Nvidia bringt Windows Vista zum Absturz
30 Prozent aller Windows-Abstürze werden von Treibern des Grafikkartenexperten Nvidia verursacht. Diese Angaben beziehen sich auf das Frühjahr 2007 und wurden nun im Zuge einer Klage gegen Microsoft vor dem US-Bezirksgericht in Seattle wegen angeblich irreführender Werbung für Vista veröffentlicht.
Generell scheint Vista ein Problem mit Grafikkarten gehabt zu haben: Gleich auf die Abstürze durch Nvidia-Karten folgen Systemzusammenbrüche durch ATI-Treiber. Diese seien für neun Prozent aller Abstürze von Vista verantwortlich. Unverträglich reagiert Vista in weiteren neun Prozent auf Intel-Software. Aber Vista hat auch mit Microsoft-eigener Software zu kämpfen: Diese ist nämlich die Ursache für 18 Prozent aller Probleme.
Nvidia aber winkt ab: “Die Probleme liegen mehr als ein Jahr zurück”, so der PR-Direktor Derek Perez von Nvidia. Sein Unternehmen habe diverse Schritte unternommen, um den Fehlern zu begegnen. Heute träten kaum mehr Probleme im Zusammenspiel von Grafikkarten und dem Windows-Betriebssystem auf: “Wir entwickeln unsere Treiber ständig weiter.”
Auch Microsoft spielt das Problem herunter. “Wir haben ein System entwickelt, um Fehler schnell zu identifizieren und zu beheben. Nvidia hat ähnliche Schritte eingeleitet und große Fortschritte bei der Fehlerkorrektur erzielt.” Grafikkarten seien generell sehr komplex, die Abstimmung mit dem Betriebssystem sei eine diffizile Angelegenheit.
Die zuständige Richterin in Seattle hat im Februar die bereits im vergangenen Jahr eingereichte Sammelklage gegen Microsoft wegen irreführender Werbung mit dem “Vista capable”-Logo zugelassen. Die Anwälte der Kläger haben eine Reihe prominenter Zeugen geladen. Darunter sind auch der ehemalige Windows-Chef Jim Allchin, diverse Hersteller von Prozessoren und Computern sowie US-Handelsketten und Analysten.
Insgesamt soll die Zeugenliste 29 Personen oder Unternehmen umfassen, beispielsweise Intel, Dell, Sony, Toshiba, Hewlett-Packard, Amazon, Wal-Mart, Gartner und die NPD Group. Die Kläger wollen auf diese Art herausfinden, ob Microsoft und die Zeugen Vista Home Basic tatsächlich als vollwertiges Vista einschätzen. Aufgrund des Fehlens der Aero-Oberfläche und anderer Premium-Features unterstellt die Klägergruppe, das es sich bei Home Basic um kein echtes Windows Vista handle.
Microsofts Werbeplan sah vor, zwei Aufkleber mit “Vista capable” und “Vista ready” auf Rechnern anzubringen. “Vista capable” war für PC-Systeme mit Windows XP gedacht, die die grundlegenden Voraussetzungen für den Betrieb von Vista bieten. “Vista ready” prangte auf XP-Systemen, die genügend Leistung boten, um auch Windows Vista mit all seinen Funktionen einsetzen zu können.
Die Sammelklage hatte zuletzt Ende Februar für Aufsehen gesorgt, als ein Richter Schriftverkehr zwischen Intel und Microsoft freigegeben hatte. Mehre E-Mails berichteten von Problemen hochrangiger Microsoft-Mitarbeiter mit Windows Vista sowie der Herabsetzung der Systemanforderungen für Vista auf Wunsch von Intel.