Doch ist Multis nicht das einzige Unternehmen, das mit altem Eisen sein Geld macht. Auch Hersteller wie etwa Fujitsu Siemens Computers beteiligen sich hier. FSC hat zwar den Handel mit gebrauchten Workstations, PCs oder Laptops längst an unabhängige Händler weitergleitet, doch bei gebrauchten Servern, besonders alten Unix-Systemen, hat der Hersteller nach wie vor einen Fuß in der Tür.

Auch die Expansionspläne der Multis Gruppe machen deutlich, dass es durchaus einen Markt gibt für ausgemusterte Hobel. Multis hat sich darauf spezialisiert, alte Systeme aufzupolieren und wieder auf den Markt zu bringen. Das ist eine besonders umweltschonende Form des Recyclings neben dem Wiederverwerten oder Ausschmelzen der verbauten Rohmaterialien in den Rechnern.

Aber was macht diese alten Server so interessant. Einige treten in Entwicklungsländern neue Aufgaben an. Viele werden aber auch von westlichen Firmen mit soliden Bilanzen nachgefragt. Warum?

Meist ist ein bestimmtes Modell nur etwa 18 Monate im Angebot der Hersteller. Und das ist gerade gewerblichen Anwendern oft viel zu kurz. Sie würden es vielmehr vorziehen, dass solche Systeme zwischen drei und sieben Jahre verfügbar sind.

Multis schätzt, dass etwa 10 bis 15 Prozent des gesamten Server-Marktes von wiederaufbereiteten Systemen beherrscht wird. Gerade sehr große Unternehmen haben bei einer Hardware-Umstellung enorme Kosten. Nicht nur durch den Wechsel der Hardware, sondern auch die Migration von Anwendungen oder Eigenentwicklungen kann sehr hohen finanziellen Aufwand nach sich ziehen. Daher sind diese Unternehmen geneigt, zum Teil für ältere Geräte eines bestimmten Typs teilweise sogar mehr zu bezahlen als für einen neuen Server.

Das Unternehmen erklärt, dass in den ersten Jahren ein aufbereiteter Server etwa 15 Prozent billiger als die Neuware ist. Wenn diese Geräte aber nicht mehr auf Lager sind oder vom Hersteller nicht mehr gepflegt werden, dann können die Preise in die Höhe schnellen.

Ein Beispiel ist die Luftraumkontrolle in Großbritannien. Plötzlich mussten Geräte herangeschafft werden, die etwa 1965 aktuell waren. Auch Validierungen für den medizinischen Bereich können ein Motiv für ältere und bereits für teures Geld zertifizierte Plattformen sein. Für Mulits hätte auch nichts Besseres passieren können, als dass HP nach der Übernahme von Compaq die VAX-Minicomputer-Familie (ursprünglich Digital Equipment) nicht mehr weiterführte.

Multis arbeite daher auch sehr eng mit den Herstellern zusammen. Teilweise baut der Händler und Dienstleister alte Alpha-Systeme für HP-Anwender. Auf die Unternehmen aktiv zugehen kann das Unternehmen daher nicht, denn das würde bei den Herstellern einen sauren Nachgeschmack hinterlassen, die ja schließlich neue Server verkaufen wollen.

Silicon-Redaktion

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