Das Jahr 2007 war ein hervorragendes Jahr für US-Zeitungs-Webseiten. Wie die Newspaper Association of America (NAA) in einer kürzlich erschienenen Aussendung informiert, wurde im vierten Quartal des vergangenen Jahres ein Allzeitrekord seit dem Beginn der Auswertung des Online-Publikums im Januar 2004 erzielt. So sind im letzten Jahresviertel monatlich durchschnittlich 62,8 Millionen einzelne Nutzer auf Online-Portalen von Zeitungen gewesen. Nach den Zahlen, die Nielsen Online für die NAA erhoben hat, entspricht dies einem Zuwachs von rund 9 Prozent im Vergleich zum selben Zeitraum des Vorjahres. Vor allem im Oktober 2007 konnte in diesem Zusammenhang ein neuer Höchstwert erreicht werden: Mehr als 63,2 Millionen Besucher konnten Zeitungsportale allein in diesem Monat verbuchen, das übertrifft alle bisherigen Monate der Aufzeichnung.
In Deutschland zeigt sich eine ähnliche Entwicklung: Neben der nach wie vor ausgeprägten Lektüre von Zeitungen, Zeitschriften und Büchern werden auch hier Internet-Zeitungsbeiträge zunehmend stärker gelesen. Dies belegt eine aktuelle Sonderauswertung der Daten für den Monat Januar, die von der neutralen Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW) vorgelegt worden ist. Demnach wuchsen die Seitenaufrufe der im Web offerierten Online-Zeitungsdienste in den ersten vier Wochen des Jahres 2008 auf 4,661 Milliarden an. Das entspricht einem Wachstum von rund 4 Prozent im Vergleich zum November des Vorjahres.
“Der eigene Online-Auftritt ist für Printmedien heute essenziell”, erklärt Volker Nickel, Sprecher des Zentralverbandes der deutschen Werbewirtschaft (ZAW). In Deutschland hätten Zeitungen zwar lange für eine Umstellung gebraucht, mittlerweile habe sich der Printsektor allerdings ganz gut auf die neuen Gegebenheiten eingestellt. “Die Printmedien haben inzwischen die multimedialen Möglichkeiten des Internets für sich entdeckt und nutzen diese für sich aus”, stellt Nickel fest. Auf diese Weise würden Zeitungen versuchen, sich die durch den Siegeszug des Internets zumindest teilweise verloren gegangene Leserschaft wieder einzufangen. “Was die Mediennutzung betrifft, wird es allerdings keine vollständige Verdrängung des Print- durch den Online-Bereich geben”, ist sich Nickel sicher. Vielmehr werde das Zeitunglesen im Internet von den Menschen weiterhin zusätzlich genutzt werden. “Wie sich dieser Trend in Zukunft entwickelt, hängt aber entscheidend vom Nutzungsverhalten der künftigen Generation von Lesern ab”, stellt Nickel abschließend klar.
Auf das Gesamtjahr 2007 gerechnet, ist die monatliche Zahl der einzelnen Leser auf Zeitungsseiten in den USA im Schnitt um mehr als 3,5 Millionen gestiegen. Das entspricht einem Zuwachs von rund 6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im letzten Quartal sind laut Nielsen-Erhebung 39 Prozent aller aktiven Internetnutzer zu Besuch auf Zeitungs-Webportalen gewesen. Durchschnittlich haben die Leser dabei 44 Minuten auf den Seiten verbracht und insgesamt mehr als drei Milliarden Page Impressions generiert. Im Vergleich zum selben Zeitraum des Vorjahres entspricht dies einem Anstieg um rund 7,3 Prozent.
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Tageszeitung wird nie verdrängt
Die Tageszeitung wird meiner Meinung nach nie und nimmer aussterben. Dazu lieben es die Deutschen viel zu sehr, etwas materielles in den Händen zu halten. Zumal auch bewiesen ist, dass Lesen am Computer viel anstrengender ist als das Lesen in einer Tageszeitung.Und wo bleiben denn dann die gemütlichen Zeitungslesen-Vormittage am Sonntag.
viele Grüße
Tagesaktuell oder Schnee von Gestern!!
In der Tageszeitung steht nur das was gestern interessant war. Durch die elektronischen Medien, Internet, Radio, TV usw. haben wir bereits alles erfahren was Heute in der Tageszeitung steht.
Für regionale Informationen reichen die Wochenblätter vollkommen aus. Als intellektuellen Lesestoff reicht zumindest mir eine Wochenendausgabe der großen Tageszeitungen. Viele Grüße H. Fuchs
Erosion der Intensivleserschaft
Das Problem für die Zeitungen ist die Erosion ihrer Intensivleserschaft und damit der Wegfall der Refinanzierungsmöglichkeiten.
In der Fachzeitschrift "Medien & Kommunikationswissenschaft" ist hierzu eine interessante Studie erschienen:
http://www.m-und-k.info/MuK/hefte/Aufsatz_07_04.pdf
(Wer das nicht gerne am Bildschirm liest, kann es ja ausdrucken - trotzdem wurde der Inhalt elektronisch ausgeliefert, soviel zum Argument von Harry Breuer)
Die Zeitreihenanalyse bestätigt m. E. die Ergebnisse der "Potenziale für Online-Dienste" aus dem Jahr 1996 (Erhebung der Daten war v.a. 1995). Damals wurde bereits die Frage an Online-Nutzer gestellt (es gab davon 500.000 in Deutschland), was sich denn in ihrem Medien-Verhalten / Freizeit-Verhalten geändert hat, seitdem sie das Internet nutzen. Den klassischen Medienkonsum hatten vor allem die Leser von Nachrichtenmagazinen und Zeitungen eingeschränkt.
Nachdem diese Frage einige Jahre in einer Studie enthalten war, "verschwand" sie Ende der Neunziger Jahre, gerade rechtzeitig, um dem Mythos "Crossmedia" Platz zu machen, der schließlich noch um eine angebliche "Konvergenz" ergänzt wurde.
Die Zeitreihenanalyse belegt, "dass Nutzer, die zunächst Nachrichten aus beiden Medien konsumieren, sich zunehmend für eine Richtung, nämlich Online, entscheiden."
Für den demographischen Wandel spricht auch, "die Intensivnutzer von Nachrichtensites stammen überwiegend aus der Altersgruppe um 38 Jahre (im hier gewählten Intervallzuschnitt bei den 35- bis 44-Jährigen), die der intensiven Printleser liegen überwiegend darüber mit dem stärksten Beitrag aus dem Segment der 55- bis 64-Jährigen."
Man könnte auch so formulieren: Menschen mitten im Leben bevorzugen das Internet als Nachrichtenquelle, Menschen in der letzten Phase der Berufstätigkeit bzw. im Ruhestand nutzen (noch) intensiv ihre gewohnte Tageszeitung.