Wikileaks: Cyber-Mobbing für Meinungsfreiheit
Ähnlich wie beim Online-Lexikon Wikipedia sind auch bei Wikileaks die Nutzer aufgefordert, selbst Inhalte beizusteuern. In diesem Fall sollen jedoch Insider-Informationen online publiziert werden, die für die Öffentlichkeit von Interesse und für die Betroffenen rufschädigend sein könnten.
So finden sich auf der Seite beispielsweise Dokumente, die CEOs, Konzerne, Staatschefs und Behörden denunzieren. Die Nutzer sind aufgefordert, die Echtheit der angeführten ‘Beweise’ zu diskutieren. Die Gründer der Seite hatten Pressefreiheit und Enthüllungsjournalismus im Sinn, die Veröffentlichungen bewegen sich jedoch oft hart an der Grenze zum Mobbing. Vergangene Woche wurde die US-Webseite nach einem Gerichtsbeschluss vom Netz genommen.
Abrufbar ist Wikileaks noch immer, wenn auch nun mit dem Länderkürzel der winzigen Weihnachtsinseln. Zum Verbot von Wikileaks.org kam es durch die Klage der Bank Julius Bär. Mehrere hundert Dokumente wurden Wikileaks zugestellt, die einige prominente Kunden der Geldwäscherei oder des Steuerbetrugs überführen könnten. Veröffentlicht wurde auf Wikileaks bisher nur ein Bruchteil dieser Informationen. Auch geheime Dokumente des US-Militärs finden sich auf der Seite. Für Aufsehen sorgte unter anderem das veröffentlichte Handbuch für US-Wachen im Gefangenenlager Guantánamo. Das unter dem Titel ‘Camp Delta Standard Operating Procedure’ bekannte Dokument beschreibt unter anderem, wie den Gefangenen systematisch der Kontakt zum Roten Kreuz verwehrt wird. Auch Anleitung zur Folter mittels Isolationshaft und Schlafentzug findet sich darin.
Gegründet wurde die Webseite von 22 chinesischen Dissidenten sowie Mathematikern und Technologen junger Unternehmen aus den USA, Asien, Europa, Australien und Südafrika. Ihr Ziel ist ‘ethisch-moralisches Leaking’, also das bewusste Durchsickern von Informationen mit guten Absichten. “Wikileaks ist ein Ventil für jeden Regierungsbeamten, jeden Bürokraten, jeden Angestellten, der über beschämende Informationen stolpert, von der die Öffentlichkeit Kenntnis haben sollte”, so die Betreiber.