Nortel und Motorola tun sich zusammen
Die beiden Netzwerkausrüster wollen ein Joint Venture gründen, um gemeinsam die Kosten im Bereich Mobilfunk zu reduzieren.
Mit diesem Zusammenschluss blasen die Konzerne zum Frontalangriff gegen etablierte Marktkonkurrenten wie Ericsson, Alcatel-Lucent oder Nokia Siemens Networks. Das berichtet das Wall Street Journal unter Berufung auf Verhandlungskreise. Die Gespräche sollen sich bereits im Endstadium befinden. Analysten prognostizieren dem Joint Venture einen Jahresumsatz von rund 10 Milliarden Dollar.
Obwohl Netzbetreiber in den USA und Europa Investitionen zurückfahren und die Einführung von G4-Mobilfunk-Technologien vorbereiten, sehen Insider das Vorhaben auch vor dem Hintergrund des großen Preisdrucks aus China.
“Endet das geplante Joint Venture zwischen Nortel Networks und Motorola ähnlich wie das jüngste Beispiel Alcatel-Lucent, dann wäre das eine Geldvernichtung, da dies den finanziellen Aufwand nicht wert ist. Der für das vierte Quartal 2007 ausgewiesene Verlust von 2,5 Millarden Euro belastet Alcatel-Lucent schwer und führte neben Umstrukturierungen auch zu einem großen Personalabbau. Andererseits steht Motorola ähnlich stark mit dem Rücken zur Wand, da Nokia Siemens Networks und auch Erzrivale Ericsson kontinuierlich mehr Marktanteile gewinnen”, erläutert Erste-Bank-Analyst Ronald-Peter Stöferle im Gespräch mit pressetext. Laut dem Fachmann reiht sich das Vorhaben bei Motorola ebenfalls in umfassende Restrukturierungen ein, die der Konzernchef Greg Brown zügig vorantreiben will.
Der angepeilte Zusammenschluss würde es Motorola wie auch Nortel Networks ermöglichen, nicht nur Kosten im Marketing und Vertrieb, sondern auch bei der investitionsintensiven Entwicklung einzusparen. Zudem werde darüber nachgedacht, noch größere Lieferabkommen abzuschließen, heißt es in dem Bericht. Mit dem Beginn der Verhandlungen war ursprünglich vorgesehen, dass sich sowohl Motorola als auch Nortel Networks mit jeweils 40 Prozent am Joint Venture beteiligen und 20 Prozent durch einen Investoren gestellt werden. Dieser Plan scheiterte jedoch wegen fehlender Interessenten.
Ersten Erkenntnissen zufolge soll Nortel Networks die Mehrheit am Joint Venture besitzen. Dass Motorola mit einer Minderheit am Fusionsunternehmen beteiligt sein soll, dürfte sich auch vor dem Hintergrund anhaltender Verluste darstellen, die eine Aktionärsforderung nach dem Verkauf der rund 18 Millarden Dollar schweren Mobilfunksparte haben laut werden lassen.
Auch Nortel Networks leidet unter großen Imageproblemen, die im Zuge des Skandals um Bilanzmanipulationen in 2004 noch nicht überwunden zu sein scheinen. Obwohl sich auch Nortel-Chef Mike Zafirovski von unprofitablen Geschäftsbereichen trennte und tausende Beschäftigte entließ, schwächte der Zusammenschluss mehrerer Giganten die Marktposition Nortel Networks massiv.
“Die Konkurrenz im Mobilfunksegment ist ungebrochen stark. Zudem macht es die Preispolitik fernöstlicher Hersteller nicht einfacher, profitabel zu wirtschaften. Ob sich die geplante Zusammenlegung der beiden Geschäftsbereiche zu einem Joint Venture auch tatsächlich in dem Ausmaß positiv gestaltet, wie man sich das wünscht, beurteile ich gegenwärtig eher verhalten”, so Stöferle.