Saarbrücker erforschen neue Internet-Protokolle
Die heutige Struktur des Internet stammt aus einer Zeit, als man nur Texte und Bilder zwischen Computern austauschte. Für viele audiovisuelle Dienste wie die Internet-Telefonie, die Videokommunikation, Netzwerkspiele oder das Internet-Fernsehen ist die Übertragung über das heute übliche Transportprotokoll TCP nur schlecht geeignet.
Schon kleine zeitliche Verzögerungen oder der Verlust wichtiger Datenpakete haben bei der Übertragung von Multimedia-Daten jedoch fatale Folgen, hieß es von Thorsten Herfet, Professor am Lehrstuhl für Nachrichtentechnik der Universität des Saarlandes.
Heute bestehen demnach bereits mehr als ein Zehntel der Daten, die täglich über das Internet geschickt werden, nicht mehr aus Texten. Der Anteil des Live-Streaming, also von Audio- und Videodaten, die empfangen und gleichzeitig wiedergegeben werden, dürfte im kommenden Jahrzehnt auf mehr als die Hälfte aller Datenpakete im Internet anwachsen.
Dafür biete die bisher verwendete TCP-Übertragung keine zufriedenstellende Grundlage. Denn dort werden die Datenpakete so verschickt, dass der empfangende Rechner immer quittieren muss, ob die Pakete angekommen sind. Tauchen Probleme auf, stockt die gesamte Übertragung, da der Sender immer von neuem Pakete auf die Reise schickt. Auch Alternativen wie die RTP/UDP-Protokolle sichern Übertragungsfehler nicht ab und sind daher für Multimediadaten ungeeignet.
Das Team um Herfet forscht daher an neuen Transport-Protokollen für das Internet, die anders mit der Fehlerrate und dem Zeitverhalten des Internets umgehen. Die Protokolle sollen unabhängig vom Übertragungsweg die Multimedia-Daten in optimaler Qualität zum Empfänger bringen. Über neue Algorithmen versucht man, nur so viele Daten zu übertragen, wie wirklich für die Anwendung notwendig sind – heutige Protokolle verschenken dagegen einen Großteil der Bandbreite.
Zudem gehen die Wissenschaftler flexibel mit der Fehlerrate um. Beim Telefonieren über VoIP stört es zum Beispiel nicht, wenn jedes tausendste Datenpaket nicht beim Empfänger ankommt – beim Internetfernsehen darf es nur noch ein Datenpaket von einer Million sein, um keine Störungen auf dem Bildschirm zu erzeugen.
Auf der CeBIT demonstrieren die Wissenschaftler ihre Ergebnisse am Beispiel einer Fernsehübertragung, bei der Filme in hoher Qualität auf mehrere Laptops gesendet werden (Halle 9, Stand B 35).