Der CIO muss zum Business Leader werden

Auf der CeBIT wird wie jedes Jahr viel versprochen – aber hilft beispielsweise SaaS wirklich, die IT im Unternehmen zu vereinfachen? Hat Nicholas Carr Recht und wird die IT zur “Commodity”? Was bringt eine SOA? Und haben wir wirklich auf die grüne IT gewartet? Chris Howard, Director des Executive Advisory Program (EAP) der Burton Group, gibt Antworten.

silicon.de: Ohne die richtigen Mitarbeiter kann ein CIO noch nicht einmal die erste Ebene abdecken. Nun müssen wir aktuell in der Branche mit einem Fachkräftemangel umgehen. Wie kann ein IT-Manager die richtigen Leute an Bord holen?

Howard: Zu diesem Thema bekommen wir eine Menge Anfragen. Ich denke, Social Computing kann hier tatsächlich helfen. Man kann auf diese Weise Mitarbeiter außerhalb des Unternehmens finden, die für einen Aufgaben übernehmen können. Dabei können auch Mechanismen wie das gemeinsame Lösen von Aufgaben greifen, im Falle von Software klappt das bereits ganz gut. Dem CIO von heute obliegt es, eine eigene Community von externen Programmierern aufzubauen, unabhängig von der Infrastruktur innerhalb des Unternehmens.

Bezogen auf das traditionelle Recruiting würde ich raten, neuen Mitarbeitern das Gefühl zu vermitteln, dass sie die Strategie und den eingeschlagenen Weg mitbestimmen können. Auch dabei können Social Networks sehr hilfreich sein. Mitarbeiter finden so schneller und leichter ihren Platz innerhalb einer Organisation. Sie sind involviert und engagieren sich mehr. Dabei sollte sich der CIO zurückhalten: Fühlen sich die Mitarbeiter in dem Netzwerk überwacht, werden sie sich zurückziehen oder sich verstellen. Das ist dann nicht sehr produktiv.

silicon.de: Gibt es dafür Beispiele?

Howard: Bei Amazon klappt das ganz gut. Sobald jemand eine Idee hat, trägt er diese im Wiki vor. Schnell bildet sich ein Team von Leuten, die diese Idee weiterverfolgen – in der Regel dauert es drei Wochen von der ursprünglichen Idee bis zu deren Umsetzung. Das ist realistisch. Auf diese Weise haben sie bis zu 6000 Projekte im Jahr am Laufen. Nicht immer sind das große Projekte oder Ideen, aber einige davon doch. Eines davon war das ‘Kunden, die diesen Artikel gekauft haben, kauften auch:’-Ding. Solche kleinen aber bahnbrechenden Ideen können binnen weniger Tage umgesetzt werden, weil sie nicht erst die hierarchische Entscheidungskette durchlaufen müssen.

silicon.de: Social Networking ist ein eher ungewöhnliches Thema für CIOs, ich hätte eher erwartet, dass Sie Konzepte wie SOA ansprechen, um Probleme schneller und einfacher zu lösen.

Howard: Meine Erfahrung ist, dass sich CIOs nicht wirklich viele Gedanken über SOA machen. Klar, das Einrichten von Service-Beziehungen mit Partnern und alles ist von Bedeutung, aber am Ende des Tages stellet sich immer die Frage: Was kostet mich das? Es wird viel über Architektur und Beschleunigung von Prozessen und so weiter gesprochen, aber letztendlich ist es eine Frage des Budgets. Und es ist keine Seltenheit, dass SOA-Projekte nach Jahren der Entwicklung doch wieder in Silos verenden. Hier ist gutes Projektmanagement gefragt.

silicon.de: Soviel zu SOA. Eine letzte Frage zu einem Hype-Thema der CeBIT. Green IT. Was haben Sie dazu zu sagen?

Howard: Vor einigen Wochen habe ich in München mit einem Manager von BMW gesprochen. Seine Frage lautete: Wie lange müssen wir uns diesen Quatsch noch anhören? Das Problem in den Rechenzentren sind die überbordenden Stromkosten und der immer knapper werdende Platz. Dieses Problem zu lösen gilt es – dabei kann vor allem Virtualisierung helfen. Das ganze als Green IT zu titulieren ist doch Unsinn. Meiner Erfahrung nach sehen das die meisten CIOs so.