Deutsche Unix User: Absage an “Shareholder-Value” und “Zielvereinbarungen”

So eröffnete der Vorstandsvorsitzende der InterFace AG aus München, Roland Dürre, mit einer provokanten These die diesjährige Konferenz: “Die Betriebswirtschaft ist immer ein bisschen dumm.” Vor weit über 100 anwesenden Unix- und Open-Source-Experten stellte der seit 25 Jahren selbständige Unternehmer im Folgenden die aktuellen Zwänge von Programmierern zwischen Zielvorgaben und damit verbundener Gewinnmaximierung dar.

In seiner Keynote an der Hochschule München ging der gelernte Mathematiker und Informatiker hart ins Gericht mit der 1986 vom amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler Alfred Rappaport veröffentlichten Theorie des “Shareholder-Value“. Er begründete seine Kritik an der Beurteilung von Unternehmen anhand des Aktienwertes mit einer selten berücksichtigten Tatsache: “Sie können nicht sagen, dass es diesen Wert gibt – denn es gibt die Zeitachse.”

Der kurzfristigen Sicht auf “Shooting-Stars” der Börse, wie Google mit 9 und Microsoft mit 27 Jahren Existenz, stellte der seit 1982 mit Unix befasste Experte “Hidden Champions” entgegen, wie die seit 48 Jahren existierenden Lebensmittel-Discounter ALDI Nord und Süd mit ihrem dezentralen Führungsprinzip. Wenige – jedoch für alle Mitarbeiter verbindliche – Regeln sicherten Unternehmen eine selbstverständliche Ausrichtung auf den Markt. In diesem Zusammenhang stellte Dürre die aktuell auf drei Themen ausgerichtete Geschäftspolitik seines früheren Arbeitgebers Siemens zur Diskussion.

Kritisch äußerste sich der Vorstand des 70-köpfigen Software-, Speicher- und Netzwerk-Spezialisten InterFace zur zunehmenden Industrialisierung der Arbeitswelt. Mit der Reduzierung auf “Hard Facts” – unter anderem durch Zertifizierungen – würden kreativ arbeitende Ingenieure zu austauschbaren Objekten degradiert. Zielvereinbarungen verglich der erfahrene IT-Spezialist mit einem Schalter an Maschinen, um das Tempo zu erhöhen. Die Koppelung von wirtschaftlichen Vorgaben und “Service Level Agreements” nannte Dürre in einem Atemzug mit “Akkordarbeit am Fließband”.

Page: 1 2

Silicon-Redaktion

Recent Posts

GEBHARDT Intralogistics setzt bei IT-Transformation auf S/4HANA

Mit SAP S/4HANA und Cloud-Technologien legt der Intralogistik-Spezialist Basis für eine zukunftsweisende IT-Architektur.

7 Stunden ago

Elisabeth-Klinik Bigge setzt für Verwaltung von iPads auf Jamf Pro und Apple Business Manager

Automatisiertes Management von iPads sorgt für reibungslosen Betrieb sowie Sicherheit und verlässlichen Datenschutz.

7 Stunden ago

Malware Ranking Februar: AsyncRAT sorgt in Deutschland für wirtschaftliche Schäden

Der aufstrebende Trojaner wird in professionellen Kampagnen eingesetzt, die Plattformen wie TryCloudflare und Dropbox zur…

7 Stunden ago

KI-Wettrennen: Deutschland muss aufholen

Investitionsbemühungen der Unternehmen werden nur erfolgreich sein, wenn sie die Datenkomplexität, -sicherheit und -nachhaltigkeit bewältigen…

1 Tag ago

Fakten statt Fiktion: Was tun gegen KI-Halluzinationen und -Bias?

Generative KI kann falsch liegen oder vorurteilsbehaftete Ergebnisse liefern. Maßnahmen, mit denen Unternehmen das Risiko…

1 Tag ago

Deutsche Wirtschaft räumt Versäumnisse ein

82 Prozent der Unternehmen sind der Meinung, die aktuelle Konjunkturkrise sei auch eine Krise zögerlicher…

2 Tagen ago