Die größten IT-Fusionen: Was bringen sie dem Anleger?

Denn häufig erweisen sich große Fusionen als schwierig und die Erwartungen an gesteigerte Gewinne durch den Zukauf bleiben häufig aus. Vor allem wenn nicht die Investition in neue Geschäftsfelder, sondern die Festigung der Marktposition im Vordergrund steht, sind die Erfolgsaussichten eher gering. So zahlen auch die Anleger bei IT-Fusionen drauf. Oft verläuft die Integration der neuen Marke nicht ideal. Eine Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting Group zeigt, dass Anteilseigner oft Verluste machen. Demnach gingen 58 Prozent der Übernahmen, die zwischen 1992 und 2006 abgeschlossen wurden, auf Kosten der Aktionäre. Verantwortlich dafür sei die hohe Komplexität der abgeschlossenen Geschäfte, die von den Konzernchefs häufig unterschätzt werde.

1. AOL und Time Warner

Im Jahr 2000 fusionierte der US-amerikanische Online-Konzern AOL mit den Medienriesen Time Warner. Dafür gab AOL 164 Milliarden Dollar (112 Mrd. Euro) aus. Diese Fusion wird jedoch als wenig erfolgreich angesehen. Denn heute schwächelt das Internetgeschäft von AOL. Vor allem in Europa ist AOL abgeblitzt. Warner hatte das AOL-Geschäft mit Internetzugängen in Deutschland und anderen europäischen Ländern verkauft. Im Herbst 2006 hatte die Hansenet-Mutter Telecom Italia das Zugangsgeschäft von AOL Deutschland für 665 Millionen Euro gekauft. 2003 strich Time Warner das AOL-Kürzel wieder aus seinem Namen. AOL baut zunehmend das Geschäft mit Online-Werbung aus. Dennoch schwächelt der Aktienkurs nach wie vor. Das Unternehmen gab am 5. Februar eine weitere Übernahme bekannt. AOL übernimmt das Partner-Netzwerk Buy.at, welches Affiliate-Programme anbietet, die in Webseiten eingebunden werden können. Der Kaufpreis wurde nicht verraten.

2. Worldcom und MCI

Der amerikanische Telekomgigant Worldcom übernahm 1998 die Telefongesellschaft MCI für 37 Milliarden Dollar. Die MCI WorldCom war die weltweit drittgrößte Telefongesellschaft. Die Betonung liegt hier auf ‘war’, denn der Telefonkonzern hatte nach Bilanzfälschungen und Aktiensturz bereits 2002 Insolvenz angemeldet. In der amerikanischen Wirtschaftsgeschichte war das bislang die größte Pleite. Das Unternehmen hat einen der weltweit größten Börsenskandale ausgelöst. Es wurden Fehlbuchungen von 11 Milliarden Dollar durch die Börsenaufsicht aufgedeckt. Der Firmengründer und zu dem Zeitpunkt CEO des Unternehmens, Bernard Ebbers, wurde daraufhin zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt. Nach eineinhalbjährigem Gläubigerschutz wurde MCI saniert und von Verizon Communications übernommen. Im Januar 2006 wurde die Fusion zwischen Verizon Communications und MCI vollzogen. Die neue Geschäftseinheit außerhalb der USA firmiert unter dem Namen Verizon Business.

3. HP und Compaq

Hewlett-Packard (HP) hat im Jahr 2001 den PC-Hersteller Compaq für 25 Milliarden Dollar (17 Milliarden Euro) gekauft. Die Übernahme gilt als die bislang Größte im PC-Bereich. Die Fusion war aufgrund von befürchteter Monopolstellung des Unternehmens sehr umstritten und wurde aber letztendlich doch von der Euopäischen Kommisson genehmigt. Die damalige Chefin Carly Fiorina hatte sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, durch die Fusion HP zum führenden IT-Unternehmen der Welt zu machen. Doch der enorme Preiskampf im PC-Markt belastete das Computergeschäft. Das hoch gesteckte Unternehmensziel entwickelte sich zu einer Farce. Fiorina musste ihren Stuhl Anfang 2005 räumen. Ihr wurden vor allem Managementfehler vorgeworfen. Mit über 150.000 Mitarbeitern in 170 Ländern und einem Umsatz von 104 Milliarden Dollar im Geschäftsjahr 2007 gehört HP nunmehr, zu einem der führenden IT-Unternehmen weltweit. Dazu hat maßgeblich der neue CEO Mark Hurd beigetragen.

4. Symantec und Veritas

Das auf Sicherheitsprodukte spezialisierte kalifornische Unternehmen Symantec übernahm 2004 den Speicher-Spezialisten Veritas für 13,5 Milliarden Dollar (9 Milliarden Euro). Im Juni 2005 stimmten die Veritas- und Symantec-Aktionäre der Fusion zu. Die Fusion verursachte jedoch bei Symantec im zweiten Quartal 2005 einen Verlust in Höhe von 251 Millionen Dollar.

5. Oracle und Peoplesoft

Bekannt für sehr viele Übernahmen kaufte SAP-Konkurrent Oracle 2004 Peoplesoft für 10,3 Milliarden Dollar (7 Milliarden Euro). Es war eine der härtesten und langwierigsten Übernahmeschlachten in den USA. Oracle hatte rund eineinhalb Jahre versucht, Peoplesoft zu übernehmen. Die Peoplesoft-Führung hatte das Angebot jedoch als feindlich eingestuft und den für das Unternehmen gebotenen Preis stets als zu niedrig bezeichnet. Auch die neueste Übernahme Oracles hat viele Ähnlichkeiten mit der damaligen Übernahme – doch auch BEA Systems verlor schließlich die Preisschlacht. Mit der feindlichen Übernahme verfolgte Oracle-Chef Larry Ellison mal wieder das Ziel, den Konkurrenten SAP einzuholen. Doch das erwartete Wachstum blieb hinter den Erwartungen zurück, da viele Kunden durch die lange Übernahmeschlacht verunsichert waren. Oracle hat inzwischen rund 40 Unternehmen gekauft und dafür rund 40 Milliarden Dollar ausgegeben.

Silicon-Redaktion

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