FSC-CTO Joseph Reger: Mit x86 gegen IBMs Mainframes
silicon.de sprach auf der CeBIT mit dem Chief Technical Officer (CTO) von Fujitsu Siemens Computers (FSC). Wir befragten den Experten zu seiner Strategie, auf x86-Basis die neuen Mainframes von IBM anzugreifen. Weiteres Thema: Green IT und Virtualisierung.
silicon.de: Fujitsu ist gerade dabei, in die Riege der High-Performance-Computing-Schwergewichter zurückzukehren. Das Unternehmen ist mit dem Bau eines Next-Generation-Supercomputers für die Universität Kyoto beauftragt worden. Kann FSC auf Entwicklungen in diesem Bereich zurückgreifen oder läuft das komplett separat?
Reger: Ja, das könnten wir schon. Aber die Entwicklung in diesem Bereich läuft komplett separat, weil das kein kommerzieller Rechner, sondern ein technisch-wissenschaftlicher Rechner ist, von denen es auch keine hohen Stückzahlen geben wird. Wir könnten zwar durchaus mit profitieren, aber wir beteiligen uns gar nicht am Geschäft mit High-Performance Supercomputing für technisch-wissenschaftliche Zwecke.
silicon.de: Alle reden auf der CeBIT von Green IT – FSC auch. Geht es denn nicht eigentlich um Serverkonsolidierung, Personalabbau sowie Strom- und damit Kostenreduktion? Ist Green IT nicht einfach nur ein Vorwand für den Versuch, die Kostenexplosion im RZ unter Kontrolle zu bekommen?
Reger: Ein Vorwand ist es nicht. Tatsache ist, dass andere Anbieter sehr auf Green IT pochen – und das doch eher zum grübeln oder schmunzeln anregt. Die Begrifflichkeit ist doch sehr gedehnt. Green IT ist zurzeit ein Hype, jeder will mitreden. Auch diejenigen die gar nichts machen. Wir wollen doch letztendlich erreichen, dass die Erde von den negativen Auswirkungen der IT-Industrie besser geschützt ist. Ob die aktuellen Maßnahmen aus moralisch hochwertigen oder aus niederen Beweggründen passieren, ist aus Sicht der Erde erst mal egal. Hauptsache, es passiert irgendetwas.
Ich fühl mich auch ein klein wenig über die Diskussion erhaben: Fujitsu Siemens kann nicht gemeint sein, wenn darüber geredet wird, dass das Thema aufgeblasen wird. Weil wir uns nachweislich seit über 20 Jahren engagieren. Unser erster Green-PC vor 15 Jahren ist zwar nicht vergleichbar mit den heutigen PCs, aber für die damaligen Verhältnisse war es ein Green PC. Wir haben nie die gesetzlichen Verschärfungen der Produktionsregeln abgewartet, sondern immer selber frühzeitig agiert. Wir haben unsere Produktion in Augsburg – Jahre bevor es notwendig war – auf bleifreies Löten und halogenfreie Materialien umgestellt. Es ist eher so, dass die anderen jetzt so grün sein wollen wie Fujitsu Siemens. Wir bringen verschiedene Elemente zusammen – wir gehen nicht nur die Fragen des Energieverbrauchs an, sondern auch die Recycelfähigkeit, indem wir beispielsweise beim Scaleo Green PC das Gehäuse nicht so lackiert haben, wie es üblich ist, weil da Oberfläche so sehr versiegelt wird, dass ein späteres Recyceln schwierig wird.
silicon.de: Wenn Sie Green IT also ernst nehmen, wieso dann viele x86-Chips statt weniger Hochleistungskerne wie beim Itanium oder dem Power-Chip? Können Sie mit Ihrer x86-Strategie Ihrem ökologischen Anspruch gerecht werden?
Reger: Itanium spart im Vergleich gar keinen Strom. Auch die Power-Chips sind mit ihren vielen Kernen nicht gerade stromsparend. Wenn man nur auf Stromsparen hinaus will, gibt es ganz andere Architekturen. Aber das ist eine verkehrte Rechnung – sie können zwar sagen ‘Ja, ich nehme eine absolut exotische Plattform, die stromsparend ist’ – aber man kann darauf keine Software installieren. Man muss mit Augenmaß und Vernunft an das Problem herangehen. Das Ziel ist nicht, die Informationstechnologie zu eliminieren – sondern die Erde zu retten mithilfe der Informationstechnologie. Zeitgleich müssen wir die Bedürfnisse der Industrie berücksichtigen, da unsere Gesellschaft durch und durch von IT bestimmt ist. Wir müssen das alles aber so tun, dass am wenigsten Schaden angerichtet wird. Und das erreicht man dann, wenn man die herkömmlich verbreiteten Plattformen nimmt, und dort die Verbesserungen macht.