Der japanische Rundfunksender NHK meldete am Wochenende, dass Toshiba über die Zukunft des HD-DVD-Formats entschieden hat. Aktuelle HD-DVD-Produkte sollen zwar noch eine Zeit lang auf dem Markt bleiben, doch Toshiba werde ab sofort nicht mehr in die Weiterentwicklung investieren. Mittelfristig soll die Produktion eingestellt werden.
Im Zuge dessen wird Toshiba laut Schätzungen mehrere hundert Millionen Dollar Verlust machen. Fabriken im Norden Japans sollen komplett geschlossen werden. Das Unternehmen selbst gab bisher keine Stellungnahme ab, doch eine anonyme Quelle bestätigte bereits die Informationen. Eine offizielle Erklärung wird für diese Woche erwartet.
Toshiba ist nur die jüngste einer Reihe von Niederlagen für HD DVD: Hollywoodstudios wie Warner oder zuletzt Handelsketten wie Best Buy und Wal-Mart haben sich von HD DVD verabschiedet und Blu-ray die Treue geschworen.
Erst Mitte vergangenen Monats hatte Toshiba eine radikalen Preissenkung für HD-DVD-Player mitgeteilt. Das Einstiegsmodell HD-A3 will bietet der Konzern nun für 149,99 Dollar an. Preise für die HD-DVD-Player HD-A30 und HD-A35 fielen auf 199,99 und 299,99 Dollar. Aus heutiger Sicht handelt es sich um einen Ausverkauf der Geräte.
Im Kampf zwischen den beiden HD-Formaten war HD-DVD laut Paul Erickson, Chef für DVD- und HD-Marktforschung bei der NPD Group, aufgrund seiner niedrigeren Preise am Anfang im Vorteil. Blu-ray reagierte darauf indem auch sie ihre Preise herabsetzten und Sonderangebote auf den Markt brachten. “In der Weihnachtssaison konnte Blu-ray bei den Preisen eine Lücke schließen, deshalb könnte das Timing für die Preissenkung bei HD DVD nicht besser sein”, erklärte Erickson. Denn er gibt zu bedenken, dass es im Formatstreit nicht nur um die DVD-Verkäufe geht: “Wichtig ist auch, die entsprechende Hardware in die Haushalte zu bringen.”
Seit der Absage des größten Hollywood-Studios Warner Brothers an das HD-DVD-Format sahen viele Marktbeobachter das Blu-ray-Format als vorzeitigen Sieger des Formatkrieges an. Diese Meinung wurde nun mit dem Rückzieher Toshibas bestätigt.
Interessant ist in diesem Zusammenhang die Aussage des Seagate-CEOs Bill Watkins während der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas vor einem Monat. Seiner Meinung nach haben nämlich beide Formate verloren. “Es heißt, dass Blu-ray den Krieg gewonnen hat, doch wen kümmert das eigentlich? In dem Krieg ging es eigentlich um physische gegen elektronische Distribution, und sowohl Blu-ray als auch HD DVD haben diesen Kampf verloren”, meinte Watkins.
Die Mehrheit der Konsumenten hätten weder Blu-ray- noch HD-DVD-Player gekauft, und dazu werde es auch nicht mehr kommen: Immer mehr Unternehmen würden fortschrittliche On-Demand Services und IPTV anbieten. IPTV sei das eigentlich wichtige Thema der Show. Sowohl Sharp und Samsung als auch Panasonic haben Kooperationen verkündet, mit welchen sie Kunden News oder Videos aus dem Internet auf ihrem Fernseher zugänglich machen wollen. Wer braucht dann noch eine Speicher-Disc?
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