Anders als Siemens ist Nokia Weltmarkführer bei Handys und will es offenbar auch bleiben. Mit der Verlagerung des Werkes nach Rumänien glaubt der Konzern den richtigen Schritt zu tun. ‘Der Ball ist rund’ heißt es beim Fußball. Ebenso rund ist unser Globus. Inzwischen ist die Wirtschaft weltweit vernetzt, viele Unternehmen haben internationale Absatzmärkte.
Fußball ist ein Spiel, ein Wettbewerb, und genau wie beim Fußball gibt es auch im wirtschaftlichen Wettbewerb Gewinner und Verlierer. Derzeit sitzt Nokia auf der Verliererbank. Der Hersteller sieht sich einer Welle der Abneigung und des Zornes gegenüber, die ihresgleichen sucht. Siemens musste BenQ notschlachten, Elektrolux hat den Spieler AEG-Werk in Nürnberg dicht gemacht. Auch in diesen Fällen hat das Publikum diese Entscheidungen mit Buh-Rufen quittiert. Auch einige silicon.de-Leser reagieren mit Ablehnung und Boykott der Marke Nokia. Manch einer hat gar Nokia bereits aus dem Sortiment genommen oder vom Service-Angebot ausgeklammert.
Verlierer sind aber vor allem die jetzt von der Schließlung betroffenen Nokia-Mitarbeiter in Bochum. Sie haben die Jahre zuvor aber von genau dem Wirtschaftssystem profitiert, das sie nun auf die Straße setzt. Für den Wirtschaftsethiker Professor Karl Homann ist die Entscheidung Nokias daher folgerichtig. Das erklärte er im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Für ihn sind Werksverlagerungen wie im Fall Nokia sozusagen “Ausgeburten eines stinknormalen Wettbewerbs, der die Bedingung unseres Wohlstands ist. Die Mehrheit profitiert davon, indem sie möglichst billig einkaufen kann.”
Somit sei nicht alleine Nokia für die Werksverlagerung verantwortlich, sondern auch das Konsumverhalten der Masse der Verbraucher. Dennoch glaubt Homann, dass Wettbewerb, bei dem es – wie beim Fußball – Gewinner und Verlierer gibt, letztlich solidarischer ist, als eine dauerhafte Alimentierung.
“Wettbewerb geht immer zu Lasten anderer. Er bringt aber auf lange Sicht uns allen die größeren Vorteile. Letztlich ist Wettbewerb solidarischer als Teilen”, erklärt Homann und führt als Beleg das Telefonieren an, das seit der Öffnung des Marktes in Deutschland so billig ist wie nie zuvor. Wettbewerb führe zu mehr Wohlstand und Wohlstand führe zu besserer Bildung, was wiederum langfristig das Wachstum sichere und zwar weltweit und nicht nur in Deutschland.
Dieser Verdrängungswettbewerb sieht sich laut Homann auch regulierenden Kräften gegenüber. Allerdings fehlten im internationalen Wettbewerb noch gewisse Spielregeln, wie er anmerkt. Denn Unternehmen hätten für ihre Angestellten eine gewisse Fürsorgepflicht. Behandelt ein Arbeitgeber seine Angestellten schlecht, so fördere das die innere Kündigung, die sich auf die Produktivität eines Unternehmens negativ auswirkt. “Wertschöpfung erfolgt durch Wertschätzung. Deshalb wird kein Unternehmen leichtfertig Mitarbeiter entlassen. Das wäre ökonomisch nicht rational.”
Auf der Gewinnerseite der Angelegenheit findet sich übrigens die Politik. Mit markigen Worten und Boykottaufrufen lassen sich aus der Misere der Arbeiter in Bochum zumindest noch einige Sympathie-Punkte herausholen. Weiter reichen und erreichen diese Parolen allerdings nicht. So ist es zwar eine nette Geste von Nokia-CEO Olli-Pekka Kallasvuo, sich mit NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben zu treffen. Wenn dabei aber Schritte vereinbart werden, die vom Betriebsverfassungsgesetz ohnehin vorgesehen sind, zeigt sich unverblümt die Ohnmacht der Politik.
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