Auf Deutsch: Microsoft will sich eine Technologie namens ‘Monitoring System 500’ patentieren lassen (Antragsnummer beim US Patent and Trademark Office: 20070300174). Jene soll möglichst viele physische Parameter von Arbeitsmännern und Arbeitsfrauen während deren Werkeltag messen und protokollieren.
Es handelt sich also um einen Polygraphen. Lügendetektoren, wie sie von CIA und FBI eingesetzt werden, sind die bekanntesten Varianten eines solchen Systems. In dieser Tradition sieht sich wohl auch Microsoft.
Da stellt man sich halt unwillkürlich vor, was so ein Windows-Polygraph denn bei unsereinem aufzeichnen würde. In dieser Woche hätte das wie folgt ausgesehen. (Logfile-Einträge sind kursiv gesetzt.)
Montag, 21.1., 5:30 Uhr: Frohgemut und voller Tatendrang sitzt der Schreiber schon in aller Herrgottsfrühe vorm Rechner, um sein Tagwerk zu verrichten.
[Lidfrequenz-Zähler:] Proband blinzelt.
[Hautelektrode:] Elektrischer Widerstand geht gegen Null. Proband scheint wohl zu schwitzen.
[Auswertungslogik:] Der Typ lügt doch wie gedruckt!
[historische Datenbank:] Das macht der öfters.
Okay, okay. War nur ein Versucht. Also noch mal: Montag. Es geht auf Mittag zu.
[Drucksensor, Blut:] Keine messbaren Werte.
[Elektroenzephalograph:] Ebenfalls keine Hirnströme feststellbar.
[Auswertungslogik:] Lebt der überhaupt noch?
[historische Datenbank:] Vormittags ist das doch sein Normalzustand.
[Auswertungslogik:] Was macht er eigentlich?
[Eye-Tracking-System:] Das einzige, was bei diesen EEG-Daten geht: Er liest Bild-online.
[Drucksensor, Blut:] Oberer Wert nähert sich 180.
[Pulszähler:] Meiner auch.
[Eye-Tracking-System:] Ist ja auch ein verdammt hübsches Mädel in dem Artikel.
[historische Datenbank:] Aber es ist noch zu früh. Ich habe keine Einträge über vitale Funktionen am Vormittag.
[OCR-Modul:] Proband liest Headline eines Artikels über das – laut URL: bild.t-online.de – “größte Bond-Casting aller Zeiten”: “Vanessa will 007 mit ihrer Strumpfhose fesseln”.
[Auswertungslogik:] Dann ist er also nicht erregt. Sondern er regt sich bloß auf. Ja, das geht immer.
Ist doch auch wahr. Immer diese dumpf-verkniffene Geilheit, die manchen Schreibern die Feder führt. Sowas darf nicht einmal in der Bild-Zeitung stehen! Da soll man sich nicht aufregen. Seit wann, bitteschön, tragen Bond-Girls Strumpfhosen? – Seit der Agent ihrer Majestät Feinripp unterzieht? Sowas ist wirklich ärgerlich. Und Tags darauf, am Dienstag, dem 22.1., war’s auch nicht besser.
[Bewegungssensor:] Erhöhte Aktivität im Gesichtsbereich.
[Mustererkennung:] Der Proband schaut angewidert.
[Mikrophon:] Das Radio läuft – Deutschlandfunk.
[Spracherkennung:] Es geht um Wolfgang Clement, bis 2005 stellvertretender Bundesvorsitzender der SPD. Der hat dazu aufgerufen, am Sonntag in Hessen CDU zu wählen.
[historische Datenbank:] Bei Clement schaut der Proband immer so.
[Spracherkennung:] Wolfgang Thierse sagt, Clements Position widerspräche der “programmatischen Festlegung” der SPD.
[Elektroenzephalograph:] Gamma-Wellen im Kortex und den subkortikalen Bereichen.
[Auswertungslogik:] Das gibt’s ja wohl nicht! Jetzt sucht der doch tatsächlich in seinem Langzeitgedächtnis, ob es schon einmal eine “programmatische Festlegung” bei der SPD gegeben hat, die praktisch eine Rolle gespielt hätte. Ist dieser Mensch vielleicht naiv!
Na ja, es kann schon peinlich sein, was Big Ballmers Polygraph manchmal zutage fördert. Und so war’s auch am selben Tag noch mal, gegen 22:00 Uhr.
[Eye-Tracking-System:] Das sind aber hübsche Computer, die der Proband sich da anschaut!
[Outlook:] Termin “Apple-Quartalszahlen” in 10 Minuten.
[Drucksensor, Blut:] Messwert sinkt dramatisch.
[Auswertungslogik:] Er scheint, sich zu langweilen.
[historische Datenbank:] Der interessiert sich bloß für Technik. Für schicke Sachen hat er nichts übrig.
[Webcam:] Ja, dass ihr da auch schon draufkommt! Guckt euch doch halt mal diese Gestalt an. Ich hab’s so satt, kann ich euch sagen, den dauernd vor der Linse zu haben. Wie der schon ausschaut:
[Key-Logger:] An dieser Stelle wurde mehrmals die Del.-Taste betätigt.
[Systemmeldung:] Anwender hat das USB-Gerät Webcam entfernt, ohne es vorher zu deaktivieren.
Gut, es gibt für einen IT-Journalisten wirklich spannenderes als Details darüber, wie viel der Gucci unter den Computer-Bauern mal wieder mit seinem elektronischen Modeschmuck verdient hat. Aber da sind auch Momente im Arbeitstag eines Schreibers, während der das Adrenalin in Strömen fließt, am Mittwoch, dem 23.1., um 0:05 Uhr beispielsweise.
[Lidfrequenz-Zähler:] Messwert: 0. Augen sind weit aufgerissen.
[Hautelektrode:] Iiih, das ist ja ekelhaft: lauter kalter Schweiß. Wenn der so weitermacht, wird er zum Supraleiter.
[Strömungssensor:] Proband hyperventiliert.
[Eye-Tracking-System:] Gesehen hab’ ich das ja schon oft. Aber ich kann’s nicht lesen.
[OCR-Modul:] Du Dummerle. Das heißt: “Schäuble”.
[Auswertungslogik:] Ach so.
[Gemeinschaftsmeldung von Strömungs-, Temperatur- und Drucksensor:] Werte fallen auf Normalniveau zurück.
[OCR-Modul:] Proband hat den Vornamen “Juliane” gelesen. Juliane Schäuble ist eine Journalistin, die im Berliner Tagesspiegel über Windenergie schreibt.
Eigentlich wär’s ja wirklich amüsant, wenn man Freitags so die Woche Revue passieren lassen könnte und sich noch einmal vergegenwärtigen, was einen bewegt hat. Aber darum geht’s Microsoft natürlich nicht.
Dieser Konzern ist schließlich kein Wellness-Betrieb. Er will vielmehr ein System entwickeln, gegen das George Orwells Televisor eine Spielekonsole wäre.
[Drucksensor, Blut:] Der Messwert liegt mal wieder 200 Prozent überm Soll.
Aber das sagt Microsoft natürlich nicht. Etwas über “enhancing social relationships and user experiences” steht statt dessen im Patentantrag. Da möchte man doch ausrufen: “Ihr wiiiderwär…”
[Elektroenzephalograph:] Starke Turbulenzen im präfrontalen Kortex!
[Auswertungslogik:] Gut, dann kommt er ja gleich wieder runter und formuliert vorsichtiger.
Genau. Das ist angezeigt. Denn es sind gute Leute bei Microsoft, vor allem gute Juristen. Deshalb nur soviel: Denen sollen doch Hautwiderstand sinken, die Gesichtszüge einfrieren und der Blutdruck und der Puls steigen, wenn sie später einmal die Verkaufszahlen von diesem ‘Monitoring System 500’ auf den Tisch bekommen und feststellen, dass kein Unternehmen, so etwas Fieses haben möchte!
[Strömungssensor:] Jetzt atmet er wieder ganz ruhig.
[Temperatursensor:] Und eine angenehme Wärme breitet sich unterm Zwerchfell aus.
[Auswertungslogik:] Das ist bei denen immer so, wenn sie fromme Wünsche von sich gegeben haben. Diese Typen vorm Computer sind doch wirklich zu komisch.
Application Portfolio Management (APM) verspricht Transparenz, mehr IT-Leistung und Effizienz – theoretisch.
Im Berichtszeitraum Mitte 2023 bis Mitte 2024 wurden täglich durchschnittlich 309.000 neue Schadprogramm-Varianten bekannt.
KI kommt in der Cybersicherheit zum Einsatz, etwa um Abweichungen im Netzwerkverkehr zu identifizieren. Ist…
Ungepatchte und veraltetete Maschinen-Software ist ein beliebtes Einfallstor für Hacker, warnt Nils Ullmann von Zscaler…
Die Auswahl einer Lösung sollte anhand von echten Leistungsindikatoren erfolgen, um echte KI von Behauptungen…
Interdisziplinäres Lenkungsgremium mit Experten aus den Bereichen IT, Medizin, Pflege und Verwaltung sorgt für die…