Nun scheint die Fusion unter einem günstigeren Stern zu stehen. Jedenfalls stellen die derzeitige Aktienmarktkrise und der rückläufige Yahoo-Aktienkurs einen günstigen Zeitpunkt für eine Übernahme dar.

Microsoft muss nun aktiv werden, denn Microsofts Geschäftsmodell, dessen Profite nach wie vor auf Windows und Office basieren, ist langfristig für das über viele Jahre hinweg bekannte Wachstum nicht mehr tragfähig. Länder und Regierungen haben sich bereits gegen Microsoft und für Open Source entschieden.

Fakt ist auch, dass nicht auf jedem RFID-Chip Microsoft-Software läuft und so zu kontinuierlichem Wachstum des Unternehmens beiträgt. Die Strategieänderung in “Software plus Service” macht dies – wenn auch immer noch zaghaft – deutlich.

Im Internet gelten andere Regeln und Google hat eindrucksvoll demonstriert, wie man mit Anzeigen und Werbung verbunden, oder mit weiteren Dienstleistungen im Internet sehr profitabel agieren kann. Keiner der bisherigen Versuche Microsofts, wie MSN, Hotmail oder auch die Life-Angebote, reichen auch nur annähernd an den Erfolg von Microsoft in seinem Stammgeschäft heran.

Selbst die von Bill Gates gegründete Bildagentur Corbis bietet langfristig nicht den strategischen Nutzen, den er sich erhofft hat. Die Proliferation von Bildmaterial durch die Nutzer des Internets (teilweise sogar mit Handy-Kameras aufgenommen) reichen für die Darstellung im Internet meistens aus.

Die sich selbst zum Kauf anbietende größte Bildagentur (Getty Images) zeigt deutlich die Veränderungen am Markt auf. Gates’ Corbis konkurriert mit deutlichen Abstand zum Marktführer in diesem Markt und bekommt die Marktveränderungen direkt zu spüren.

Um langfristig erfolgreich zu sein, benötigt Microsoft also ein Angebotspendant zu Google und auch zu Salesforce.com. Die Übernahme von Yahoo ist dafür zur Zeit die beste Alternative.

Fraglich bleibt allerdings, ob es Microsoft gelingt, Yahoo nahtlos integrieren zu können. Die Kulturen der beiden Unternehmen differieren stark; und Microsoft hat bisher nicht bewiesen, dass das Unternehmen erfolgreich andere große Unternehmen assimilieren kann.

Der Microsoft-Übernahmepreis von etwa 44,6 Milliarden Dollar deutet ein wenig auf eine Angst-Akquisition hin. Yahoo ist derzeit allerdings am Markt das einzige Unternehmen, mit dem Microsoft eine Chance hat, die wichtigste strategische Zukunftslücke zu schließen.

Der Erfolg ist jedoch keinesfalls garantiert. Microsoft könnte auch aus Gründen der Angst vor einer Übernahme von Yahoo durch IBM gehandelt haben. IBM unterhält mit Yahoo bereits eine starke Partnerschaft wie etwa das Desktop-Search-Angebot von IBM. Außerdem macht IBM verstärkt mit Lotus Notes und ergänzenden Angeboten Jagd auf Microsoft-Kunden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Microsoft in dem Übernahmeangebot für Yahoo wohl eine der letzten wichtigen Chancen sieht, das Geschäftsmodell Internet-fähig zu machen. Dabei geht es nur vordergründig um die Mehreinnahmen aus einem Anzeigengeschäft, sondern vielmehr um die langfristige Sicherung der Unternehmenszukunft.

Silicon-Redaktion

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