Das Szenario ohne FMC: Die Hamburger Unternehmensberaterin besucht nach ihrem Zwischenstopp in der Münchner Zentrale einen Kunden in Rom. Da vor dem Termin noch Zeit ist, arbeitet sie an einem freien Schreibtisch der italienischen Niederlassung. Um kurzfristig eine Frage zu klären, will ein Münchner Kollege anrufen. Nachdem er die Beraterin per Festnetz nicht erreicht hat, kontaktiert er sie auf dem Handy. Klassischerweise wird der Anruf von Deutschland aus ins italienische GSM-Netz geleitet.
Durch die Konvergenz von festem und mobilem Netz im Rahmen einer FMC-Lösung ist diese Kommunikation reibungsloser und kostengünstiger. Zunächst ist nur ein Kontaktversuch nötig, da die Hamburger Kollegin immer über dieselbe Nummer erreichbar ist – egal, wo sie sich gerade befindet und welches Endgerät sie benutzt. Da das Handy der Beraterin neben GSM auch über eine WLAN-Schnittstelle verfügt, meldet es sich im Büro in Rom automatisch im firmeninternen WLAN an. Da das Gespräch somit nicht über das öffentliche Mobilfunknetz, sondern das interne WAN geleitet wird, fallen hohe internationale Roaming-Gebühren weg.
Wie funktioniert FMC also und was bietet die Technologie im Unternehmenseinsatz? Zentrale FMC-Funktionen sind zunächst:
Trotzdem hat sich FMC in Deutschland bisher nur in wenigen Unternehmen durchgesetzt. Ein Grund dafür sind die damit verbundenen Investitionen in die ITK-Infrastruktur. So müssen die Firmengelände mit einem sprachfähigen WLAN ausgestattet sein, das heißt, es muss eine sehr hohe Dienstqualität und Sicherheit bieten. Darüber hinaus benötigen die Mitarbeiter Dual-Mode-Endgeräte, die auf Grund ihrer technischen Ausstattung teurer als die gängigen GSM-Handys sind.
Doch selbst wenn das Unternehmen willens und bereit für diese Investitionen ist: “Zentrale Elemente der notwendigen Unternehmensinfrastruktur, angefangen vom Client auf dem Dual-Mode-Handy, über den hohen Energieverbrauch der Geräte im WLAN-Betrieb bis hin zu den Steuerungseinheiten der IP-basierten Nebenstellenanlagen sind bezüglich FMC noch nicht kundenfähig”, sagte Sven Brandt, Analyst der Fraunhofer Einrichtung für Systeme der Kommunikationstechnik.
Probleme gebe es noch beim unterbrechungsfreien Roaming zwischen öffentlichem Mobilfunknetz und firmeninternem WLAN. Um vom Markt angenommen zu werden, dürfe es bei der Übergabe eines Telefonats zwischen den beiden Netzen nur zu minimalen Verzögerungen kommen. Außerdem möchten die Anwender nicht nur über das firmeneigene WLAN sondern auch zum Beispiel über das Hotel-WLAN oder andere Hotspots erreichbar sein. “Viele Lösungen leisten dies jedoch so noch nicht,” so Brandt.
Zudem stehen Interessenkonflikte zwischen den Anbietern – vor allem Mobilfunkbetreibern und Hardwareanbietern – der Weiterentwicklung von FMC teilweise entgegen. Das Geschäftsmodell der Mobilfunkbetreiber beruht bekanntermaßen vor allem auf abgerechneten Gesprächsminuten und Roaming-Gebühren.
Durch die Nutzung von WLANs und Volumen-Flatrates bei UMTS würden diese Einnahmen erheblich reduziert. Einige Betreiber blockieren daher den Austausch von IP-Datenpaketen für mobiles Voice over IP in ihren Netzen und eliminieren damit einen Kostenvorteil von FMC. Im Gegenzug senken die Mobilfunknetzbetreiber zunehmend die Gebühren und bieten mit Voice-Flatrates in gut ausgebauten europäischen Netzen eine zumindest wirtschaftlich attraktive Alternative zu FMC.
Von einem Durchbruch von FMC in deutschen Unternehmen kann also vorläufig noch keine Rede sein. Neben langfristigen Kostensenkungen sind jedoch Effizienzgewinne für Geschäftsprozesse durch verbesserte Erreichbarkeit und optimierte Kommunikation möglich. Langfristig dürften viele Unternehmen somit nicht um die Konsolidierung ihrer festen und mobilen Telefonie herumkommen – für eine perfekte Kommunikation zwischen Hamburg, München und Rom.
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