Autos mit Stromanschluss werden serienreif
Fahrzeuge, die mit Strom aus der Steckdose betrieben werden können, werden verstärkt zum Mainstream-Produkt. Diese Ansicht vertritt die Consultingfirma Frost & Sullivan. Als treibende Kraft dafür sehen Analysten den Übergang zu Lithium-Ionen-Akkus, die eine höhere Kapazität bieten als die bisher gängige Technologie.
“Mit dem Aufkommen der Lithium-Ionen-Batterien wird die Automobilindustrie eine revolutionäre Veränderung erleben”, sagte Anjan Hemanth Kumar, Analyst bei Frost & Sullivan. Für Autos mit Stromanschluss bringe die Technologie entscheidende Vorteile. Im Vergleich zu den bisher eingesetzten Nickel-Metallhydrid-Akkus liege die Energiedichte zwei bis drei Mal so hoch. Auch sei es dadurch möglich, die Emissionen um 60 bis 80 Prozent zu reduzieren.
Letzteres ist der Grund, warum auch Umweltaktivisten wie Wolfgang Pekny, Geschäftsführer der Plattform Footprint, die Entwicklung begrüßen. “Wir brauchen hocheffiziente Fahrzeuge, die erschwinglich sind”, so Pekny. Genau hier sieht Frost & Sullivan derzeit noch eine Hürde, da die Lithium-Ionen-Batterien zu höheren Fahrzeugkosten führen. “Die Herausforderung wird also sein, sowohl Herstellungs- als auch Verpackungskosten zu senken”, so Kumar.
Für die Lithium-Ionen-Akkus spricht indes das Verbesserungspotenzial im Bereich der Kapazität. Am Argonne National Laboratory haben Forscher durch Verwendung von Manganoxid in den Elektroden eine Kapazitätssteigerung um 30 Prozent erzielt, berichtete das Magazin Technology Review. Nun wollen die Wissenschaftler die Entladegeschwindigkeit der neuartigen Batterien verbessern, um sie für Autos mit Stromanschluss nutzbar zu machen. Noch spektakulärer ist eine mögliche Kapazitätssteigerung auf das Zehnfache durch Silizium-Nanodrähte, die Forscher der Universität Stanford im Dezember 2007 in Aussicht stellten.
Die aktuellste Meldung aus der Automobilindustrie stammt von General Motors. Kürzlich stellte das Unternehmen ein Computerprogramm für Haltbarkeitstests an Lithium-Ionen-Batterien vor. Tests in den USA und Deutschland sollen sicherstellen, dass die Batterien für den ‘Chevrolet Volt’ die Anforderungen erfüllen. Dieses Auto mit Stromanschluss soll im Jahr 2010 auf den Markt kommen und im reinen Elektrobetrieb 64 Kilometer Reichweite haben. Anlässlich des Genfer Autosalons Anfang März hatten der Daimler-Konzern und der Zulieferer Continental eine serienreifen Lithium-Ionen-Batterie vorgestellt.
Frost & Sullivan hat auch Strategien untersucht, die die Markteinführung von Autos mit Stromanschluss dienen können. So rechnen die Analysten mit Kooperationen zwischen Batterieherstellern, Regierungen und Energieunternehmen zu diesem Zweck. Mögliche Käufer der Fahrzeuge wären Bewohner der Vorstädte, die die Autos nachts in Garagen aufladen können.