Microsoft startet seine Interoperabilitäts-Initiative
Microsoft hat am 21. Februar angekündigt, seine Hauptprodukte für Konkurrenten zu öffnen. Nun hat der Softwarekonzern erste konkrete Schritte angekündigt und eine ‘Document Interoperability Initiative’ gestartet. Zum Auftakt nehmen daran Unternehmen wie Novell, Mark Logic, Quickoffice, DataViz und Nuance teil.
Microsoft hatte im Februar versprochen, viele Dokumentationen der Kommunikationsprotokolle zu veröffentlichen. Damit soll es Dritten erleichtert werden, eigene Anwendungen einfacher mit Microsoft-Produkten zu verknüpfen. Kritiker sahen darin den Versuch, die EU in ihren Kartellrechtsuntersuchungen zu bremsen.
Doch das half nichts: Am 27. Februar verhängte die EU eine saftige Strafe gegenüber Microsoft. Die 899 Millionen Euro sind die bislang höchste Strafe, die Brüssel einem einzelnen Konzern bislang auferlegte. Als Grund gab die EU-Kommission an, dass Microsoft sich nicht an die Vorgaben gehalten habe und externen Entwicklern Zugang zu dem gleichen Programmierungs-Interface (APIs) gegeben habe, die auch die Redmonder Ingenieure nutzen.
Auch weiterhin überwiegt die Skepsis gegenüber Microsoft: Zu oft hat sich Microsoft als sehr hartleibig im Umgang mit seinen Wettbewerbern erwiesen. “Die Welt braucht ein dauerhaft anderes Verhalten von Microsoft, keine weitere Ankündigung”, erklärte etwa der Branchenverband ECIS, eine Vereinigung der Microsoft-Konkurrenten.
Nur die nun zum Treffen eingeladenen Firmen äußerten sich positiv. In einem Blog des Chief Marketing Officers von Novell, John Dragoon, hieß es etwa, man habe mit Microsoft in Sachen Interoparabilität gute Erfahrungen gemacht. Die Chancen auf eine Fortsetzung dieses Kurses stünden gut. Andere Open-Source-Firmen waren in Ihren Statements weitaus vorsichtiger.
Der neue Microsoft-Kurs kommt – wie angesprochen – nicht von ungefähr: Erst im Oktober 2007 hatte der europäische Gerichtshof in einem Berufungsverfahren die Rechtmäßigkeit früherer Sanktionen gegen den Konzern – darunter ein Bußgeld von knapp 500 Millionen Euro – ohne Einschränkungen bestätigt.
Die neuste Wettbewerbsbeschwerde in der EU wurde vom norwegischen Browser-Herstellers Opera Opera lanciert. Die Firma hat Microsoft Anfang des Jahres beschuldigt, den Internet Explorer in unzulässiger Weise mit dem Betriebssystem Windows gekoppelt zu haben. Auch der Branchenverband ECIS forderte vor der EU Informationen über Schnittstellen ein, deren Herausgabe von Microsoft bislang verweigert wurde.