen im Netzwerkverkehr zu identifizieren. Ist…

3 Tagen ago

Netzwerksegementierung schützt vor Angriffen über die OT

Ungepatchte und veraltetete Maschinen-Software ist ein beliebtes Einfallstor für Hacker, warnt Nils Ullmann von Zscaler…

4 Tagen ago