Ausschlaggebend ist ein neuer Gesetzesentwurf. Dieser enthält Regeln, die sichern sollen, dass es Breitbandanbietern nicht möglich ist, bestimmte Internetangebote bevorzugt zu behandeln.
Anwender haben demnach ein Recht darauf, auf alle Anwendungen und Inhalte im Web zuzugreifen. Als starke Befürworter des Gesetzesentwurfs treten Google und Amazon auf – die davor warnen, dass die Einführung einer Internetmaut ein Zwei-Klassen-Internet schaffen würde. Gegner des Vorschlags argumentieren mit Engpässen in der Kapazität sowie dem schleppenden Ausbau der Infrastruktur.
“Es gab schon immer Unterschiede zwischen den Nutzern”, sagte Walter Brenner vom Institut für Wirtschaftsinformatik an der Hochschule St. Gallen. Die Höhe der Providergebühr bestimme seit jeher den Service-Level.
Die Diskussion um die Netzneutralität betrachtet Brenner als künstlich aufgebauscht. “Die Ungleichheiten sind allein in verschiedenen Webzugängen begründet. Die Gleichberechtigung im Internet existiert nicht. Die Verschiedenheiten liegen beispielsweise in der Übertragungskapazität, der Zugangsmethode oder der Bandbreite eines Webanschlusses.”
Hier seien Differenzen zu beobachten, die allein von der Gebühr abhängen, die der Nutzer an seinen Provider zahlt. “Das Wort Internetmaut ist in der Diskussion nicht angebracht, denn es geht nicht um eine Maut, sondern schlicht um die Sicherung der Servicequalität”, sagte Brenner.
Vor allem für die Netzbetreiber ist der permanente Anstieg des Datenvolumens im Web belastend. Schuld an der Verdopplung des Traffic im Zwölf-Monats-Rhythmus ist der Hunger der Nutzer nach Bildern, Videos und Multimedia-Seiten. Entsprechende Portale erleben seit einiger Zeit einen Boom und locken die Web-Surfer auf ihre Seiten. Die Datenmenge, die dabei zustande kommt, belastet die Netze und verlangt einen ständigen Ausbau der Infrastruktur.
“Studien gehen davon aus, dass es künftig zu einer Knappheit bei Bandbreite und Kapazität kommen könnte. Sowohl im B2B- als auch im B2C-Bereich ist der Anstieg des Datenvolumens enorm. Dazu kommt, dass anscheinend in die Infrastruktur zu wenig investiert wird”, so Brenner.
Unter der Datenlast litten zwar alle Nutzer, problematisch sei dies jedoch vor allem für zeitkritische Anwendungen. “Im Consumer-Bereich betrifft dies beispielsweise Online-Gaming aber auch IPTV-Angebote. Im Businessbereich wächst das Segment des Software as a Service sowie On-Demand stark”, erläuterte Brenner.
Bei diesen Diensten sei das Web das Medium und müsse daher auch eine hohe Servicequalität bieten. “Quality of Service ist hier für Unternehmen entsprechend wichtig. Wenn sie eine End-to-End-Garantie für ihren User abgeben wollen, dann muss auch sichergestellt werden, dass die Daten auch tatsächlich in der geforderten Zeit beim Kunden ankommen”, so Brenner.
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