Da ist etwa die neue Kassiererin im Supermarkt. Eine Frau mit panisch flackerndem Blick, die offensichtlich nach längerer Familienpause wieder die Erwerbsarbeit aufgenommen hat und damit noch gar nicht zurechtkommt.
Nervös belehrt sie die Kundschaft, dass man die Getränkegebinde im Einkaufswagen lassen soll, weil der Strich-Code-Scanner bei denen doch eh’ nicht funktioniere. Und sie andernfalls mit den schweren Anderthalb-Liter-Sixpacks nur aufgehalten wird.
Außerdem gehöre der Pfandbon nicht auf’s Band, weil sie ihn da so leicht übersehen könne – wie eben gerade. Einige in der immer länger werdenden Schlange bringen für die Ausnahmesituation, in der sie sich ganz offenkundig in ihrem neuen Job befindet, kein Verständnis auf und beginnen bereits zu murren.
Als Aushilfe bekommt sie 400 Euro im Monat. – Die seien ihr wirklich gegönnt. Sie verdient sie sich schließlich hart.
Andere haben einen sichereren und besser bezahlten Arbeitsplatz: die Beamten vom Verfassungsschutz beispielsweise.
Was war das doch früher für eine respekteinflößende Institution! Kaum noch auf eine Demo für mehr BAFöG hat man sich damals getraut, weil die unheimlichen Dunkelmänner doch – zumindest in der Vorstellungswelt ängstlicher Zeitgenossen – stets omnipräsent waren.
Mittlerweile aber mögen sie sich nicht mehr allzu sehr anstrengen. Und deshalb haben sie sich in die Vorbereitungen des Gesetzes über die Vorratsdatenspeicherung eingeschaltet.
Das hat sich für sie gelohnt. Denn seit das in Kraft ist, bekommen sie Verbindungsdaten von allen möglichen zwielichtigen Subjekten frei Amtstube geliefert. Die Daten prophylaktisch durch die Telekomkonzerne sammeln zu lassen, ist halt kommoder, als selber zu lauschen.
Bald können sie wahrscheinlich auch noch 13 Jahre lang online abfragen, wer im Flugzeug Schweinefleisch gegessen hat und wer sich mit Lammkoteletts verdächtig gemacht hat. Das geht alles vom Schreibtisch aus. Und sie müssen nicht raus in die Kälte.
Trotzdem empfinden viele von ihnen das gelegentliche Observieren immer noch als elende Plackerei. Und die haben deshalb – obwohl das ein sehr hässliches Wort ist – ein “Arbeits”papier verfasst, aus dem der Südwestrundfunk vor ein paar Tagen zitiert hat.
Da steht drin, wie diese lästigen Verdächtigen beim Besuch eines Internet-Cafés den Staatsschützern die Arbeit doch sehr erleichtern könnten. “Wünschenswert wäre”, heißt es darin, die “Fertigung einer Kopie des Personalausweises”.
Da behaupte noch jemand, unsere Amtsstellen würden sich nicht als moderne Dienstleister verstehen. Die Self-Service-Überwachung – wenn das keine Innovation ist!
Andererseits, ihr Verfassungsschützer, tut ein richtiger Geheimdienstler denn sowas? Ihr habt euch doch früher bei der BAFöG-Demo auch nicht den Ausweis von uns zeigen lassen, und trotzdem wusstet ihr’s immer gleich, wenn mal wieder so ein Protestler ins Lehramt wollte. Was ist bloß aus euerem sportlichen Ehrgeiz geworden!
Die Alimentation beim Nachrichtendienst geht hinauf bis zu Besoldungsgruppe B9. Das ist ein Grundgehalt von 8457,84 Euro – etwas üppig für Vorruheständler.
Na ja, Beamte halt. Einen anderen Leistungswillen legt da schon die freie Wirtschaft an den Tag. Die ist schließlich immer leistungsbereit, wenn es darum geht, Vorschläge zu unterbreiten, wie man ihr das Geldverdienen erleichtern könnte.
“Letzter Hersteller von Mobiltelefonen verlässt Deutschland”, klagt denn auch der BITKOM-Präsident Prof. August-Wilhelm Scheer in einer Pressemitteilung “zur Schließung des Handy-Werks in Bochum”. Und er zieht daraus die Konsequenz: “Die Tarifpartner fordere ich zu maßvollen Lohnabschlüssen auf.”
Der Professor begründet das so: “Handys sind inzwischen Massenprodukte mit schmaler Marge.” Das ist ja etwas, was einem mal gesagt werden muss: Bei Nokia betrug jene im abgelaufenen Quartal – operativ und im Mobilfunkgeschäft – 25 Prozent. Brutto waren’s 37 Prozent.
Daher käme es, so folgert der Präsident, heute “auf jeden Cent an”. Nokia hat allerdings die Bilanz für 2007 doch noch in Euro erstellt.
Die für das Bochumer Werk weist – laut dem Magazin Capital – einen Betriebsgewinn von 134 Millionen aus. Und jene des Konzerns schließt mit einem Nettogewinn von 7,205 Milliarden.
Mit kleiner Münze hat das höchstens insoweit zu tun, als dass man denen auf der Nokia-Chefetage keinen Cent davon gönnt.
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