In einem Brief hatte Microsoft-CEO Steve Ballmer dem Yahoo-Management mitgeteilt, dass man 31 Dollar pro Yahoo-Aktie zu bieten gedenke – alles im allen ein Angebot von fast 45 Milliarden Dollar. Geplant sei die Übernahme für das zweite Halbjahr 2008.
So gut wie jeder, egal ob in der Branche tätig oder einfach nur Nutzer des Internets, hatte eine Meinung zu den Vorgängen – und durfte sie auch ausführlich in den Medien präsentieren. silicon.de sammelt die Beiträge der Beteiligten, der Marktbeobachter und Analysten.
Zunächst einmal antwortete Yahoo selbst auf das Angebot aus Redmond. In einem Frage/Antwort-Beitrag auf der amerikanischen Yahoo-Site bittet sich das Management der Suchmaschine zunächst Bedenkzeit aus. Man müsse zunächst alle strategischen Alternativen ausloten, bevor man sich zu dem Angebot äußern möchte. Zu diesen möglichen Alternativen zähle es auch, Yahoo als unabhängiges Unternehmen weiterlaufen zu lassen. Prinzipiell zeigte sich das Management aber offen für weitere Übernahmeangebote.
Laut dem ‘Silicon Alley Insider‘-Blogger Henry Blodget bereitet eine New Yorker Private-Equity-Firma ein eigenes Angebot für eine Übernahme vor. Dieses Gerücht wurde bislang aber nirgends bestätigt. Gleiches gilt für Aussagen von TechCrunch-Blogger Michael Arrington, der von Versuchen der News Corp. berichtet, Investoren zusammenzutrommeln, um seinerseits die Suchmaschine zu kaufen.
Aufgeschreckt wurde ganz sicher das Google-Management. Bereits am Freitag erklärte David Drummond, Chefanwalt von Google, dass die Übernahme von Yahoo durch Microsoft “erhebliche wettbewerbsrechtliche Fragen” aufwerfe. “Darf Microsoft den selben illegalen Einfluss auf das Internet ausüben wie es das bereits im Bereich der PCs tut? Das Internet braucht Innovation durch Wettbewerb, aber Microsoft ist nur an der Errichtung von Monopolen gelegen.” Microsoft und Yahoo besäßen zusammen einen überwältigenden Anteil an E-Mail- Postfächern und am Instant Messaging.
Google-Chef Eric Schmidt hat sich zudem am heutigen Montag ganz direkt eingemischt. Laut Angaben des “Wall Street Journal” rief er Yahoo-Mitgründer Jerry Yang persönlich an um ihm “seine Hilfe in jeder Hinsicht” anzubieten.
Am Sonntag reagierte Redmond auf die Vorwürfe durch Google durch ein eigenes Posting. Die Übernahme werde für mehr Wettbewerb bei Internet-Suche und Online-Werbung sorgen. Käme der Deal nicht zustande, würden die Internet-Nutzer weniger Konkurrenz und damit weniger Freiheit erleben.
Das konnte aber amerikanische Datenschützer nicht überzeugen. Sie erklärten am Wochenende, man werde die mögliche Übernahme auf jeden Fall mit allen rechtlichen Mitteln zu verhindern versuchen. Die Direktoren sowohl vom Center for Digital Democracy (CDD) als auch dem Electronic Privacy Information Center (EPIC epic.org) kündigten an, sowohl das US-Justizministerium als auch die Handelsbehörde Federal Trade Commission (FTC) und den US-Kongress anzurufen. Eine Untersuchung durch die Wettbewerbsbehörde der EU gilt sowieso als sicher. Die Brüsseler Beamten zeigen sich traditionell fleißig, wenn es darum geht, Microsoft auf die Finger zu gucken.
CDD-Direktor Jeffrey Chester sieht durch die Übernahme die Gefahr eines “Duopols” im Internet gegeben. “Google und Microsoft haben die außerordentliche Kraft, den Marktplatz für Online-Kommunikation nach eigenem Gusto zu formen – das bezieht sich auch auf den Journalismus, die Unterhaltung und die Werbung. Es ist eine Gefahr für die Demokratie, wenn zwei Unternehmen das Internet und andere interaktive Medien kontrollieren.” Mit den “zwei Unternehmen” meinte er übrigens keineswegs Microsoft und Yahoo, sondern die Kombination aus Microsoft und Yahoo einerseits und Google und Doubleclick andererseits. Seit dem Übernahmeangebot von Google für den Spezialisten für Online-Werbung Doubleclick ist der Datenschützer nämlich auch auf Google nicht mehr gut zu sprechen. Besonderes Schmankerl: Er nennt die beiden Parteien Microhoo und GoogleClick.
Passend dazu das von Reuters gestreute Gerücht, Yahoos werfe sich Google an den Hals. Um den Klauen Microsofts zu entkommen, wolle man sich lieber von dem eigenen größten Konkurrenten schlucken lassen, so die Nachrichtenagentur mit Berufung auf eine mit “der Angelegenheit vertrauten Person”.
Nüchterner geht Ovum-Analyst David Mitchell die Sache an. Er sieht in der Übernahme von Yahoo die Chance, dass Microsoft im Internet mit Google gleichziehen kann. Mehr oder weniger, den Google sei und bleibe auf absehbare Zeit der Suchenweltmeister. Dank Yahoo könne Microsoft aber sehr viel schneller neue Produkte für den Online-Markt anbieten. Das sei etwas, was Google dem Redmonder Riesen eindeutig voraus habe. Allerdings müsse Microsoft aufpassen, nicht zu viel zu bezahlen. Schließlich habe der Softwarekonzern keine Erfahrung in Übernahmen dieser Größenordnung.
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