Mediziner: elektronische Krankenakten gefährdet
Im Zuge der Einführung der umstrittenen Gesundheitskarte wird auch eine zentrale Sammelstelle für die Daten von rund 80 Millionen deutschen Patienten diskutiert. Ein solcher Datenpool wäre ein gefundenes Fressen für Hacker oder Unternehmen, die diese Informationen für ihre Zwecke missbrauchen.
Aber auch die elektronische Gesundheitskarte ruft Kritiker auf den Plan, denen die zentrale Speicherung der Patientendaten – egal auf welchem Server – ein Dorn im Auge ist. “Eine zentrale Speicherung birgt hohe Gefahren in sich”, warnt Joachim Jakobs, Sprecher der Initiative privatsphaere.org.
Neben einem unbefugten Zugriff und dem damit verbundenen Missbrauch der Daten müsse zudem die Möglichkeit der mutwilligen Datenmanipulation beachtet werden. Kriminelle würde mit den zentralen Servern ein einziges, großes Ziel geboten werden. Die Initiative fordert daher eine Überarbeitung des technischen Konzepts und die Entwicklung einer dezentralen Lösung. “Damit hätten die Angreifer nicht nur ein sondern 80 Mio. Ziele, die dadurch für Kriminelle wesentlich weniger interessant wären”, so Jakobs.
Besorgniserregend ist für Datenschützer sowie Ärzte auch die sich abzeichnende Kommerzialisierung der Krankenakten. In den USA hat der Suchmaschinenriese Google bereits erste Tests mit seiner Software Google Health gestartet. Die Online-Patientenakte kann, so sieht es Google vor, weiterverkauft werden. Zwar ist dafür eine explizite Zustimmung des Patienten notwendig, allein die Möglichkeit einer kommerziellen Weiterverwendung sei jedoch schon alarmierend, so die Ärztekammer.
“Wir dürfen nicht zulassen, dass Patientendaten zur Handelsware werden. Diese hochsensiblen Gesundheitsdaten gehören nicht in die Hände von unbefugten Dritten, die in Betracht ziehen, daraus ein Geschäft zu machen”, sagte Bartmann. Auch bei der notwendigen kritischen Auseinandersetzung mit der elektronischen Gesundheitskarte dürften andere Bedrohungen gegenüber den Patientendaten nicht ignoriert werden, fordert der Mediziner.