Während einer Pressekonferenz haben hochrangige Microsoft-Vertreter dieser Tage erneut versucht, zu den Kritikpunkten an Office Open XML (OOXML) Stellung zu nehmen. OOXML steht in direktem Wettbewerb zum Open Document Format (ODF), welches als offenes XML-Dateiformat von einem Konsortium unter der Führung von Sun und IBM gefördert wird und den begehrten ISO-Standard besitzt.

An der Stelle setzt bereits der erste Kritikpunkt an, der die Notwendigkeit für ein weiteres XML-basiertes Standardformat verneint. Microsoft hält dem entgegen, dass sich ODF nicht in die eigenen Office-Produkte integrieren lässt, weil dies nicht mit den Milliarden von alten Office-Dokumenten kompatibel sei.

“All unsere Bemühungen für ein neues offenes Dateiformat müssen die Dinge berücksichtigen, die in der Vergangenheit geschehen sind”, sagte der Projektmanager für Microsoft Office, Gray Knowlton. “ODF wurde entwickelt, um die Funktionalitäten existierender Dokumente nicht zu berücksichtigen. Wir können aber nicht von vorne anfangen. Unsere Kunden würden das niemals akzeptieren”, ergänzte Knowlton.

Nach Aussagen von Microsoft würden viele Kunden wichtige Funktionen in ODF vermissen, die OOXML bieten würde. “Die Kunden sagen uns, dass ODF nicht ihren Ansprüchen genügt. Es ist nicht abwärtskompatibel und unterstützt nicht alle Features von Office 2007”, sagte Tom Robertson, General Manger für Interoperabilität und Standards bei Microsoft.

Microsoft hat sich auch gegen Vorwürfe gewehrt, wonach das eigene OOXML-Format nur als Opposition gegen OpenOffice entwickelt worden sei. In Wirklichkeit hätten Anwender und Partner bereits solche Wünsche geäußert und die Europäische Kommission hätte die Freigabe der Spezifikationen an eine Standardisierungsorganisation verlangt, erläuterte Robertson.

Letzen September war Microsoft in einem ersten Versuch gescheitert, für OOXML einen Standard durch die International Organization for Standardization (ISO) zu erreichen. Die Träger der Organisation hatten insgesamt 3225 Kritikpunkte am Microsoft-Format vorgebracht.

“Nachdem wir Duplikate entfernt hatten, blieben 1000 Kommentare übrig”, sagte Jean Paoli, leitender Direktor für XML-Technologien bei Microsoft und Mitglied des ECMA-Komitees, welches die ISO-Standardisierung betreut. Einer großer Teil davon wären Formfehler gewesen, der Rest habe sich auf die Abwärtskompatibilität zu vorhandenen Office-Dokumenten bezogen.

Seiner Ansicht nach habe sich die Industrie in Teilen bereits für OOXML entschieden. Apple hat das Format in das aktuelle Mac-OS-X-Betriebssystem integriert, ebenso, Adobe in InDesign und Novell in Suse Open Office. “Offensichtlich funktioniert es problemlos. Apple, Novell, Turbolinux und Google hatten keine Probleme”, bemerkte Paoli.

Silicon-Redaktion

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