List: Auf der CeBIT stieß der EeePC von Asus auf großes Interesse. Wie beurteilen Sie diesen Trend zu günstigen, tragbaren Computersystemen – ist es bloß ein Hype oder doch eine nachhaltige Entwicklung?
Schwaderer: Ich bin überzeugt, dass diese Entwicklung sehr nachhaltig ist. Heute tummeln sich eine Milliarden Menschen im Web. Die nächste Milliarde steht schon Gewehr bei Fuß. Genau für diese Märkte sind die Low-Cost-Rechner gedacht. Nun leben wir jedoch in einer globalen Welt und können Produkte nicht bestimmten Märkten vorenthalten. In Europa wird der EeePC von Menschen als Zweitrechner genutzt. Er ist beispielsweise praktisch, um Fotos auf Reisen abzuspeichern oder zu sichten und eignet sich als Reiseschreibmaschine. Es ist ein kleines, praktisches Produkt für unterwegs, aber er ist kein Arbeits-PC.
List: Mit dem kürzlich vorgestellten Atom-Prozessor springt Intel auf diesen Zug auf. Was ist künftig geplant?
Schwaderer: Der Atom-Prozessor richtet sich nicht nur an die Mini-Notebooks, sondern es gibt noch einige weitere Anwendungen für den Chip. So kann mit Atom eine Rechnerplattform günstig in einen Fernseher integriert und damit das TV-Gerät auf einfache Weise an das Web angeschlossen werden. Durch die PC-Funktionen kann die Wiedergabe von Filmen, Videos sowie Musik somit direkt am Fernseher gesteuert werden.
Ein weiterer Einsatzbereich für Atom sind ‘Mobile Internet Devices’ (MID), die auf den ersten Blick auch die vielversprechendsten Geräte sind. Die MIDs kann man sich so ähnlich wie das iPhone vorstellen. Jedoch haben sie einen größeren Bildschirm und zusätzlich den Vorteil, dass eine echte PC-Plattform integriert ist. Da das Web für den PC geschrieben ist, kann auf diesen Geräten der gesamte Inhalt des Internets dargestellt werden. Man bekommt das Web sozusagen wirklich in die Tasche.
List: Die Entwicklung von Halbleiter-Herstellern geht nicht von einem Tag auf den anderen. Ist Asus mit dem Erfolg des EeePC den Intel-Plänen für MIDs in die Quere gekommen?
Schwaderer: Nein, es handelt sich dabei um zwei getrennte Entwicklungen, die einander ergänzen. Die Hardware-Plattform ist zwar die gleiche, aber wir verfolgen auch ganz andere Pläne. Mit MIDs werden wir erstmals die reifen Märkte ansprechen, wo auch eine gut ausgebaute Infrastruktur mit UMTS, WLAN oder WiMAX vorhanden ist. Für Schwellenländer haben wir mit dem ClassmatePC ein eigenes Programm laufen. Was Asus mit dem EeePC gemacht hat, das planen wir schon seit langem. Wir wollen jedoch nicht die Endgeräte produzieren, sondern liefern nur die Komponenten. Asus wird außerdem mit seinem Produkt nicht der einzige Hersteller bleiben.
List: Das bedeutet, dass es strategisch von vornherein so geplant war?
Schwaderer: Ja, absolut. Unsere Classmate-Strategie ist langfristig angelegt und es gibt sie schon länger als das Asus-Gerät. Wir haben mit Asus auch an ihrem Konzept gearbeitet. Das Unternehmen ist für uns ein willkommener Partner, der langfristig in diese Strategie investiert und unsere Chips nutzt.
List: Wie einfach ist es für einen Halbleiter-Hersteller, kurzfristig auf Markttrends zu reagieren?
Schwaderer: Wir arbeiten an grundlegenden Technologien mit zehn Jahren Vorlaufzeit. Mit der Einführung der 45-Nanometer-Transistor-Technologie haben wir nun zum ersten Mal seit 40 Jahren den Aufbau eines Transistors komplett revolutioniert. So kommt erstmals das Element Hafnium zum Einsatz und die Chips haben dramatische Vorteile – beispielsweise beim Energieverbrauch. Die Vorarbeit daran hat 18 Jahre in Anspruch genommen.
Das Elegante an einer PC-Architektur ist, dass sie sehr offen ist. Wir haben rundum offene Standards und offene Software. Somit können wir Markttrends relativ schnell aufgreifen, solange wir die Basisarchitektur dafür haben.
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